200 Jahre Kirchengeschichte in Brenndorf

1. Mai 2009

Allgemeiner Bericht

Brenndorf verfügt über eine für Siebenbürgen einmalige geschichtliche Dokumentation: Zu Pfingsten 2009 erscheint eine CD-ROM mit acht Bänden der Consistorial- und Presbyterialprotokolle der evangelischen Kirchengemeinde von 1807 bis 2006. Zu bestellen zum Preis von 9,80 Euro, zuzüglich Porto, bei Otto Gliebe, Ringstraße 49, 91522 Ansbach; E-Mail: otto [ät] gliebe.de. Die wichtigsten Ereignisse hat Otto Gliebe im Folgenden zusammengefasst.
Brenndorf hatte zu seiner Blütezeit, nach der Jahrhundertwende (1900), knapp 1500 siebenbürgisch-sächsische Einwohner und war bis zum zweiten Weltkrieg ein blühendes Bauerndorf im Burzenland. Der Kriegseinsatz mit hohen Verlusten, die Kriegsgefangenschaft, die Deportation der arbeitsfähigen Frauen und Männer in die Sowjetunion (1945), die zwangsweise Evakuierung eines Teils der sächsischen Bevölkerung in rumänische Gebiete (1952), vor allem aber die Enteignung von Grund und Boden (1945) haben die Siebenbürger Sachsen stark dezimiert und verunsichert. Die aussichtslose Lage, den enteigneten Besitz wieder zu bekommen und die ehemals weitreichende Autonomie als Minderheit im rumänischen Staat wieder zu erlangen, hat die meisten der in Brenndorf lebenden Sachsen dahingehend stark beeinflusst, die Auswanderung in die Bundesrepublik Deutschland in Erwägung zu ziehen. Dieser Schritt wurde vor und nach der Wende (1989) von den meisten Sachsen auch vollzogen, wobei nur noch wenige sächsische Familien, meist alte Leute, oder solche, die keine Verwandten in der Bundesrepublik hatten, in Brenndorf zurückgeblieben sind. Die meisten Häuser wurden in Eilverfahren an auswärtige Rumänen oder Zigeuner, ohne Rücksicht auf Verluste, verkauft, so dass heute von den einst 297 sächsischen Höfen in Brenndorf nur noch zehn Höfe von sächsischen Familien bewohnt werden.

Um die Geschichte der Siebenbürger Sachsen in Brenndorf zu dokumentieren, hat der Vorstand der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“ (Heimatortsgemeinschaft Brenndorf) die vormals im Pfarrarchiv vorhandenen schriftlichen Unterlagen und Aufzeichnungen fotokopiert und bearbeitet. Die Unterlagen sollen den Nachkommen oder sonstigen Interessenten in leicht zugänglicher Weise zur Verfügung stehen. Leider mussten wir feststellen, dass die Unterlagen der politischen Gemeinde (Rathaus), nach dem Stand unseres heutigen Wissens, nicht mehr oder nur teilweise vorhanden sind.

Das Presbyterium mit dem Pfarrer als Vorsitzer war in dieser Zeitperiode die kirchliche Entscheidungsinstanz für die geistlichen, familiären, schul- und gesellschaftlichen Probleme, die in der Brenndörfer Kirchengemeinde anstanden.
Ludwig Rohbock: „Befestigte Kirche in ...
Ludwig Rohbock: „Befestigte Kirche in Brenndorf“, aus dem dreibändigen Werk „Ungarn und Siebenbürgen in malerischen Original-Ansichten“, das 204 Stahlstiche enthält und von 1856 bis 1864 im Verlag G. G. Lange in Darmstadt erschienen ist.
Kennzeichnend ist der allmählich einsetzende wirtschaftliche Aufschwung in der landwirtschaftlichen Produktion, bedingt durch die Faktoren:

– Bessere Ausbildung der jüngeren Generation: Besuch der Ackerbauschule, Praktikum im Schulgarten, in der Baumschule, Handarbeitsunterricht usw.
– Einrichtung einer Tagesstätte: Bewahranstalt für Kinder
– Förderung armer und begabter Kinder aus verschiedenen Fonds
– Einsatz von Maschinen und Geräten in der Landwirtschaft
– Bau der Eisenbahnverbindung Kronstadt–Schässburg–Mediasch–Hermannstadt, mit Anschluss Brenndorfs an dieses Eisenbahnnetz
– Bau der Zuckerfabrik und somit der Aufschwung des Handels mit Zucht- und Mastvieh (Rinder und Schweine), der als zweites Standbein mehrerer bäuerlicher Betriebe angesehen werden kann
– Bau einer Kavallerie-Kaserne im Auftrag der ev. Kirche Brenndorfs

In chronologischer Reihenfolge einige Daten aus der Geschichte der Kirchengemeinde Brenndorf in den letzten 200 Jahren:

Nach dem Erdbeben von 1802, bei dem die Kirche in sich zusammengestürzt ist, wird in Brenndorf von 1804-1806, eine neue geräumigen Saalkirche gebaut und am 26. Oktober 1806, einer Altarinschrift zufolge, eingeweiht.

Die Aufzeichnungen der Verhandlungsberichte des Lokal-Consistoriums beginnen mit der Sitzung vom 1. Oktober 1807.
Das Altarbild „Heiland im Gebet vor ...
Das Altarbild „Heiland im Gebet vor Gott“ in der evangelischen Kirche Brenndorf wurde 1869 vom akademischen Maler und Zeichenlehrer Carl Dörschlag aus Hermannstadt gemalt. Es zeigt den Heiland mit einem Engel. Foto: Petra Reiner
Der Altar wird 1816 von Andreas Eisler und das neugefertigte Orgelwerk des Orgelbauers Johann Thois fertiggestellt. Der Altar besteht aus einem holzverkleideten Ziegeltisch, aus dem Schrein und einer klassizistischer Holzumrahmung. Das von Carl Dörschlag gemalte Altarbild zeigt den Heiland mit einem Engel. In der linken unteren Bildecke ist zu lesen: „Carl Dörschlag 1869“. Das Hauptbild ist von klassizistischen Säulen flankiert. Auf dem Mauerwerk der Altarrückseite ist folgende Inschrift angebracht:

Ganz unvermutet durch Erdbeben,
Im achtzehnhundertzweiten Jahr,
Am zwanzigsechsten Weinmond eben,
Als Mittags bald gespeiset war.
Da stürzte unser alter Tempel,
Es stürzten Mauern – Häuser ein,
Es war für uns ein Schreckexempel,
Es kann’s auch für die Nachwelt seyn.
Doch Gott sei ewig hoch gepriesen,
Der Brenndorf, dem bestürzten Ort,
Von Neuem treue Huld erwiesen,
Daß es Jehovas edles Wort,
Im neuen Tempel kann anhören,
Der grad vier Jahre nach der Zeit,
Als jener fiel- dem Herrn zu Ehren –
Aufs feyerlichst wird eingeweiht.

Das alte Pfarrhaus stand zwischen der äußeren und inneren Ringmauer der Kirchenburg und ist beim Erdbeben von 1802 eingestürzt. In den Jahren 1843-1844 wird das an der Gassenfront stehende langgestreckte Pfarrhaus gebaut.

Eine Obst- und Maulbeerbaumschule wird hinter den Gärten der Schulgasse angelegt. Zu diesem Zweck wird am 26. März 1860 ein Grundstücks-Tauschvertrag zwischen der Gemeindeführung von Brenndorf und den Vertretern der evangelischen Kirche abgeschlossen. Gleichzeitig wird auch die Gründung eins Baumschulfonds beschlossen.

Die äußere Ringmauer wird erst 1864 abgetragen, bis auf einen Rest, der gegen die Schulgasse als Teil der Friedhofumfriedung diente. Bei dieser Gelegenheit wird auch ein Turm abgerissen, in dem sich ein mit Wandmalereien versehener Kapellenraum befand.

Ebenfalls 1864 wird der Bau einer Kavalleriekaserne von der Kirchengemeinde in Angriff genommen, um die Kirchenmitglieder von den vielen Einquartierungen der k.u.k. Kavallerie zu entlasten.

Durch den Bau der Eisenbahnlinie Großwardein – Kronstadt (1867 – 1873) erhielt Brenndorf einen Bahnhof und damit Gleisanschluss an eine für den Handel wichtige Verkehrsader. Somit entstand die Möglichkeit zu einem erhöhten Güteraustausch, vor allem mit Budapest und Wien, wohin ein großer Teil des Viehexportes ging.

Im Jahre 1870 wird die neue Schulordnung der Evangelischen Landeskirche eingeführt. Nach dieser sind Fleißzeit, Sommer- und Winterschule sowie die großen Ferien genau geregelt.

Im Sommer des Jahres 1885 wird der erste Kindergarten im Dorf abgehalten.

Durch die Gründung und den Bau der Brenndörfer Zuckerfabrik im Jahre 1889 erfolgte eine rasche Entwicklung der gesamten Landwirtschaft in den umliegenden Gemeinden. Der Zuckerrübenanbau wurde intensiviert, was zur Folge hatte, dass die Abfallprodukte Rübenblätter (Köpfe), Rübenschnitzel und Melasse, welche einen enormen Futterwert besaßen, die Viehhaltung (Milch- und Masttiere) zu einer sichern Einnahmequelle den Bauern werden ließen.

Im Jahre 1805 wird das erste Mal eine Schule in Brenndorf urkundlich erwähnt, die gleichzeitig auch die Wohnung des Glöckners ist.

Der Grundstein für die „neue Schule“ wird 1893 gelegt und das Gebäude am 14. Oktober 1894 durch den Dechanten Dr. Franz Herfurth eingeweiht. Die Kosten des neuen Schulbaues betrugen 18000 Gulden.

Die im Jahre 1898 erfolgte Kommassation führte dazu, dass die vielen kleinen Anbauflächen zu größeren Flächen zusammengefasst wurden, somit auch der Kirchen- und Lehrergrund in der Nähe des Priesterhügels.
Grundsteinlegung für das neue Rathaus in ...
Grundsteinlegung für das neue Rathaus in Brenndorf, 1900.
Im Jahre 1900 wird das Gemeindehaus (Rathaus) gebaut. Zu diesem Zweck wird eine der alten Schulen, die auf Kirchengrund steht, abgerissen.

Im Jahre 1913 wird das elektrische Licht in den Klassen der Brenndörfer Schule eingeführt.

Im 1. Weltkrieg 1914-1918 kämpfen 286 Männer aus Brenndorf, von denen 27 den Heldentod sterben, drei werden vermisst und 30 kommen in Gefangenschaft.

Nach der kurzen Amtszeit von Pfarrer Semp, 1912-1916, wird Pfarrer Hans Lienert sein Nachfolger. Er bereichert durch seine vielseitigen Aktivitäten das kulturelle Leben, Chor, Theater und Musik, in seiner Kirchengemeinde.

Im Herbst 1916, nach dem Einmarsch der rumänischen Truppen in Siebenbürgen, flüchten aus Brenndorf 1050 Personen, davon 181 Männer, 435 Frauen und 434 Kinder. Auf der Flucht sterben zwei Männer, eine Frau und sieben Kinder. 130 Personen waren daheim geblieben. Der Gesamtschaden an Gebäuden, Vieh, Geräten, Ernte und Samen, beläuft sich auf 2.615.024 Kronen.

Ebenfalls 1916 werden drei Glocken unserer Kirche requiriert. Nur die Glocke aus dem Jahre 1846 bleibt im Kirchturm hängen.

Im Sommer 1917 verbringen viele Berliner Kinder ihre Ferien in den Burzenländer Gemeinden und werden hier von den Gastfamilien herzlich empfangen und bewirtet.

1923 werden in Brenndorf die drei neuen Glocken, die aus der Werkstatt der Brüder Schilling in Apolda bezogen wurden, eingeweiht. Sie bilden einen E-Moll Akkord.

1925 beschließt das Presbyterium, im Pfarrgarten eine Mühle mit elektrischem Antrieb zu bauen, um unabhängig von Wetter und Wasser zu sein. Sie ist mit einer Flachmühle (zwei französische Steine) und einer Hammermühle ausgestattet. Nach dem Krieg und der Enteignung, als nicht mehr genügend Getreide geerntet wurde, wird die Mühle als Fruchtlager benützt.

In Brenndorf werden 1926 die ersten Anbauversuche von Pfefferminze gestartet. Das Pflanzgut wird durch die „Leo-Werke“ aus Dresden gestellt. Nach den guten Ernteergebnissen wird am Ende der Mühlgasse die Destillationsanlage für Pfefferminzöl gebaut.

1930 wird am Ende der Schulgasse der neue evangelische Friedhof in Verwendung genommen. Das Heldendenkmal wird von dem Ingenieur-Büro Carl Jessnitzer & Wilh. Strecker – Hermannstadt entworfen und 1930 in die Mitte der nördlichen Friedhofsmauer gebaut. Die während des 1. Weltkrieges gefallenen deutschen Soldaten werden umgebettet und ihre Namen in das Denkmal eingemeißelt. Diese Aktion wird von der „Sächsischen Kriegsgräberfürsorge in Siebenbürgen“ finanziell unterstützt.

1983 wird gegenüber dem Heldendenkmal, an der südlichen Friedhofsmauer, ein Denkmal für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges und zum Gedenken der während der Deportation verstorbenen Landsleute errichtet. Auf zwei Metalltafeln sind die Namen der Verstorbenen festgehalten.

Der Bau der geplanten Friedhofskapelle, deren Entwurf und Kostenvoranschlag schon fertig vorlagen, wird aus Kostengründen und anderen wichtigeren Bauvorhaben auf später verschoben.

Der alte, zwischen dem ersten und zweiten Kirchenburgmauerring befindliche Friedhof, der schon einmal aufgestockt war und ca. 400 Gräber und zehn Gruften umfasste, wird aufgelassen. Mitte der 50er Jahre werden die letzten Gruften abgetragen, der Friedhof wird planiert und von Pfarrer Albert, unter Mithilfe der Bruderschaft, als Obstgarten angelegt.

1929 baut der Landwirtschaftliche Verein unter der Führung von Martin Kaufmes das einstöckige evangelische Gemeindehaus (Vereinshaus). Es beherbergte die Amtsräume des Vereins, den Vorschussverein, einen Saal für verschiedene Veranstaltungen und diente der Kirche als Kassen- und Sitzungszimmer. Neben der Wohnung für den Hauswart gab es auch ein Gästezimmer.

Als neue Errungenschaft galt der „Lesesaal“. Er gehörte zum „Kasino“, eine mit Satzungen versehene Vereinigung, die vornehmlich von der so genannten „Intelligenz“ getragen wurde.

Der längst überfällige Erweiterungsbau der Schule wird 1939 fertiggestellt. Er umfasst einen großen Turnsaal, zwei neue Klassenräume im Obergeschoß und einen Ausstellungsraum für naturwissenschaftliche Arbeiten. Es war der erste Turnsaal in einer Burzenländer Landgemeinde.

Am Reformationstag 1939 erliegt Pfarrer Fritz Schuller einem Schlaganfall. Seine Lieder und Gedichte, die von tiefer Heimatliebe und Sorgen um sein Sachsenvolk zeugen, werden auch heute noch gesungen. Dazu gehört „O Heimat, mein Brenndorf“.

Im Jahre 1941 wird Pfarrer Fritz Nösner neuer Seelsorger und bleibt, unterbrochen durch die Deportation in die Sowjetunion, bis 1953 Pfarrer in Brenndorf.

Im Zweiten Weltkrieg, mit seinen verheerenden Folgen auch für die Siebenbürger Sachsen, sterben 53 Brenndörfer den Heldentod, 30 werden vermisst und sieben sterben an den Folgen ihrer Verletzungen.

Am 12. und 13. Januar 1945 kommt es auch in Brenndorf, wie in ganz Siebenbürgen, zur Aushebung aller siebenbürgisch-sächsischen Frauen zwischen 18 und 30 Jahren und der Männer zwischen 17 und 45 Jahren. Sie werden zur Wiederaufbauarbeit in der Sowjetunion (Donezbecken) deportiert. Betroffen von dieser Maßnahme sind in Brenndorf insgesamt 239 Landsleute, davon 125 Frauen, ausgenommen Mütter mit Säuglingen unter einem Jahr, und 114 Männer. Unter unmenschlichen Bedingungen (Hunger, Kälte und ungewohnte Schwerstarbeit), in Massenunterkünften untergebracht, mussten sie in Kohlebergwerken, Steinbrüchen oder Stahlgießereien arbeiten. Die meisten von ihnen durften nicht mehr nach Hause kommen, sondern wurden nach ihrer Entlassung gleich nach Ostdeutschland gebracht, von wo der größte Teil in den Westen übersiedelte. 28 Personen, etwa 12 Prozent, sind durch Unterernährung und Krankheit in der Deportation verstorben.

Im März 1945 führt die rumänische Regierung die Agrarreform durch, bei welcher der gesamte sächsische Grundbesitz enteignet wurde. Es werden rumänische Siedler ins Dorf gebracht, denen die sächsischen Höfe zugeteilt werden. Die sächsischen Eigentümer mussten nun ihre „enteigneten“ Wohnung mit diesen „Kolonisten“ teilen.

Das bewegliche Inventar, Wägen, Maschinen und Geräte sowie der gesamte Viehbestand, Getreide und Saatgut werden enteignet und den „Kolonisten“ zugeteilt. Es kommt zu unzähligen Übergriffen und Handgreiflichkeiten, bei welchen die sächsische Bevölkerung immer die Benachteiligten waren.

Am 20. September 1945 wird die dreijährige Hildegard Jekel im Hof ihrer Großeltern, des Schmieds Johann Zerbes, von einer Gewehrkugel tödlich getroffen. Der Täter wurde nie ermittelt.

Zwei deportierte Jugendliche, Guido Copony und Fritz Tontsch, reißen aus dem Lager aus und kehren, nach einer abenteuerlichen Flucht durch Russland, im Herbst 1945 nach Brenndorf heim.

Kurze Zeit später kehrt auch Pfarrer Fritz Nösner aus Russland zu seiner Familie in Brenndorf heim und nimmt unter schweren Bedingungen die seelsorgerische Tätigkeit in Brenndorf wieder auf.

1948 wird die Schulreform in Rumänien durchgeführt, welche unser altbewährtes Volksschulsystem ersetzte.

Im Mai 1952 werden 23 sächsische Familien aus Brenndorf zwangsevakuiert. Innerhalb von drei Tagen müssen sie ihre Wohnungen räumen, ihre Arbeit aufgeben und, unter polizeilicher Aufsicht, das Dorf verlassen. Mit nur ganz wenig Hausrat werden sie in Güterwaggons geladen und in verschiedenen Teilen Siebenbürgens für unbestimmte Zeit festgehalten. Die meisten von ihnen kommen nach etwa zwei Jahren nach Brenndorf zurück, können aber nicht gleich in ihre Häuser einziehen, da diese von den Kolonisten besetzt sind. Sie kommen vorerst bei Verwandten und Bekannten unter. In einigen Fällen wohnen die Rückkehrer einige Wochen auf dem eigenen Hof, in Geräteschuppen oder Stallungen.

Pfarrer Walter Albert wird 1953 zum neuen Seelsorger in Brenndorf gewählt. Die kommunistischen Behörden verhaften ihn 1959 aus politischen Gründen und verurteilen ihn zur Zwangsarbeit am Donaukanal. Ein neuer Kirchenchor wird 1953 unter der Leitung des Organisten Guido Copony in Brenndorf gegründet.

Dem Wunsch vieler Brenndörfer Jugendlicher entgegenkommend, gründet Hans Darabas jun. Anfang 1954 eine junge Blaskapelle, deren Ausbildung ab Herbst von dem berühmten Burzenländer Musiker, Rudi Klusch, übernommen wird.

1957 erfolgt der Zusammenschluss der jungen und alten Brenndörfer Blaskapelle, unter der Leitung von Hans That, zu einer 26 Mann starken Formation. Die alten Musikanten treten 1960 gemeinsam zurück und überlassen das ganze Notenmaterial und einen großen Teil der Instrumente der bestehenden Kapelle. Die Leitung übernimmt Otto Gliebe.

1961 wird Pfarrer Helmut v. Hochmeister (sen.) neuer Pfarrer in Brenndorf, 1970 wird er zum Bezirksanwalt des Kronstädter Kirchenbezirks gewählt. Sein Nachfolger wird im Herbst 1970 sein Sohn Helmut v. Hochmeister (jun.).

Nach Anweisungen des Architekten Günther Schuller (Kronstadt) wird die Kirche 1976 einer Generalreparatur im Wert von 80.000 Lei unterzogen.
Kirchgang am 6. November 1977, vorne der ...
Kirchgang am 6. November 1977, vorne der Brenndörfer Kurator, die Presbyter und Kirchenväter. Foto: Simon Thiess
Am. 4. März 1977 erleidet die evangelische Kirche in Brenndorf durch ein Erdbeben eine so heftige Erschütterung, dass die Glocken mehrere Minuten lang läuten und zwei kleine Glocken herunterfallen. Kirche und Turm erhalten viele Risse und durchgehende Sprünge. Durch ein System von innerer Verschlüsselung wird der arg beschädigte Turm gerettet. Die Gemeinde beginnt sogleich mit der Reparatur, die auch mit einer Erneuerung des Kircheninneren und der Einrichtungsgegenstände verbunden wird. Die Kosten belaufen sich auf 300.000 Lei. Die Kirche wird am 6. November 1977 von Bischof D. Albert Klein wieder eingeweiht.

Zwei Jahre später werden auch Pfarrhaus und Pfarrhof gründlich renoviert.

Im Mai 1989 wird Pfarrer Helmut Kramer als neuer Pfarrer in Brenndorf eingeführt. Seine Amtszeit wird durch die Wende in Rumänien und die darauf folgende Massenauswanderung der Siebenbürger Sachsen geprägt. Die Arbeit des Presbyteriums in Brenndorf kommt zum Erlahmen. In fast jeder Sitzung fehlt der eine oder andere wegen der Auswanderung, die innerhalb von wenigen Monaten die Gemeinde dezimiert.
Die Präsentation von Pfarrer Helmut Kramer fand ...
Die Präsentation von Pfarrer Helmut Kramer fand am 21. Mai 1989 in Brenndorf statt.
Im Mai 1990 wird Brenndorf erneut von einem Erdbeben heimgesucht, das wiederum großen Schaden an der Kirche anrichtet. Ein horizontaler Riss in Höhe der Fenster hat das ganze Kirchenschiff in Mitleidenschaft gezogen. Von der Decke sind wieder ganze Teile heruntergefallen und die Kanzel ist einsturzgefährdet.

Die Aussiedlung geht regelmäßig weiter und schwächt die Kirchengemeinde immer mehr.

1992 kommt auch Pfarrer Helmut Kramer mit seiner Familie in die Bundesrepublik. Wie viele Gemeinden in Siebenbürgen bleibt auch Brenndorf ohne eigenen Pfarrer.

Im selben Jahr siedelt auch Kurator Reinhardt Wutschi mit seiner Gattin nach Deutschland aus. Hans Knorr wird Kurator in Brenndorf und erleidet 2001 einen plötzlichen Herzstillstand. Seine Nachfolgerin wird Rosi Rusu geb. Graef. Unterstützt von Pfarrer Dr. Peter Klein aus Petersberg und von Manfred Copony, der das Pfarrhaus in Brenndorf gemietet und hier vier Gästezimmer eingerichtet hat, versucht die Kuratorin das Gemeinschaftsleben unter veränderten Bedingungen fortzuführen.

Die evangelische Diasporagemeinde Brenndorf zählt zurzeit 54 Seelen (davon neun Kinder), die etwa je zur Hälfte in Brenndorf und bei der Zuckerfabrik wohnen.

Otto Gliebe

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