Neue Reihe: Schriften zur Brenndörfer Ortsgeschichte

20. Mai 2010

Allgemeiner Bericht

Pfarrer Helmut von Hochmeister hat dem Vorstand der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“ im letzten Jahr Fotokopien verschiedener Aufsätze zur Ortsgeschichte Brenndorf zugesandt. Dafür danken wir ihm auf diesem Wege. Texte aus dieser Sammlung und aus unserem Archiv werden wir in einer neuen Reihe den Lesern der „Briefe aus Brenndorf“ zugänglich machen, um dadurch auch das Interesse an der Geschichte Brenndorfs wachzu halten. Der folgende Aufsatz ist im vierten Band des Buches „Das Burzenland. Die Dörfer des Burzenlandes, I. Teil“, herausgegeben von Erich Jekelius, Kronstadt 1929, erschienen.
Über keine Kirchenburg wissen wir so wenig, als über diese, da sie durch das Erdbeben am 26. Oktober 1802 in wenigen Minuten zu einem Schutthaufen verwandelt wurde. Darauf wurde die alte Kirche, die dem heiligen NIKOLAUS dem Märtyrer geweiht war, abgetragen und 1804 schon die heutige neue große Saalkirche gebaut. Sie hat folgende Ausmaße: Chor 11,50 m lang, 9,50 m breit, Saal 24 m lang und 12,50 m breit. Der heutige Kirchturm, der bis zum Dachstuhl 22 m hoch ist, ist schon der dritte. Der erste, der bei einem früheren (1790) Erdbeben umgefallen war und unter sich den Burghüter begraben hatte, wurde im Jahre 1799 durch einen, auf die ehemalige Turmmauer aufgebauten neuen Turm ersetzt.

Die Zerstörung durch das Erdbeben 1802 schildert ein unbekannter Augenzeuge. „Der Turm ist, bis durch die erste und zweite Etage, ziemlich stark, auf der vorderen Abend- sowie an der entgegengesetzten Morgenseite, mitten hinauf, auf der Mittag- und Mitternachtseite aber etwas schief überquer gerissen, die dritte und vierte neu erbaute Etage aber unverletzt geblieben. Die ganze Kirche, vom Glockenturm an bis an das Chor, samt Dachstuhl, Gewölbe und beiden Seitenmauern sind eingestürzt, wobei das Orgelwerk, Kanzel samt allem, was in der Kirche befindlich war, in Schutt vergraben liegt. An den, die Kirche umgebenden Ringmauern ist an der Mittagseite der obere Aufsatz (darunter ist der dünnere mit Schießscharten und Pechnasen versehene Mauerteil bis zu dem Wehrgang zu verstehen) der äußeren Ringmauer drei Klafter hoch und beiläufig 10 Klafter lang, samt dem Dachstuhl und dem oberen Teil eines an dieser Mauer befindlichen Turmes, dann in der nämlichen Linie fort, bis zu dem Eckturm, die äußere Ringmauer beiläufig 10 Klafter lang, ebenso an der Morgenseite die innere Ringmauer auf 8 Klafter lang und 3 Klafter hoch eingefallen. In der nämlichen Linie ist solche auf 6 Klafter in der Länge und etwa dreieinhalb Klafter hoch völlig umgestürzt. Auf der Mitternachtseite ist der Obersatz der Ringmauern samt einem Fruchtturm auf 10 Klafter in der Länge und 3 Klafter hoch zusammen gefallen, die äußere Mauer aber auf dieser Seite 20 Klafter lang und zweieinhalb Klafter hoch eingestürzt. Das sogenannte, bei der Kirche befindliche Zehnt­magazin ist samt der Torhüterwohnung ebenfalls eingefallen. Unter andern ist eine Seitenmauer am Pfarrhaus samt Rauchfang, an der Predigerwohnung der Dachstuhl samt Schornstein, die Mädchenschule bis auf eine Seitenmauer und die beiden Knabenschulstuben ganz eingefallen. Von denen an die Ringmauern der Kirche angebauten Fruchthäuschen sind durch die eingestürzten Kirchen- und Ringmauern zwölf ganz zusammen geschlagen worden.“
Aus diesem Bericht geht hervor, dass die Brenndörfer Kirchenburg um die Kirche eine, mit etlichen Türmen bewehrte starke Mauer hatte, die von einer niedrigen, auch mit Türmen flankierten Zwingermauer umgeben war. Ihre Ausmaße sind unbekannt.

Die Ringmauern wurden 1865 gänzlich bis auf den kleinen Teil der östlichen Außenmauer, der noch heute zur Einfriedigung des Friedhofes dient, und wo noch zwei Schießscharten vorhanden sind, abgetragen. Bei dieser Gelegenheit wurde auch jener Turm niedergerissen, in welchem eine, mit künstlerischen Wandmalereien geschmückte Taufkapelle untergebracht war.

Die alte Kirche, aus dem 13, Jahrhundert stammend, war eine romanische Basilika, was nur noch die Reste des rundbogigen Westportals unter dem Turm bezeugen. Das Chor war gewölbt, das Langhaus wurde nach dem Brande des Jahres 1456 im Jahre 1477 neu getäfelt. Nachdem die alte Orgel, die am Westende der Kirche vor dem Turm stand, beim Erdbeben zerschlagen war, wurde die neue hinter dem Altar aufgestellt. Das neue Chor schmückt der älteste Taufstein des Burzenlandes aus dem Jahre 1491. Die alten Chorgestühle, die noch im Jahre 1879 vorhanden waren, mussten modernen Gestühlen weichen.
Postkarten von Rudolf That verdeutlichen die ...
Postkarten von Rudolf That verdeutlichen die geschichtliche Entwicklung der Kirche in Brenndorf.
Die Frucht- oder Wohnhäuschen der Einwohnerschaft waren nicht nur an die Innenseite der Ringmauer angebaut, sondern hatten auch die alte Kirchenmauer bedeckt. An der Ostseite der alten Kirchenburg, zwischen der innern und äußeren Ringmauer stand die alte Pfarrerwohnung. Jetzt ist der Friedhof da untergebracht. Das neue Pfarrhaus wurde am jetzigen Platz im Jahre 1843/4 gebaut. Die Gemeinde liegt auf einem flachen Hügel, der sich allmählich in die Sümpfe des Altflusses verliert. Am äußersten Rande des Hügels stand einst die Kirchenburg ganz frei. Der Grundriss zeigt die Lage zur Zeit der Kommassierung. Eine Inschrift an der noch stehenden äußern Mauer lautet: Aedificatum circiter Anno 1310 Renovatum Anno 1710 die 19. Juni sub Villicato JOH. QUINT. De nuo renov. A. 1865, mense Jul. et Aug. quo tempore Villicus JOH. KLEIN Jurati MA. SALMEN, MI. STAMM, JOH. GALTER et JOH. KLEIN ju. Orator GAB. KREISEL, Notar S. RHEINDT.

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