25 Jahre Dorfgemeinschaft der Brenndörfer

1. Mai 2001

Mitteilungen der HOG

Die "Dorfgemeinschaft dere Brenndörfer" (HOg Brenndorf) wurde zu Pfingsten 1976 in Dinkelsbühl gegründet. Aus Anlass der 25-jährigen Bestehens geht Otto Gliebe im Folgenden Aufsatz auf die Entstehungsgeschichte und Entwicklung der Dorfgemeinschaft ein (veröffentlicht in den Briefen aus Brenndorf, 51. Folge, Pfingsten 2001).
Pfingstsonntag 1976 - Robert Kaufmes hatte etwa 70 bis 80 Brenndörfer Landsleute zu einer wichtigen Besprechung in die Gaststätte „Brauner Hirsch“ in der Dinkelsbühler Turmgasse zusammengetrommelt. Niemand wusste genau, worum es geht, und alle harrten gespannt der Dinge, die da kommen sollten. Als dann kurz nach 11 Uhr ein älterer, weißhaariger Herr, mit einer Mappe unter dem Arm eintrat, begrüßte ihn Robert Kaufmes ganz freundlich und stellte ihn der versammelten Gemeinschaft als Ing. Rudi That, einen gebürtigen Brenndörfer, der in Hermannstadt aufgewachsen war, vor. Rudi That habe eine Chronik über Brenndorf geschrieben, die er den versammelten Landsleuten vorstellen wolle. In seiner begeisternden Ansprache wies Robert Kaufmes darauf hin, dass sich nun die beste Gelegenheit böte, eine Brenndörfer Heimatgemeinschaft zu gründen, so wie das unsere Nachbargemeinden Heldsdorf, Neustadt, Zeiden und Rosenau schon viele Jahre zuvor getan hatten. Die neue Chronik wäre hierzu eine gute Grundlage, und alles Weitere würde sich schon regeln.

Rudi That stellte sich sodann vor und erzählte, dass er zwar in Hermannstadt gewohnt, die Verbindung zu Brenndorf jedoch nie gänzlich abgebrochen und die Schulferien immer bei seinen Verwandten in Brenndorf verbracht hätte. Schon seit etlichen Jahren hätte er Material über Brenndorf gesammelt und in einem Manuskript zusammenfasst, mit der Absicht, sich mit den Brenndörfern darüber zu unterhalten. Rudi That las einige Auszüge aus seinem Manuskript vor und begeisterte damit alle Anwesenden. Er betonte, dass die Gründung einer Dorfgemeinschaft eine günstige Voraussetzung für eine baldige Fertigstellung und Herausgabe dieser Brenndörfer Chronik sei.

Robert Kaufmes ergriff nochmals das Wort und bat um Freiwillige, die sich für die Wahl in den Vorstand zur Verfügung stellen. Wie das bei uns Siebenbürgern oft geschieht, meldete sich zunächst niemand. Aus diesem Grund wurden Vorschläge von den Anwesenden erbeten. Als Erste wurden Robert Kaufmes und Rudi That vorgeschlagen, die sich auch sofort bereit erklärten zu kandidieren. Nach und nach wurden Fritz Tontsch, Herta Stamm, Friedrich Martini, Otto Gliebe und Reinhard Tontsch, als Vertreter für Österreich, vorgeschlagen und durch Handzeichen gewählt.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen im „Braunen Hirsch“ zog sich der neu gewählte Vorstand an einen Tisch zurück, um mit Rudi That und Robert Kaufmes über ihre Vorstellungen zu beraten und die Aufgaben an die Neugewählten zu übertragen. Als einem der Jüngsten in dieser Runde, wurde mir von Robert Kaufmes gleich der Vorsitz angetragen, den ich ohne viel Widerrede annehmen musste. Er wollte „nur“ mein Stellvertreter sein. Rudi That wurde logischerweise zum Schriftführer und Chronisten ernannt, Herta Stamm, als Buchhalterin tätig, wurde zur Kassenwartin gewählt, Fritz Tontsch wurde zuständig für Soziales und Reinhard Tontsch Vertreter der Brenndörfer Landsleute in Österreich. Friedrich Martini sollte die Urkundensammlung betreuen und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Chronik sein.

Die Gründung der Dorfgemeinschaft erfolgte 1976, also im selben Jahr, in dem in Brenndorf die Kirche renovierte wurde.

Aller Anfang ist schwer

Die Vorstandsmitglieder konnten sich – wegen der großen Entfernungen zwischen ihren Wohnorten - nur durch Briefe oder Telefonate miteinander verständigen. Sie verfügten nur über unvollständige Adressenlisten, die in den 50er Jahren von Fritz Rothenbächer gesammelt und Anfang der 70er Jahre von Lehrer Hans Jekel (Bukarest) ergänzt worden waren.

Rudi That hatte einen ersten Heimatbrief mit dem Titel „Briefe aus Brenndorf“ entworfen, in dem die Ziele der neu gegründeten Dorfgemeinschaft dargestellt wurden. „Die Dorfgemeinschaft solle alle außerhalb Brenndorfs wohnenden Landsleute erfassen, sie betreuen, ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen und durch die Heimatbriefe, die Verbindung zueinander aufrecht erhalten“.

Alle Landsleute wurden aufgerufen, dieser Gemeinschaft beizutreten, in der sich Verwandte, Freunde und ehemalige Nachbarn zu einer „Gemeinschaft der nachbarschaftlichen Hilfe“ vereinigt haben. Die Brenndörfer wurden zudem gebeten, die Arbeit des Vorstands ideell und finanziell zu unterstützen.

Diesen ersten Heimatbrief stellte Rudi That in der ersten Vorstandssitzung, die der neue Vorstand im November 1976 in seiner Wohnung in Kirchheim/Teck abhielt, vor. Nach einstimmigem Beschluss wurde das Heimatblatt in der Vorweihnachtszeit allen uns bekannten Landsleuten zugeschickt. Das Blatt fand eine gute Resonanz. Die ersten vier Folgen erschienen nicht in einem DIN-Format und bereiteten den Lesern Schwierigkeiten beim Einordnen (sie sollten ursprünglich in einem Ordner aufbewahrt werden), so dass der Vorstand beschloss, die nächsten Folgen im DIN A5 Format als abgeschlossenes Heftchen zu gestalten. Die ersten Folgen waren noch auf der Schreibmaschine geschrieben und am Kopierer vervielfältigt. Es dauerte einige Jahre bis dann die elektronische Datenerfassung zunächst in kleinen Kopiershops, später dann auch als PC in privaten Haushalten zum Einsatz kam. Am deutlichsten kann man diese Entwicklung beobachten, wenn man die 50 erschienenen Folgen miteinander vergleicht.

In dieser Zeit haben wir immer versucht, den Kontakt zu den Brenndörfern, hier und daheim, aufrecht zu erhalten und die Themen unserer Berichte so zu wählen, dass sie die Interessen der Leser berühren. Wir haben immer wieder versucht, den Kreis der Mitautoren zu vergrößern, was uns leider nicht in dem Ausmaß gelungen ist, wie wir es uns vorgestellt haben. Problematisch sind bis zum heutigen Tage die Familiennachrichten geblieben, denn auch heute erfahren wir manchmal nur über Dritte, dass junge Leute geheiratet haben oder ein Kind geboren wurde. Manche versäumen es auch, uns die Nachricht vom Tode ihrer nächsten Familienangehörigen mitzuteilen.

Trotzdem können wir - angesichts der vielseitigen Themen, die bei unseren Landsleuten gut ankommen - mit der Entwicklung unserer „Briefe aus Brenndorf“ zufrieden sein.

Erdbeben 1977

In die Anfangsperiode der Dorfgemeinschaft fiel auch das verheerende Erdbeben vom 4. März 1977, bei dem der Kirchturm und die Kirche von Brenndorf, ein halbes Jahr nach deren vollständigen Renovierung von 1976, stark beschädigt wurden. Die Sachsen in Brenndorf rückten näher, um die anstehenden Renovierungsarbeiten gemeinsam zu bewältigen. Mit den vorhandenen Mitteln hat auch die „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“ versucht, die Renovierung zu unterstützen. So schickten wir für die neuen Altarbekleidungen Samt, Goldfäden und Bordüren und für die Innenarbeiten in der Kirche, Holzschutzmittel und Goldbronze. Um während der Renovierungsarbeiten den Gottesdienst im Pfarrhaus abhalten zu können, schickten wir, in Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Werk Stuttgart, eine elektronische Orgel nach Brenndorf.

Nur neun Monate nach dem verheerenden Erdbeben wurde die neu renovierte Kirche am 6. November 1977 durch Bischof Albert Klein neu eingeweiht.

Ortschronik erschien 1979

Nachdem wir die ersten Hindernisse überwunden hatten, setzte Robert Kaufmes alles daran, das Brenndörfer Heimatbuch fertig zu stellen und in Druck zu geben. Da sowohl die staatlichen als auch die kirchlichen Archive nicht zugänglich waren, kam man nur sehr schwer an geeignete Daten für eine Chronik heran. Trotzdem hat es Rudi That verstanden, verschiedene Quellen anzuzapfen und ein ansehbares Heimatbuch über Brenndorf zu erstellen. Mit Paul Schmidt, dem Inhaber der gleichnamigen Druckerei in Ansbach, hatten wir einen „Liebhaber“ für diese Kunstrichtung gefunden und konnten das Buch im Sommer 1979, dank einer großzügigen gewährten Ratenzahlung, in einer Auflage von 450 Exemplaren drucken lassen. Es war, wenn ich mich nicht täusche, das erste Heimatbuch einer Burzenländer Gemeinde nach der von Dr. Hans Mooser herausgegebenen Heldsdörfer Chronik (1967).

Die Nachbarschaftstage (große Brenndörfer Treffen)

Nach der Herausgabe des Brenndörfer Heimatbuches und der Fertigstellung der Kirche war wieder ein wenig Ruhe ins Leben der Dorfgemeinschaft eingekehrt. Zu Pfingsten 1981, beim Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl, wurde die Abhaltung eines „Nachbarschaftstages“ als ein echtes Bedürfnis für die Mitglieder der Dorfgemeinschaft bezeichnet und der Vorstand mit der Durchführung beauftragt. Die Anregung dazu hatte ich beim großen Zeidner Treffen erhalten, zu dem ich als Gastredner eingeladen worden war. Als Trefflokal hatten wir den großen Schrannensaal in Dinkelsbühl ins Auge gefasst und legten als Termin den 11.- 13. September 1982 fest.

Das große Treffen wurde schon in der Weihnachtsausgabe 1981 der Briefe aus Brenndorf angekündigt und für eine rege Beteiligung geworben. Mit einer Einladung/Anmeldung, die der Pfingstausgabe 1982 beigelegt wurde, hatten sich etwa 180 Personen zu den 1. Nachbarschaftstagen der Dorfgemeinschaft in Dinkelsbühl angemeldet. Rund 100 Brenndörfer reisten schon am Freitagnachmittag an und fanden sich bis zum Abend im kleinen Schrannensaal ein. Die Freude des Wiedersehens war groß, und die Begrüßungen nahmen kein Ende. Bis zum gemeinsamen Mittagessen am Samstag kamen etwa 180 Landsleute im großen Schrannensaal zusammen. Es waren wunderschöne Herbsttage, deren Stimmung sich auch auf die Teilnehmer übertrug. Als Festgabe erhielten alle Teilnehmer die von Ida Schmidts verfaste Festschrift mit dem Titel „Aus der völkischen Arbeit unserer Frauen“ und vier von Rudi That gezeichnete Darstellungen unserer ehemaligen Kirchenburg bzw. der heutigen Kirche. Die Tische waren mit Blumen geschmückt und trugen einen blau-roten Wimpel mit dem von Ida Schmidts gestickten Brenndörfer Wappen. Die größte Überraschung aber waren die 50 Baumstriezel, die von den Familien Gliebe/That aus Ansbach zum Kaffee serviert wurden (siehe „Briefe aus Brenndorf“, Folge 14 – Weihnachten 1982)

Nach dem großen Erfolg der ersten Nachbarschaftstage beschloss der neue Vorstand, in den noch Uta Martini und Hermann Schmidts, als Nachfolger für den inzwischen verstorbenen Robert Kaufmes und den, aus Altersgründen zurückgetretenen, Friedrich Martini, gewählt wurden, die Nachbarschaftstage in dreijährigem Rhythmus abzuhalten. Gemeinsam mit den jüngeren Kräfte, die den Vorstand nun ergänzten, wurden neue Akzente in der Arbeit gesetzt, wie z.B. die Familienforschung (Hermann Schmidts), Einrichtung eines Fotoarchivs (Uta Martini) u.a.

In dem festgelegten dreijährigen Rhythmus wurden dann die Nachbarschaftstage abgehalten:
2. Nachbarschaftstage 6.-8. September 1985 in Dinkelsbühl
3. Nachbarschaftstage 30. September - 2. Oktober 1988 in Dinkelsbühl
4. Nachbarschaftstage 13.-15. September 1991 in Dinkelsbühl
5. Nachbarschaftstage 19.-21. August 1994 in Dinkelsbühl
6. Nachbarschaftstage 22.-24. August 1997 in Dinkelsbühl
7. Nachbarschaftstage 7.-8. Oktober 2000 in Brackenheim

Jeder dieser Nachbarschaftstage hatte sein eigenes Profil und hinterließ bei den Anwesenden bestimmte Eindrücke. Zu jedem dieser Nachbarschaftstage erhielten die Anwesenden eine Festgabe. So überraschten wir die Besucher des 2. Nachbarschaftstages mit dem Brenndörfer Adressenbüchlein, das seither allen Besuchern der Nachbarschaftstage in einer jeweils aktualisierten Fassung überreicht wird. In Brackenheim war es schon die 6. Auflage. Mit Genugtuung konnten wir feststellen, dass wir die erste Burzenländer Gemeinde waren, die ihre Landsleute in einem Adressenbuch erfasst hatte. Inzwischen haben alle Burzenländer Gemeinden ihre eigenen Adressenhefte.

Der 3. Nachbarschaftstag hinterließ einen besonderen Eindruck, nicht nur bei uns Brenndörfern, sondern auch bei den Honigbergern, die ihr Treffen am selben Wochenende im kleinen Schrannensaal abhielten. Am Sonntagvormittag hatten wir einen Feldgottesdienst an der Gedenkstätte der Siebenbürger eingeplant, wo Pfarrer Klaus Nösner die Anwesenden mit seiner eindrucksvollen Predigt zum Thema „Heimat! Was ist Heimat? Wo ist unsere Heimat?“ nachdenklich stimmte.

Alle Nachbarschaftstage, die wir seither in Dinkelsbühl gefeiert haben, fanden ihren Abschluss mit einer Gedenkfeier an der Gedenkstätte der Siebenbürger Sachsen, wobei eine Blumenschale zum Gedenken an unsere Toten gestiftet wurde und Fritz Tontsch, nach seinem Tode dann Pfarrer Helmut Kramer, uns in ergreifenden Worten die Bedeutung dieser Stätte und des Gedenkens an die Toten im Osten, im Westen, im Süden und im Norden ans Herz legten. Diese Gedenkstunde war für viele Brenndörfer der Höhepunkt und gleichzeitig ein würdiger Abschluss der frohen, aber auch besinnlichen Nachbarschaftstage.

Großer Zuwachs nach der Wende

1991 - Durch die Massenaussiedlung nach der Wende hatte sich die Anzahl unserer Mitglieder innerhalb kurzer Zeit verdoppelt. Wir Organisatoren der Nahbarschaftstage 1991 harrten gespannt der Dinge, die auf uns zukommen sollten. Vorsichtshalber wurden alle verfügbaren Tische in dem großen Schrannensaal – für etwa 550 Personen - gedeckt. Wir hatten uns nicht getäuscht, denn der Saal war berstend voll und alle Plätze wurden belegt.

Als dann gegen 18 Uhr die Klänge unserer Brenndörfer Blasmusik ertönten, gab es kein Halten mehr. Alle strömten zum Podium, um besser sehen und hören zu können. Sicher haben auch die Erinnerung an die alte Heimat und ein „bisschen Heimweh“ bei denen, die in den letzten zwölf Monaten viele schwere Stunden in Durchgangsheimen durchgemacht hatten, dazu beigetragen, dass diese Stunden mit der Blasmusik die alten Heimatgefühle wieder in beeindruckender Weise wachriefen. Obwohl wir noch einen Vortrag über die Lage der Siebenbürgischen Landeskirche, geschrieben von Landeskirchenkurator a.D. Hans Hermannstädter, halten wollten, mussten wir diesen Teil des Festprogramms ersatzlos streichen.

Nach den beiden Nachbarschaftstagen von 1994 und 1997 beschloss der Vorstand, das Treffen an einem anderen Ort zu organisieren. Der lang gezogene Saal in Dinkelsbühl, obwohl preiswert für solche Veranstaltungen angeboten, entsprach nie unseren Vorstellungen. Wiltrud und Jürgen Mooser, die schon viel Erfahrung mit den Nachbarschaftstreffen in Baden-Württemberg gesammelt hatten, boten sich an, dieses Treffen zu organisieren. Nach langem Suchen fanden sie das Bürgerzentrum in Brackenheim mit einem Fassungsvermögen von über 500 Personen. Zunächst waren wir skeptisch, wie die Brenndörfer auf den Wechsel ihrer seit vielen Jahren vertrauten Umgebung reagieren würden. Die ersten Äußerungen zu unserem Beschluss klangen nicht sehr Erfolg versprechend. Trotzdem entschlossen wir uns für Brackenheim und waren freudig überrascht als sich, nachdem wir mit unserem Heimatbrief die Einladungen verschickt hatten, in kurzer Zeit etwa 400 Personen anmeldeten. Erfahrungsgemäß ließen wir für 500 Personen decken, weil immer auch Leute kommen, die nicht angemeldet sind.

Die Organisatoren kamen schon am Freitag nach Brackenheim, um alle anfallenden Vorbereitungen zu treffen. Uta Martini hatte sich einen Tag Urlaub genommen und war schon am Vormittag nach Brackenheim gefahren, um den Saal zu schmücken. Ihr Konzept, die ganzen Wände des Saales mit den von Juliana Fabritius-Dancu gemalten siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburgen zu schmücken, übertraf alle Erwartungen. Auf ihren alt bewährten Schautafeln hatte Uta Fotoaufnahmen von allen Nachbarschaftstagen und Fotos aus Brenndorf ausgestellt. Die Nachbildung von Kirche, Rathaus und Vereinshaus durch Georg That wurde zu einem Blickfang für alle Anwesenden. Wohin die Blicke auch schweiften, man wähnte sich in Siebenbürgen, bloß die großen Panoramafenster an der Nordseite des Saales riefen die Betrachter in die Realität zurück und ließen sie erkennen, dass sie sich in dem schmucken Weinstädchen Brackenheim befinden.

Es war einer der gelungensten Nachbarschaftstage der Brenndörfer, der auch ausnahmslos von allen Anwesenden positiv beurteilt wurde.

Regionale Nachbarschaftstreffen

Nachdem aus gesundheitlichen oder auch verkehrstechnischen Gründen nicht alle Landsleute an den Nachbarschaftstagen teilnehmen können, hat sich der Vorstand schon nach den 4. Nachbarschaftstagen (1991) entschlossen, in den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen, dort wo sich kleine oder größere Gruppen von Brenndörfern angesiedelt haben, kleine Nachbarschaftstreffen (Regionaltreffen) zu organisieren. Diese Treffen beginnen am Vormittag (Baden-Württemberg) mit einem gemeinsamen Mittagessen oder, wie in Bayern und Nordrhein-Westfalen, gegen 14 Uhr mit Kaffee und Kuchen und dauern bis in die späten Abendstunden. Diese „kleinen“ Treffen erfreuen sich großer Beliebtheit bei den Landsleuten, wohl auch aus praktischen Gründen. Denn nach dem gemütlichen Beisammensein mit Verwandten, Bekannten, Freunden oder ehemaligen Nachbarn kann man noch am gleichen Abend wieder nach Hause fahren.

Die Hilfe nach Brenndorf

Eine große Herausforderung für den Vorstand waren die schweren Jahre der Entbehrung, von der die Bevölkerung Rumäniens in den 80er Jahren betroffen war. Neben den vielen Paketen, die unsere Landsleuten an ihre Verwandten geschickt haben, konnte die Dorfgemeinschaft, mit Unterstützung vieler Hilfsorganisationen, allen voran des Sozialwerks der Siebenbürger Sachsen, unter der bewährten Leitung von Willi Schiel, aber auch des Diakonischen Werks der evangelischen Kirche in Stuttgart, vertreten durch Diakon Reinhard Brakhage, des Deutschen Roten Kreuzes, des Deutsch-Europäischen Hilfswerkes e.V. München, der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Mennighüffen, Pastor W. Düver von der ev.-luth. Kirchengemeinde Bergen/Dumme, Hermine und Walter Schnelle und der ehemaligen Soldaten des 1. Panzerbataillons, die während des Krieges in Kronstadt und Brenndorf stationiert waren, des Kirchenrates der evang. Kirchengemeinde Brühl, des DRK-Ortsvereins Harenberg und des evangelischen Frauenbundes Ansbach unzählige Paket- und Hilfssendungen mit einigen tausend Kilo Lebensmitteln, Hilfsgütern, Babynahrung, in einigen Fällen auch lebenswichtigen Medikamenten nach Brenndorf schicken. Hinzu kann man den Hilfstransport zählen, der in Begleitung von Guido Copony aus Kaufering nach Brenndorf ging, sowie den Hilfstransport von Elixhausen, begleitet von Albert Tontsch. Obwohl diese Hilfe von hier aus gut durchdacht und organisiert war, hat sie vor Ort, also in Brenndorf, oft sehr viel Unmut und Unzufriedenheit hervorgerufen, weil es in jeder Gesellschaft auch Menschen gibt, die meinen, nicht genügend berücksichtigt zu werden.

Neben der materiellen Hilfe konnten wir in einigen Fällen auch Hilfen im Umgang mit den Behörden gewähren, Einreise- oder Anerkennungsverfahren beeinflussen bzw. beschleunigen oder ärztliche Behandlungen in Deutschland vermitteln.

An dieser Stelle möchten wir nochmals allen, die uns in diesen schweren Zeiten unterstützt haben und unsere „Hilfe nach Brenndorf“ auch heute noch unterstützen, unseren herzlichsten Dank aussprechen.

Zusammenarbeit im Vorstand

Die langjährige Zusammenarbeit innerhalb des Vorstands hat sich bestens bewährt. Einmal im Jahr halten wir eine Vorstandssitzung, in der die anfallenden Themen, wie z.B. die Gestaltung der Heimatbriefe, der nächsten Nachbarschaftstage, Hilfe nach Brenndorf, Friedhofspflege usw. diskutiert und meistens auch einstimmig beschlossen werden. Die altersmäßige Besetzung des Vorstands stimmt auch recht optimistisch, denn neben Hermann Schmidts, Uta Martini, Friedchen Tontsch für Österreich, Hans Wagner und Otto Gliebe, haben wir mit Siegbert Bruss, Wiltrud Mooser, Volker Kreisel und Hugo Thiess auch einige junge, hoffnungsvolle Leute im Vorstand, auf die man sich jederzeit verlassen kann. Hinzu kommen noch die Regionalgruppenleiter Wiltrud und Jürgen Mooser (Regionalgruppe Heilbronn), denen wir die gelungene Organisation von Brackenheim verdanken, sowie Laura und Hans Darabas (Regionalgruppe München), die noch heuer ihre Bewährungsprobe bestehen wollen (woran wir jedoch keine Zweifel haben). Auf der Suche nach einem jungen Ehepaar, das diese ehrenvolle Aufgaben eines Regionalgruppenleiters für NRW übernimmt, sind wir noch nicht fündig geworden.

In diesem Bericht möchte ich keinen der Genannten hervorheben, jedoch feststellen, dass Siegbert Bruss die große Lücke, die nach dem Tode von Rudi That hätte entstehen können, hervorragend überbrückt hat.

Eine Gemeinschaft kann nur dankbar sein, wenn aus ihrer Reihe junge Menschen hervorgehen, die sich zum Wohle dieser Gemeinschaft einsetzen.

Vorbildliche Familienforschung

Hermann Schmidts, der schon 1980 unserem Ruf als Archivar und Familienforscher gefolgt war, hat diesem Namen alle Ehre gemacht. Tausende von Namen und Daten hat er seither aus den alten Kirchenbüchern (Kopien) herausgeschrieben, akribisch miteinander verglichen und in dem Band „Genealogische Datensammlung Brenndorf“ veröffentlicht. Der Band erfasst alle in Brenndorf geborenen oder ehemals dort wohnhaften evangelischen Bürger von 1718 bis 1899. In zwei anderen Bänden „Quellen zur Geschichte von Brenndorf“ wurden die Presbyterialprotokolle der evangelischen Kirchengemeinde Brenndorf aus den Jahren 1856–1867 (Band I) und den Jahren 1868–1885 (Band II) herausgeschrieben und gedruckt. Es ist eine sehr mühsame Arbeit, die Hermann Schmidts, der seit dem letzten Jahr tatkräftig von seiner Gattin Edda unterstützt wird, geleistet hat. Dafür möchte ich beiden im Namen der Dorfgemeinschaft unseren herzlichsten Dank aussprechen.

Ziele des Vorstands wurden in die Tat umgesetzt

Bis auf einen Punkt, nämlich die Einbindung aller Brenndörfer in die Gemeinschaft, die uns weiterhin ein ernstes Anliegen bedeutet, haben wir alle uns gesetzten Ziele, wir hoffen auch zur Zufriedenheit unserer Mitglieder, umsetzen können. Als letzte bedeutungsvolle Arbeit des Vorstands können wir die großen Instandsetzungsarbeiten auf dem Friedhof in Brenndorf, durch Hans Wagner und Otto Gliebe koordiniert, und unter Mithilfe einiger Kirchenmitglieder ausgeführt, sowie die langjährige Vergabe der Friedhofspflege in zuverlässige Hände, betrachten. Letzteres Anliegen hat sowohl uns hier in Deutschland als auch unsere Kirchenleitung in Brenndorf jahrelang beschäftigt, denn das Aussehen eines Friedhofes ist ein Spiegelbild der zugehörigen Gemeinschaft, hier und daheim, und da sollten wir uns nichts nachreden lassen. In diesem Jahr wollen wir in der Nähe des Brunnens noch einen Metallkasten mit einem Friedhofsplan und den Listen der Verstorbenen anbringen.

Zum Schluss kommend, möchte ich allen Vorstandsmitgliedern, auch den aus irgendwelchen Gründen ausgeschiedenen, für ihre konstruktive Mitarbeit zum Wohle der Gemeinschaft meinen herzlichsten Dank aussprechen und den jetzigen Vorstandsmitgliedern auch weiterhin eine gute, erfolgreiche Zusammenarbeit wünschen.

Otto Gliebe

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