Festrede Otto Gliebe zum 25-jährigen Jubiläum der Dorfgemeinschaft

1. November 2001

Mitteilungen der HOG

Zum Nachbarschaftstreffen und zur Feierstunde zum 25-jährigen Jubiläum der Dorfgemeinschaft der Brenndörfer hieß Vorsitzender Otto Gliebe am 13. Oktober im Gasthaus „Neuwirt“ in Garching alle Gäste willkommen, darunter Michael Konnerth, den Vorsitzenden des Verbands der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften e.V. Seine Ansprache wird im Folgenden leicht gekürzt abgedruckt.
In der heutigen Feierstunde, zum 25-jährigen Jubiläum unserer Dorfgemeinschaft, wollen wir gemeinsam einen Rückblick halten auf die Ereignisse, die diese Jahre geprägt haben, und uns nochmals in Erinnerung rufen, warum die Dorfgemeinschaft so bedeutungsvoll und wichtig für uns alle ist.

Als nach der Gründung der Dorfgemeinschaft vor 25 Jahren, der neu gewählte Vorstand antrat, um die Geschicke dieser Dorfgemeinschaft zu leiten, setzte er sich folgende Ziele:

1. Die Dorfgemeinschaft soll alle außerhalb Brenndorfs wohnenden Landsleute erfassen, sie betreuen, ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen und durch die Heimatbriefe die Verbindung zueinander aufrecht erhalten“, so wie das unsere Burzenländer Nachbargemeinden Zeiden, Heldsdorf und Neustadt schon seit Jahren taten.

2. Das Brenndörfer Heimatbuch, dessen Manuskript uns der damalige Schriftführer Rudi That schon bei der Gründung der Dorfgemeinschaft vorgelegt hatte, sollte in Druck gegeben und den Brenndörfern zum Kauf angeboten werden.

3. Große Treffen oder Nachbarschaftstage der Brenndörfer sollten organisiert und koordiniert werden.


Diese Aufgaben schienen durchaus lösbar, denn der Vorstand verfügte über einige engagierte Persönlichkeiten.

So erschien zum Weihnachtsfest 1976 die erste Folge der Heimatbriefe unter dem Titel Briefe aus Brenndorf in einer Auflage von 150 Stück und wurde an alle uns damals bekannten Brenndörfer Landsleute verschickt. Inzwischen ist die Reihe auf 51 Folgen angewachsen, mit einer Auflage von 730 Stück. Eine enorme Entwicklung hat sich sowohl inhaltlich als auch in der Gestaltung der Heimatbriefe vollzogen. Wurden die ersten Folgen noch mit Schreibmaschine geschrieben und am Kopierer vervielfältigt, sind durch die rasante Entwicklung der Medienindustrie ganz neue Möglichkeiten entstanden.

Neben den 51 Folgen der Heimatbriefe haben wir seit 1985 ein Adressenverzeichnis aller außerhalb Brenndorf lebender Landsleuten, erarbeitet, das anlässlich der Nachbarschaftstage 2000 in Brackenheim in seiner 6. Auflage, zusammen mit einem Verzeichnis der Verstorbenen, die seit 1930 auf dem neuen Friedhof in Brenndorf ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, erschien.

Kaum hatten wir zu Weihnachten 1976 den ersten Heimatbrief verschickt und warteten auf die Reaktion der Brenndörfer, erreichte uns die unvorhergesehene Botschaft von dem verheerenden Erdbeben im März 1977, bei dem die ein Jahr zuvor neu renovierte Kirche und der Kirchturm in Brenndorf stark beschädigt wurden. Noch unerfahren und mit einer leeren Kasse versuchten auch wir, unser Scherflein für die Instandsetzungsarbeiten beizutragen. Auf Wunsch der Kirchenleitung schickten wir das gesamte Material für die neuen Altarbekleidungen sowie verschiedene Gold- und Bronzefarben für die Inneneinrichtung der Kirche. Um in den Wintermonaten den Gottesdienst im Pfarrhaus abhalten zu können, wurde, in Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Hilfswerk Stuttgart, eine elektronische Orgel nach Brenndorf geschickt, die auch heute noch in Anspruch genommen wird. Nach nur acht Monaten schwerster Arbeit konnte die neu renovierte Kirchenanlage am 6. November 1977, in einer erhebenden Feier durch Bischof Albert Klein eingeweiht werden.

Eine große Herausforderung an den Vorstand war auch die Drucklegung der Brenndörfer Chronik. Dem Chronisten Rudi That war es gelungen, wichtige Quellen auszuschöpfen, obwohl staatliche und kirchliche Archive damals für uns nicht zugänglich waren. Trotzdem ist es Rudi That gelungen ein ansprechendes Heimatbuch zu schreiben. Leider konnten, aus Rücksicht auf die noch in Brenndorf lebenden Landsleute, die meisten Ereignisse der Nachkriegszeit wie Deportation, Enteignung, Evakuierung von 1952 u.a. nur angedeutet werden. Nach der 1967 von Dr. Hans Mooser herausgegeben Heldsdörfer Chronik war dies das zweite Heimatbuch einer Burzenländer Gemeinde und wurde 1979 in einer Auflage von 450 Stück gedruckt.

Einem echten Bedürfnis der Mitglieder kamen die "Nachbarschaftstage" entgegen, die erstmals vom 11. bis 13. September 1982 im großen Schrannensaal zu Dinkelsbühl abgehalten wurden. Rund 180 Landsleute erlebten bei wunderschönem Herbstwetter drei ereignisreiche Tage. Nach sechs Nachbarschaftstagen in Dinkelsbühl, wurde das siebente „große Treffen" im Oktober 2000 in Brackenheim organisiert. Alle 500 Teilnehmer waren begeistert von dem schönen hellen Saal, den Uta Martini mit Fotos von früheren Brenndörfer Treffen und Aquarellen von Juliana Fabritius-Dancu in ein vertrautes siebenbürgisches Ambiente verwandelt hatte. Vermisst haben einige Teilnehmer allerdings die Feier an der Gedenkstätte der Siebenbürger Sachsen, die jeweils am Sonntagvormittag einen würdigen Abschluss der in Dinkelsbühl abgehaltenen Nachbarschaftstage bedeutete.

Schon 1991 hatte der Vorstand beschlossen, kleine Nachbarschaftstreffen in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen zu organisieren, also dort, wo sich größere Gruppen von Brenndörfern angesiedelt hatten. Die regionalen Zusammenkünfte erfreuen sich inzwischen großer Beliebtheit, da man nach dem gemütlichen Beisammensein mit Verwandten, Bekannten oder ehemaligen Nachbarn noch am gleichen Abend wieder nach Hause fahren kann.

Die größte Herausforderung für den Vorstand waren die Hilfsaktionen zur Linderung der schweren Entbehrungen, mit denen die Bevölkerung Rumäniens in den achtziger Jahren konfrontiert war. Die Dorfgemeinschaft konnte mit Unterstützung vieler Hilfsorganisationen wie dem Sozialwerk der Siebenbürger Sachsen unter der bewährten Leitung von Willi Schiel, dem Diakonischen Werk der evangelischen Kirche in Stuttgart unter Diakon Reinhard Brakhage, dem Deutschen Roten Kreuz, u.v.a., vor und nach der Wende unzählige Paket- und Hilfssendungen mit mehreren tausend Kilogramm Lebensmitteln, Hilfsgütern, Babynahrung und in einigen Fällen auch lebenswichtigen Medikamenten nach Brenndorf bringen. Hinzu kamen ein Hilfstransport, der in Begleitung von unserem verstorbenen Organisten Guido Copony aus Kaufering nach Brenndorf ging, sowie ein Hilfstransport von Elixhausen (Österreich), begleitet von Albert Tontsch.

Neben der materiellen Hilfe konnten in einigen Fällen auch Hilfen im Umgang mit den Behörden gewährt, Einreise- oder Anerkennungsverfahren beeinflusst bzw. beschleunigt oder ärztliche Behandlungen in Deutschland, vermittelt werden. Allen, die uns in diesen schweren Zeiten geholfen haben und unsere „Hilfe nach Brenndorf" auch heute noch unterstützen, sei auch auf diesem Wege herzlich gedankt.

1999 haben Hans Wagner und Otto Gliebe die Renovierung der Friedhofsmauer in Brenndorf in die Wege geleitet. Fehlende Dachziegeln und Dachreiter wurden von einer Maurerkollone ersetzt und die Schadstellen an der Friedhofsmauer repariert. Anschließend wurde die Mauer innen und außen von einigen Mitgliedern der Kirchengemeinde neu gestrichen.

Mit der Friedhofspflege wurden zwei junge Männer betraut, die in den nächsten Jahren die Pflege der Wege, der Spirea-Hecke und der nicht in Pflege gegebenen Gräber bestellen sollen, so dass der Friedhof immer einen gepflegten Eindruck erwecken soll. Die Friedhofspflege hat sowohl uns hier in Deutschland als auch die Kirchenleitung in Brenndorf jahrelang beschäftigt. Wir hoffen, dass sie mit dieser Maßnahme für die nächsten Jahre gesichert ist.

Zum Abschluss dieser Arbeiten hat Hans Wagner im Sommer 2001 drei Metallkästen, die einen Friedhofsplan und die Listen der Verstorbenen beinhalten, in das Brunnen-Rondell aufgestellt. Somit kann nun jeder Besucher die Gräber seiner Ahnen ausfindig machen.

Vor einigen Wochen wurden wir von Kurator Hans Knorr um Hilfe für die Kirchengemeinde gebeten. In einer Sitzung der Gemeindevertretung wurde das Thema Kirchensteuer erörtert. Dabei wurde festgestellt, dass die Kirchenleitung ohne eine drastische Erhöhung der Kirchensteuer, ihren Aufgaben nicht mehr gerecht werden kann. Ständig fallen Instandsetzungsarbeiten an, die Halbtagsstelle der Kirchendienerin muss sozial- und krankenversichert sein, Steuern für das Kirchenvermögen müssen gezahlt werden usw.

Da eine Erhöhung der Kirchensteuer die Kirchenmitglieder noch mehr belasten würde, bat uns Kurator Hans Knorr, die Bezahlung der Kirchendienerin, die sich auf etwa 120 DM monatlich beläuft, zu übernehmen. Der Vorstand hat dieser Bitte, mit einigen Bedingungen, die in den künftigen Vertrag aufgenommen werden sollen, zugestimmt. Die Wichtigsten davon möchte ich hier erläutern:

1. Das Läuten der Glocken für verstorbene Landsleute in und außerhalb von Brenndorf (Inland und Ausland), sollte ohne zusätzliche Kosten gewährleistet sein.

2. Die Betreuung der Kirchturmuhr fällt in den Bereich des Kirchendienstes ohne zusätzliche Entlohnung. (Wie wir alle wissen, steht die Turmuhr seit einigen Jahren still, weil sich niemand findet, selbst gegen Bezahlung, der sie einmal am Tag aufzieht.)

3. Für die Besichtigung der Kirche (Touristen) sollte ein verbindlicher Zeitplan festgelegt werden, z.B. von 11.45 – 12.30 Uhr oder nach Absprache gewährleistet sein.


Wie mir Kurator Hans Knorr kurz vor dem Garchinger Treffen telefonisch mitteilte, hat die Gemeindevertretung bisher noch keinen Beschluss gefasst.

Die Familienforschung hat in der Arbeit des Vorstands einen hohen Stellenwert gefunden. Dabei hat Hermann Schmidts, der schon 1980 unserem Ruf als Archivar und Familienforscher gefolgt war, seinem Amt alle Ehre gemacht. Die Daten der evangelischen Bürger, die von 1718 bis 1899 in Brenndorf geboren wurden oder gewohnt haben, hat er in akribischer Arbeit im Band "Genealogische Datensammlung Brenndorf" zusammengetragen. Die Familiendaten nach 1900 hat der Genealoge bereits zum Großteil auf einer CD-ROM – (Genealogische Daten von Brenndorf - Band III) erfasst, diese Arbeit wird derzeit vervollständigt. Auf einer weiteren CD-ROM wurden sämtliche Konskriptionen und Verzeichnisse von 1580 – 1700 (Pächter und Statuten, den Kirchengrund betreffend) gespeichert. Hermann Schmidts hat auch die Presbyterialprotokolle der Kirchengemeinde Brenndorf aus den Jahren 1856-1867 und 1868-1885 in zwei Bänden der „Quellen zur Geschichte von Brenndorf“ herausgegeben. Seit letztem Jahr tatkräftig von seiner Gattin Edda unterstützt, erbringen sie eine enorme Leistung, für die wir ihnen äußerst dankbar sind.

Die langjährige Zusammenarbeit innerhalb des Vorstands hat sich bestens bewährt. In den jährlichen Vorstandssitzungen werden Vorhaben wie die Gestaltung der Heimatbriefe, die Organisation der nächsten Nachbarschaftstage, die Hilfe nach Brenndorf und Friedhofspflege usw. erörtert und beschlossen. Die altersmäßige Besetzung des Vorstands stimmt auch recht optimistisch, denn neben Hermann Schmidts, Uta Martini, Friedchen Tontsch (für Österreich), Hans Wagner und Otto Gliebe haben wir mit Siegbert Bruss, Wiltrud Mooser, Volker Kreisel und Hugo Thiess einige jüngere, hoffnungsvolle Leute im Vorstand, auf die man sich jederzeit verlassen kann. Hinzu kommen noch die Regionalgruppenleiter Wiltrud und Jürgen Mooser, denen wir die gelungene Organisation des letztjährigen Treffens in Brackenheim verdanken, sowie Laura und Hans Darabas von der Regionalgruppe München, die das heutige Treffen in Garching organisiert haben, wofür wir ihnen herzlich danken.

Wir werden auch weiterhin versuchen, junge und engagierte Menschen in unseren Vorstand einzubauen, damit sie uns „Senioren“ demnächst ersetzen können.

Aus Anlass des 25-jährigen Jubiläums möchte ich heute allen Brenndörfer Landsleuten, die unsere bisherige Arbeit anerkannt, sie finanziell und moralisch unterstützt und uns in Leserbriefen immer wieder angespornt haben, meinen persönlichen Dank aussprechen. Danken möchte ich auch allen Vorstandsmitgliedern, auch den bereits ausgeschiedenen, für ihre konstruktive Mitarbeit zum Wohle der Dorfgemeinschaft der Brenndörfer!

Gestern erreichte mich eine E-Mail mit folgendem Inhalt: „Alles Gute zum Jubiläum und weiterhin viel Erfolg in eurer Tätigkeit, wünscht im Namen aller Burzenländer Nachbarväter, der Sprecher der HOG-Regionalgruppe Burzenland, Volkmar Kraus.“

Euch allen wünsche ich einen schönen Tag, gute Unterhaltung und anregende Gespräche mit Verwandten, Bekannten oder ehemaligen Nachbarn.

Otto Gliebe

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