"Geistiger Mittelpunkt der Gemeinschaft": der Chronist Rudolf That (1907-1993)

1. Februar 2008

Allgemeiner Bericht

Im vorigen Sommer erfüllten sich 100 Jahre seit der Geburt unseres langjährigen Schriftführers und Chronisten, Rudolf That. Geboren wurde er am 23. Juni 1907 in Brenndorf, gestorben ist er vor 15 Jahren, am 29. Juli 1993, in Kirchheim/Teck. Zum Gedenken an den Mitbegründer und Ehrenbürger der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“ drucken wir im Folgenden den „Nachruf auf einen väterlichen Freund“ von Otto Gliebe nach („Briefe aus Brenndorf“, 36. Folge, Weihnachten 1993).
„Pfingsten 1976“ – In die Gaststätte „Brauner Hirsch“ in Dinkelsbühl kommt ein älterer, weißhaariger Herr und stellt sich den anwesenden Brenndörfern mit folgenden Worten vor: „Ich heiße Rudi That, bin in Brenndorf geboren und habe für Brenndorf eine Chronik geschrieben. Hier ist das Manuskript.“ – Dieses war die Geburtsstunde der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“. Siebzehn Jahre lang hat er sich für das Wohl seiner geliebten Dorfgemeinschaft eingesetzt und war ihr geistiger Mittelpunkt. Die Handschrift seiner unermüdlichen Tätigkeit spiegelt sich in unseren Heimatbriefen, mit den verschiedensten Titelbildern und Illustrationen aus seiner Feder versehen, in den Postkarten mit Brenndörfer Motiven und nicht zuletzt in seinem Lieblingswerk, der Chronik von Brenndorf, wider. Trotz seines ruhigen und bescheidenen Wesens, entwarf er immer neue Pläne und steckte voller Ideen. Unzählige Briefe mit Anregungen, Vorschlägen und Entwürfen wechselten von Kirchheim nach Ansbach, und immer ging es nur um das eine, um das Wohl der Gemeinschaft.

Rudolf That (1907-1993) ...
Rudolf That (1907-1993)
Als Dank für sein Pflichtbewusstsein und seine Treue für diese Gemeinschaft wurde Rudi That beim Brenndörfer Nachbarschaftstag 1988 in Dinkelsbühl zum Ehrenbürger ernannt. Obwohl er sich beim Nachbarschaftstag 1991 aus Altersgründen nicht mehr zur Wahl stellte – er wollte den jungen Leuten die Chance geben, sich zu bewähren – war er immer dabei, wenn es um die Vorbereitung der Treffen oder sonstige Arbeitsbesprechungen ging.

Und so kam es nicht von ungefähr, dass er auch im April 1993 an unserer Vorstandssitzung in Gundelsheim teilnahm und mitwirkte.

Als ich ihm am 23. Juni zu seinem 86. Geburtstag gratulierte, sagte er mir am Telefon: „Im Herbst komme ich nochmals nach Ansbach, denn wir haben allerhand zu besprechen.“ Ein Wiedersehen mit meinem väterlichen Freund Rudi sollte es aber nicht mehr geben. Die Nachricht von seinem unerwarteten Tod hat uns sehr betroffen, denn er hinterlässt eine schier unschließbare Lücke in unseren Reihen. Seinen Nachfolger in diesem „Amt“, Siegbert Bruss, hat er sehr geschätzt und ihm kurz vor seinem Tode das fast fertige Manuskript zu einer erweiterten Auflage unseres Heimatbuches ans Herz gelegt. Wir werden uns bemühen, seine Ideen und Gedanken für das Wohl der Dorfgemeinschaft, in seinem Sinne, fortzuführen und gedenken seiner in Treue und Ehrfurcht.“

Er war ein fleißiger, treuer und von unserer gemeinsamen Sache überzeugter Anhänger der siebenbürgisch-sächsischen Kultur. Sein ganzes Wirken war ausgerichtet auf die bedeutenden Zitate von Goethe und Schiller; „Was du geerbt von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen“ und „Was auch daraus werde, steh zu deinem Volke“.

Daten und Zitate

Am 23. Juni 1907 in Brenndorf geboren, zog Rudolf That schon in früher Kindheit mit seiner Familie nach Hermannstadt um. Trotz schwerer materieller Umstände studierte er Maschinenbau am Polytechnikum Friedberg (Hessen) und war anschließend als Ingenieur bei „Hess“ und „Rieger“ (später „Independenţa“) in Hermannstadt tätig. Gleichzeitig ging er humanistischen Interessen nach. Angeregt von dem Maler Ferdinand Mazaneck, entstanden meist Federzeichnungen, Aquarelle in warmen Pastelltönen und Zeichnungen mit Wachsfarben.

Seit seiner Ausreise nach Deutschland 1969 arbeitete er an der Ortschronik, die im Jahr 1979 unter dem Titel „Brenndorf. Ereignisse und Gestalten aus der 700jährigen Geschichte einer siebenbürgisch-burzenländischen Gemeinde“ im Hercynia Verlag, Kipfenberg, erschien. Es ist eine der besinnlichsten und anschaulichsten Dorfchroniken Siebenbürgens, „eine Liebeserklärung sondergleichen an seine Heimat“, geschrieben „mit Herzblut und auch schriftstellerischem Können“ (Paul Kloess).

„Beeindruckend waren seine Offenheit und sein Idealismus, der keine weltfremden Züge trug. Er verstand es, die Tradition wieder lebendig zu machen und nach ihren Werten zu leben.“ (Fritz Tontsch) „Eingebettet in die Gemeinschaft und im kulturellen Dienst der Heimatgemeinde hat Rudolf That seine geistige Erfüllung gefunden“ (Siegbert Bruss).

Otto Gliebe

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