Bericht über den siebenten Nachbarschaftstag der Brenndörfer

20. Oktober 2000

Mitteilungen der HOG

Rund 500 Brenndörfer kamen am 7. und 8. Oktober 2000 zu ihrem siebenten Nachbarschaftstag im Bürgerzentrum Brackenheim südlich von Heilbronn zusammen. Die Freude des Wiedersehens prägte dieses erste Treffen in Brackenheim; die bisherigen sechs Treffen hatten im Drei-Jahres-Rhythmus in Dinkelsbühl stattgefunden. Die ausgezeichnete Stimmung im hellen, geräumigen Bürgerzentrum bestätigte, dass der Szenenwechsel sinnvoll war.
Bewegender Gottesdienst

Eine "Fülle von Eindrücken" dominierten den ersten Tag, wie Pfarrer Helmut Kramer, bis 1992 Seelsorger in Brenndorf, in seiner Predigt am Samstagvormittag in der evangelischen Jakobus-Stadtkirche zu Brackenheim feststellte. Es tue gut, sich nach langer Zeit wieder einmal auszutauschen, Erinnerungen an die heimatlichen Gefilde aufzufrischen, man trauere aber auch um die verstorbenen Weggefährten und stelle Fragen über unsere Zukunft und die der Heimatkirche. Dennoch: "Erinnerungen verblassen in einer schnelllebigen Zeit", stellte Pfarrer Kramer fest und fragte, ob es überhaupt etwas gebe, "das bleibt, das nicht verblasst, das nicht vergeht; sondern das uns hält, uns trägt; uns so etwas wie Ausgeglichenheit, Stabilität und Geborgenheit gibt?" Eine Antwort sei in dem Wochenspruch "Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat." (1. Joh. 5,4) und in dem Wirken Jesus Christi zu finden. Jesus habe als Erster den Rahmen gesprengt, in den Menschen immer wieder Gott hineinzwängen wollten. Gott sei nicht irgendwo, weit weg, habe Jesus gesagt, sondern er sei uns nah, wie Vater und Mutter. Kramer schloss mit Worten der Zuversicht: "Ich wünsche uns Mut, den Rahmen, der uns so oft gefangen hält, zu sprengen - auch die Fesseln unserer Erinnerungen - und uns auf das Befreiende des Glaubens einzulassen. Ich wünsche uns Mut, die Freiräume zu entdecken, die zwischen den Balken dieses Kreuzes noch unerschlossen sind. Wenn wir diesen Mut haben, dann tun sich uns neue und helle und weite Gefilde auf."

Der Kirchenchor unter der Leitung des langjährigen Organisten Guido Copony bereicherte den Gottesdienst mit den Liedern "Ehre sei Gott in der Höhe", "Heilig, heilig, heilig" und "O Heimat mein Brenndorf" von Pfarrer Fritz Schuller.

Warmherziger Empfang in Brackenheim

Die Siebenbürger Sachsen sind in Brackenheim bekannt, und die Brenndörfer sind hier willkommen. Dies machte der evangelische Dekan Dr. Werner-Ulrich Deetjen in einem einfühlsamen Brief, den Pfarrer Kramer zu Beginn des Gottesdienstes vorlas, deutlich (siehe Seite 6-7 dieses Heimatbriefes). Dekan Deetjen war am Samstag dienstlich so verplant, dass er nicht persönlich in der "Brenndörfer" Festmitte sein konnte. Die Kollekte des Gottesdienstes erbrachte 795,39 DM und wird über das Dekanat der Evangelischen Landeskirche A.B. in Rumänien zugeführt.

Herzlich willkommen hieß Bürgermeister Rolf Kieser die Brenndörfer persönlich im Bürgerzentrum zu Brackenheim. Kieser stellte die "Heuss- und Weinstadt Brackenheim" kurz vor, die mit 841 Hektar Rebenfläche die größte Weinbaugemeinde in Baden-Württemberg ist. 1884 wurde hier Theodor Heuss, der erste Bundespräsident der Nachkriegszeit, geboren. Der Bürgermeister rief den Brenndörfern abschließend zu: "Fühlen Sie sich wohl, und kommen Sie wieder."

Zufriedenheit mit dem Vorstand

Die Mitglieder der Dorfgemeinschaft der Brenndörfer (HOG Brenndorf) sind mit ihrem alten Vorstand zufrieden, der sich geschlossen wieder zur Verfügung stellte. Unter der bewährten Wahlleitung von Helmut Kowartz wurde der Vorstand für eine Amtszeit von drei Jahren wiedergewählt. Der Rechenschaftsbericht war schon im Pfingstheft der "Briefe aus Brenndorf" erschienen, Jürgen Mooser präsentierte den Kassenbericht und konnte anhand von Zahlen eine erfreulich positive Entwicklung der Dorfgemeinschaft präsentieren. Dies war auch mit ein Grund, weshalb der Eintritt zum Treffen diesmal kostenfrei war. Die Spenden und Beiträge sollen schließlich jenen zugute kommen, die die Arbeit der Dorfgemeinschaft unterstützen.

Eine personelle Änderung hat sich in der Nachbarschaft München ergeben, die künftig von Hans und Laura Darabas geleitet wird, die Nachbarschaft Heilbronn wird weiterhin vorbildlich von Wiltrud und Jürgen Mooser geführt, lediglich für die Nachbarschaft Nordrhein-Westfalen finden sich seit Jahren keine Verantwortlichen. Berthold und Annerose Kreisel erklärten sich allerdings bereit, demnächst ein Brenndörfer Regionaltreffen in Drabenderhöhe zu organisieren.

Ziele und Aufgaben definiert

Der Vorsitzende der Dorfgemeinschaft, Otto Gliebe, stellte die wichtigsten Ziele der Dorfgemeinschaft für die nächsten drei Jahre vor: die Friedhofspflege in Brenndorf, die Familienforschung und Aufarbeitung des Kirchenarchivs sowie die Jugendarbeit. Mit Letzterer wolle sich der Vorstand intensiver befassen, weil die Zeit für einen Generationswechsel "reif" sei. Beim Eintritt in den Saal hatte jede Familie ein neues Adressenverzeichnis mit allen in sechs europäischen Ländern (Deutschland, Österreich, Rumänien, Frankreich, Schweiz und Schweden) sowie in den USA, Kanada und Australien lebenden Brenndörfern erhalten. Jeder erhielt auch ein von Otto Gliebe erstelltes Friedhofsbüchlein, ein Verzeichnis mit den Geburts- und Todesdaten sowie der Grabnummer aller rund tausend auf dem neuen Friedhof von Brenndorf begrabenen Toten. Anhand des Heftes und eines von Uta Martini gezeichneten Friedhofplans kann jeder die Grabstätten seiner Ahnen identifizieren. Das Heft soll zugleich helfen, die Friedhofspflege besser zu organisieren.

Im Bereich der Heimat- und Familienforschung haben Hermann und Edda Schmidts in den letzten Jahren eine enorme Leistung vollbracht und Tausende von Familiendaten aus den alten Kirchenbüchern herausgeschrieben, miteinander verglichen um jede Unstimmigkeiten zu vermeiden, so Gliebe weiter. In Brackenheim waren gleich zwei neue Bücher von Hermann Schmidts zu erwerben: der zweite Band der Reihe "Quellen zur Geschichte von Brenndorf" mit den "Presbyterialprotokollen der evangelischen Kirchengemeinde aus den Jahren 1868 -1885 sowie Band II der Reihe "Genealogische Datensammlung Brenndorf", der eine "Zusammenfassung der Kerndaten aller in Brenndorf geborenen oder ehemals dort wohnhaften evangelischen Bürger von 1718 - 1899" enthält.

Die Blaskapelle Brenndorf unter der Leitung von Walter Dieners erfreute mit einem Konzert am Samstagnachmittag und ließ durch ihre Klänge Erinnerungen an die schönen Zeiten in Brenndorf aufkommen. Die Musikanten waren einen Tag früher nach Brackenheim angereist, um das alte Repertoire nochmals aufzufrischen. Es war schon ihr zweites Zusammentreffen in diesem Jahr. Ebenfalls als Vorbereitung für den Brenndörfer Nachbarschaftstag hatten sie ihr viertes Treffen am Pfingstsamstag in Mönchsroth abgehalten. Am darauf folgenden Sonntag, dem 11. Juni 2000, hatte die Blaskapelle Brernndorf schon zum dritten Mal am Festzug der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl teilgenommen.

Erstmals Kinderprogramm

Karin Darabas und Heidi Mechel gestalteten erstmals ein Kinderprogramm, so dass auch die jüngste Generation stärker in das Treffen einbezogen werden. Nach einer Kennenlernrunde stellten die Kleinen ihr Können unter Beweis: Sie begrüßten die Zuschauer mit dem Lied "Hallo, schön, dass ihr da seid, hallo, wir freuen uns so sehr!", tanzten auf das Lied "Lasset uns gemeinsam singen, loben, danken dem Herrn" und führten das Anspiel "Jesus stillt den Sturm auf dem Meer" auf. Uta Martini hatte wieder eine ansprechende Ausstellung mit einem "Bilder-Rundgang durch Brenndorf" und Fotos "Aus dem Vereinsleben", die alle bisherigen sechs HOG-Treffen dokumentieren, zusammengestellt. An den Wänden rundherum waren 74 Bilder von Juliana Fabritius-Dancu mit siebenbürgischen Kirchenburgen und im Eingangsbereich das von Georg That erstellte Modell der Brenndörfer Kirche, des Rathauses und des Vereinshauses zu bewundern.

Die Band "Nachtschicht" aus Neckarsulm spielte am Samstagabend schwungvolle Weisen zum Tanz auf. In einem Nebenraum des Bürgerzentrums kamen die 70-Jährigen zu einem Klassentreffen zusammen (siehe separater Bericht von Hans Klees).

Am Sonntagvormittag bot die Blaskapelle Brenndorf ein Ständchen, das stimmungsvoll-optimistisch mit dem auch in Brenndorf oft gespielten Lied "Urlaubsschein" endete.

Dank an die Organisatoren

Allen, die zum Erfolg des siebenten Brenndörfer Treffen beigetragen haben, Pfarrer Kramer, den Kirchenchor, die Blasmusik, die Kindergruppe sowie den fleißigen Helferinnen und Helfern rund um die beiden Organisatoren Wiltrud und Jürgen Mooser, darunter Heidi Mechel, Renate Rothenbächer, Christa Thiess und die anderen, die beim Schmücken und Aufräumen des Saales geholfen haben, sei auf diesem Wege herzlich gedankt. Das überwältigende Lob der Brenndörfer, die sich in Brackenheim auf Anhieb heimisch gefühlt haben, gebührt in erster Reihe dem Ehepaar Wiltrud und Jürgen Mooser, das den siebenten Nachbarschaftstag vor Ort hervorragend betreut hat.

Der Vorstand der Dorfgemeinschaft

Beim Nachbarschaftstag in Brackenheim wurde der alte Vorstand für eine Amtszeit von drei Jahren wiedergewählt. Die Vorstandsmitglieder der Dorfgemeinschaft der Brenndörfer (HOG Brenndorf) haben folgende Ämter beziehungsweise Aufgabenbereiche:

Otto Gliebe, Vorsitzender (Nachbarvater) der Dorfgemeinschaft
Elfriede Tontsch geb. Mechel, verantwortlich für die Landesgruppe der Brenndörfer in Österreich
Siegbert Bruss, Schriftführer und Redakteur der Briefe aus Brenndorf
Wiltrud Mooser geb. Mechel, Kassenwartin
Hermann Schmidts, Ahnen- und Familienforschung sowie Archiv
Uta Martini, Fotoarchiv und Ausstellungen
Hans Wagner, Verbindungsglied zu Brenndorf
Hugo Thiess, Aufarbeitung der Heimat- und Ortsgeschichte
Volker Kreisel, Jugendreferent

Erweiterter Vorstand

Zum erweiterten Vorstand gehören neben den erwähnten Vorstandsmitgliedern auch die Verantwortlichen der drei Nachbarschaften (Regionalgruppen) von Amts wegen: Wiltrud und Jürgen Mooser, verantwortlich für die Nachbarschaft Baden-Württemberg (Heilbronn)
Laura und Hans Darabas, verantwortlich für die Nachbarschaft Bayern (München), sie organisieren Nachbarschaftstreffen für die Landsleute Bayern und Österreich.
Für die Nachbarschaft Nordrhein-Westfalen konnten seit mehreren Jahren keine Verantwortlichen gefunden werden.

Siegbert Bruss

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