Zum Fischereirecht und den Fischarten des Burzenlandes

1. Dezember 2009

Allgemeiner Bericht

Der bejannte Naturwissenschaftler Dr. Heinz Heltmann befasst sich im folgenden Aufsatz mit dem Fischereirecht und den Fischarten des Burzenlandes, wobei dem Alt bei Brenndorf eine besondere Rolle zukommt. Der Artikel wird gekürzt aus dem Siebenbürgisch-sächsischer Hauskalender. Jahrbuch 1978, München, Seiten 130-136, wiedergegeben.
Über die Fischerei im Burzenland sowie über die Fischarten, die im Burzenländer Abschnitt des Alt-Flusses und in den übrigen Gewässern des Burzenlandes (Schwarzbach, Tatrang, Schwarzwasser, Gartschin, Tömösch, Weidenbach und Burzen) lebten und gefangen wurden, findet man nur an wenigen Stellen einige Angaben. Eine ausführlichere Darstellung der Geschichte der Fischerei von Kronstadt und dem Burzenland wurde von O. Witting in der „Wirtschaftsgeschichte des Burzenlandes“ (6) veröffentlicht. Hier heißt es, dass die Fischerei ein freies, unumschränktes Recht der sächsischen Siedler bildete. Inwieweit bestimmten Amtspersonen Kronstadts und der Burzenländer Gemeinden Vorrechte im Fischereirecht eingeräumt wurden, ist aus keiner der mir zugänglichen Quellen ersichtlich.

Aus diesem Grunde schien mir die Auswertung eines Briefes zu diesem Thema sinnvoll, den der ehemalige Pfarrer von Kronstadt-Blumenau, Hans Lienert, am 30. Januar 1953 an den in Hermannstadt lebenden Forstingenieur, Jäger und Tierforscher Richard Jacobi schrieb. Für das Überlassen dieses Briefes, aus dem Nachlass von R. Jacobi, möchte ich Frau Emmy Jacobi auch an dieser Stelle danken. Jacobi schickte Lienert eine Liste von Fischarten, die seiner Meinung nach in den Gewässern des Burzenlandes vorkommen und bat diesen ihm mitzuteilen, welche Arten er wo und etwa in welcher Größe im Laufe der Jahre gefangen habe. Seiner Antwort auf die Fragen Jacobis schickt Lienert folgende aufklärende Einleitung voraus:

„Ich ging 1916 als Pfarrer nach Brenndorf. Dort gehörte das Fischereirecht noch dem sächsischen Pfarrer, wie seit Jahrhunderten. Es bildete einen Teil meines Gehaltes. Mein Vorgänger im Amt hatte dieses Recht an die politische Gemeinde verpachtet, auf deren Wunsch, weil das Gemeindeamt meinte: die Berufsfischer aus den Nachbargemeinden würden den Uferschutz beschädigen, wenn sie das Recht zu fischen auf Brenndorfer Gebiet hätten – die großen Viehweiden liegen dort am Alt –, und so pachtete die Gemeinde das Fischereirecht vom sächsischen Pfarrer. Vom Jahr 1916-1919 blieb die Sache so, ich selbst ging aber kaum fischen. Nach Schluss des Krieges bestand die Gefahr, dass der Pfarrer das Fischereirecht verliere. Wir einigten uns dann mit dem Gemeindeamt so: der sächsische Pfarrer behält das Recht im Alt und in den Teichen, der orthodoxe Pfarrer bekommt es im Weidenbach und in den Nebenbächen zugesprochen. So blieb die Sache dann bis zu meinem Weggang aus Brenndorf, 1932 nach Kronstadt.“ (Anmerkung des Verfassers: Das 1883 in Siebenbürgen in Kraft getretene Fischereigesetz scheint demnach dieses Sonderrecht des Brenndorfer evangelischen Pfarrers in keiner Weise eingeschränkt und beeinflusst zu haben.)

„Aber ich fing dann 1919 selbst regelmäßig an zu fischen, schon um aller Welt vor Augen zu führen, dass ich das Recht dazu habe. Ich verpachtete nun zunächst, nachdem ich der Gemeinde den Vertrag gekündigt hatte, das Recht an Marienburger Berufsfischer und bekam jährlich 40 kg Fische dafür. Sie brachten mir dann gelegentlich in einem Schaff allerhand Fische zur Auswahl: Hechte, Karpfen, Rapfen, Barben, Döbel und Aalraupen.

Vom Jahr 1922 an übergab ich dann das Fischereirecht an den Kronstädter Anglerverein. Der gab mir freiwillig 1000 Lei jährlich an Pacht dafür. Nebenbei hatte ich mir das Recht vorbehalten, mit meinen Freunden auf meinem Gebiet mit allen gesetzlich erlaubten Mitteln zu fischen. Ich habe dann bis 1932 auf Grund dieser Bedingungen gefischt, und zwar mit Angel aus der Hand – nicht Legangel –, und mit Netzen. Ich hatte ein langes Zugnetz von 23 m Länge und ein dreifaches Stak­netz (13 m) zur Verfügung. Die Netze habe ich meist im Sommer gebraucht, wenn die Gymnasiasten in den Ferien daheim waren. Es machte ihnen großen Spaß, das lange Netz zu ziehen. Dabei verteilte ich die Beute fast gänzlich unter ihnen, es waren an einem Nachmittag oft über 100 Stück. Als ich dann nach Kronstadt kam, war ich bereits ein ganz echter Sportfischer. Ich habe mich sofort dem Verein angeschlossen und in den dreißiger Jahren auch Grundangelei betrieben. Es gab allerhand schöne Fische von Brenndorf bis Augustin oder bis ans Repser Frei­tum hinunter. Seit Beginn der vierziger Jahre bin ich fast nur noch auf Forellen und Hechte gegangen, so dass ich die Friedfischerei und ihre Beute fast völlig aus den Augen verloren habe. Da ich aber jahrelang im Vereinsausschuss tätig war und viele Sportfischer kenne, so habe ich freilich allerhand erfahren können, auch wo ich nicht unmittelbare eigene Erfahrung aufzuweisen habe.“

Der Karpfen gehört zu den häufigsten Fischarten ...
Der Karpfen gehört zu den häufigsten Fischarten des Altes bei Brenndorf.
Es folgt im Brief die Aufzählung und Besprechung der einzelnen Fischarten aus den Burzenländer Gewässern: 1. Die Bachforelle (Salmo trutta fario), 2. Die Regenbogenforelle (Salmo irideus), 3. Der Huchen, die Lachsforelle (Hucho hucho), 4. Die Äsche (Thymallus thymallus), 5. Der Waller (Silurus glanis), 6. Der Hecht (Esox lucius), 7. Der Karpfen (Cyprinus carpio), 8. Die Karausche (Carassius carassius), 9. Der Giebel (Carassius auratus gibelio), 10. Die Schleie (Tinca tinca), 11. Die Flussbarbe (Barbus barbus), 12. Die Bartgrundel (Nemachilus barbatula), 13. Der Steinbeißer (Cobitis taenia), 14. Der Blei, der Brachse (Abramis brama), 15. Der Laube, der Ukelei (Alburnus alburnus), 16. Der Rapfen (Aspius aspius), 17. Rotfeder (Scardinius erythrophtalmus), 18. Das Rotauge (Leuciscus rutilus), die Plötze, 19. Der Döbel (Leuciscus cephalus), 20. Die Elritze (Phoxinus phoxinus), 21. Die Nase (Chondrostoma nasus), 22. Die Aalrute oder Aalraupe (Lota lota), 23. Der Flussbarsch (Perca fluviatilis), 24. Der Zingel (Aspro zingel), 25. Der Streber (Aspro streber), 26. Die Mühlkoppe, Kaulkopf (Cottus gobio), 27. Der Schneider, Alandblecke (Alburnoides bipunctatus), 28. Der Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis), 29. Der Güster oder Halbbrassen (Blicca bjoernka).

Die bisher behandelten 29 Fischarten waren Lienert bekannt und sind von ihm oder anderen Fischern des Burzenlandes gefangen worden. Seine hier angeführten Daten und Erfahrungen zu den einzelnen Fischarten des Burzenlandes sind eine wertvolle Ergänzung zu den wenigen bisher bekannten Detailangaben zu diesem Thema.
Der Hecht gehört ebenfalls zu den häufigsten ...
Der Hecht gehört ebenfalls zu den häufigsten Fischarten des Altes bei Brenndorf.
Weitere acht Fischarten aus der Liste Jacobis waren Lienert unbekannt oder wie dieser selbst bekundet, von ihm nicht bewusst gesehen worden. Da aber Bielz (1, nach Römer und Rheindt), Witting (6) und Wachner (5) die folgenden Arten für die Gewässer des Burzenlandes als vorhanden anführen, können sie zumindest bis zu Beginn unseres Jahrhunderts in den Gewässern dieses Gebietes als heimisch betrachtet werden. Zu diesen gehören: der Semling (Barbus meridionalis petényi) (Anm.: Er wird von Römer (Bielz 1) für das Burzenland angegeben. Bielz hat dieser Art 1853 den Namen Pseudobarbus leonhardi zugelegt und 1888 (1) zitiert er ihn als Barbus leonhardi Bz. Auch Witting (6) und Wachner (5) bestätigen sein Vorkommen in den Gewässern des Burzenlandes); der Bitterling (Rhocleus sericeus amarus); der Kaulbarsch (Acerina cernua); die Zope oder Pleinzen (Abramis ballerus); die Leuckarts - Brasse (Abramis leuckarti) – nach Bielz (1) in Alt und Burzen –; der Sichling (Pelecus cultratus); das Flussneunauge (Eudontomyzon danfordi) – von Bielz als Petromyzon fluviatilis angeführt –; der Aal (Anguilla anguilla) – nach Bielz, Witting und Wachner ein Bewohner des Alt. Buşniţă (2) zitiert ihn als seltenen Gast, der aus dem Schwarzen Meer gelegentlich in die Donau und deren Nebenflüsse aufsteigt. Für jene Zeit, als das Altwasser noch nicht durch Industrieabwässer verseucht war, ist sein Vorkommen im Altabschnitt des Burzenlandes durchaus denkbar.

Bei weiteren drei Fischarten aus der Liste Jacobis bezweifelt Lienert mit Recht ihr Vorkommen in den Gewässern des Burzenlandes. Sie werden in keiner der konsultierten Facharbeiten für das Burzenland angegeben. Zu diesen gehört: der Zander (Lucioperca lucioperca) – laut Lienert soll er im Alt nur bis zum Roten-Turm-Pass vorkommen; der Stichling (Gasterosteus aculeatus) und der Aland (Leuciscus idus).

Die Zahl der einst in den Burzenländer Gewässern vorhandenen oder jetzt noch vorkommenden Fischarten beträgt demnach 37.

Von dem früheren Fischreichtum der Burzenländer Gewässer, der noch zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts bestand, ist heute nicht mehr viel übrig geblieben. Durch das Fischen mit illegalen Mitteln (Legangel, Handgranatenfischerei, Betäubungsmittel) oder durch die Hanfröste, sind neben den größeren Fischen auch die Jungfische weitgehend vernichtet worden. Durch die Abwässer der Zellulosefabrik in Zernescht und der Colorom in Zeiden haben Burzen und Neugraben ihren Fischbestand gänzlich eingebüßt. Sie machen den Alt mit ihrem vergifteten Wasser unterhalb von Brenndorf zu einem „toten“ Fluss. Im Alt oberhalb von Brenndorf und in den größeren Bächen des Burzenlandes kann auch heute noch ein Teil der Arten gefangen werden, die früher hier reichlich vorhanden waren. Es bleibt nur zu hoffen, dass durch entsprechende Kläranlagen die Industrieabwässer, die in den Alt abgeleitet werden, so weit gereinigt werden, dass das Altwasser den früher hier vorhandenen Fischarten wieder als Lebensraum dienen kann.

Schrifttum

1. Bielz, E. A.: Die Fauna der Wirbeltiere Siebenbürgens nach ihrem jetzigen Bestande. V. u. M., XXXVIII. Jg., Fische, S. 113-120, Hermannstadt, 1888
2. Buşniţă, Th. u. I. Alexandrescu: Atlasul peştilor din apele RPR, Bucureşti, 1963
3. Schullerus, A. (Hg.): Das sächsische Burzenland, S. 606, 608, Kronstadt, 1898
4. Reichart, J.: Das sächsische Burzenland einst und jetzt. Festschrift, S. 130, Kronstadt, 1925
5. Wachner, H.: Kronstädter Heimat- und Wanderbuch, S. 262, Kronstadt, 1934
6. Witting, O.: Die Geschichte der Fischerei. Das BurzenIand V 1, S. 107-125, Kronstadt, 1929

Dr. Heinz Heltmann

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