Organist Guido Copony gestorben

1. März 2001

Mitteilungen der HOG

Der Brenndörfer Organist und Kirchenchorleiter Guido Copony ist am 31. Januar 2001 an den Folgen eines Schlaganfalls in Landsberg am Lech gestorben. Von 1953 bis 1983 hat er den Kirchenchor in seiner Burzenländer Heimatgemeinde zu einem bemerkenswerten Klangkörper geformt und nach seiner Aussiedlung die Treffen der Dorfgemeinschaft musikalisch bereichert.
Guido Copony wurde am 11. Oktober 1927 als ältester der vier Söhne von Robert Copony und Anna, geborene Wagner, in Brenndorf geboren. Das musikalische Talent des Vaters, der in den zwanziger und dreißiger Jahren ein Streichorchester in Brenndorf geleitet hatte, sprang auf Guido Copony über. Er nahm zunächst Klavierunterricht bei Traute Lienert. Erst 17-jährig, wurde er im Januar 1945 zusammen mit seinem Vater in die Sowjetunion deportiert; nach achtmonatiger Zwangsarbeit und einer abenteuerlichen Flucht erreichte er am 1. Oktober 1945 wieder sein Heimatdorf. Von 1947 bis 1950 nahm Copony Orgelunterricht bei Viktor Bickerich in Kronstadt und entwickelte sich zu einem beachtlichen Organisten. Am 3. März 1951 heiratete er Hildegard Rothenbächer. Der Ehe entsprossen drei Söhne und ein Töchterchen, das im ersten Lebensjahr an einer Virusinfektion starb. Den Beruf als Wasserleitungs-Installateur erlernte Copony während des Militärdienstes bei den Arbeitseinheiten in Kronstadt (1950-1953).

Guido Copony an der Orgel in Brackenheim. Sein ...
Guido Copony an der Orgel in Brackenheim. Sein letzter Auftritt für seine Heimatgemeinde Brenndorf.
Schon Ende der vierziger Jahre hatte sich ein Generationswechsel im Brenndörfer Kirchenchor angebahnt, wie sich Copony in den Briefen aus Brenndorf erinnerte. Pfarrer Fritz Nösner war aus der Deportation heimgekehrt und hatte die Bruder- und Schwesternschaft neu belebt, in deren Rahmen auch wieder gesungen und Volkstänze getanzt wurden. Diese Aktivitäten wurden jedoch von den kommunistischen Behörden misstrauisch verfolgt und später untersagt. Nösners Nachfolger als Pfarrer wurde Walter Albert, der Copony 1953, nach dessen Entlassung aus dem militärischen Arbeitsdienst, beauftragte, einen neuen Kirchenchor zu gründen. Die junge Generation machte sich mit Begeisterung dran, alte Traditionen weiterzuführen. Etwa 30 Jugendliche traten dem neuen Chor bei, der sich im Laufe der Jahre vergrößerte. Neben Müttern und Vätern wirkten nun auch deren Kinder mit. Immer anspruchsvollere Kompositionen wurden einstudiert und zur Aufführung gebracht. In beharrlicher Arbeit und mit seinem Hang zur Perfektion gelang es Guido Copony, den Chor zu einem bemerkenswerten Klangkörper zu formen, der seine besten Auftritte in den siebziger und Anfang der achtziger Jahre hatte.

Nach 30 Jahren hingebungsvoller Tätigkeit für die evangelischen Kirchengemeinde Brenndorf unter vier Pfarrern wanderte Guido Copony 1983 mit seiner Familie nach Deutschland aus und fand in Kaufering ein neues Zuhause. Wie Pfarrer Jürgen Nitz bei der Trauerfeier am 5. Februar 2001 in Kaufering feststellte, sei Guido Copony auch in seiner zweiten Heimat schnell anerkannt gewesen und beliebt geworden. 15 Jahre lang habe er mit Begeisterung als Organist in der Evangelischen Kirche Kaufering, im benachbarten Landsberg und Scheuring gewirkt. Von 1988 bis 1994 war er Kirchenvorsteher in der Kirche in Kaufering und in der Synode des Dekanats. Mit seinem Orgelspiel habe er vielen Menschen Freude bereitet, betonte Pfarrer Nitz. „Es war spürbar, dass er ein Freund Gottes war, der die Lieder nicht nur spielte, sondern auch mit seinem Herzen mitsang.“

Pfarrer i.R. Helmut von Hochmeister erinnerte, dass es für Guido Copony eine besondere Auszeichnung gewesen sei, als der große Professor und Stadtkantor in Kronstadt, Viktor Bickerich, ihn nach der dramatischen Flucht aus der Sowjetunion zu seinem Schüler auserwählt habe. Von da an habe sich für ihn die herrliche Welt der Kirchenmusik erschlossen. Immer wieder habe Copony in der heiligen Musik „inneren Aufbau, Geborgenheit, Friede und Freude“ gefunden. Durch sein hervorragendes Orgelspiel und als begabter Chorleiter, der immer wieder junge Menschen für den Kirchenchor gewinnen konnte, habe er die Gottesdienste in Brenndorf geprägt. Zudem habe er über zwei Jahrzehnte als Presbyter und Gemeindevertretungsmitglied gewirkt. „Bei den Brenndörfer Treffen führte er uns auf einer unsichtbaren Brücke in Gefühlen und Gedanken aus einer fernen, unbekannten Stadt in die Heimat“, so Pfarrer von Hochmeister in seinem Dankeswort namens der trauernden Familie.

Die "Dorfgemeinschaft der Brenndörfer" hat dem Verstorbenen für seine langjährige musikfördernde Tätigkeit in Brenndorf und die aktive Mitgestaltung der Nachbarschaftstage in Deutschland zu danken. Der Witwe, den drei Kindern und fünf Enkelkindern sei auf diesem Wege unser tiefes Mitgefühl ausgesprochen.

Der Vorstand

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