Ehrenvorsitzender Otto Gliebe wird 70 Jahre alt

9. November 2004

Mitteilungen der HOG

Otto Gliebe, Ehrenvorsitzender der Dorfgemeinschaft der Brenndörfer, erfüllt am Mittwoch, dem 10. November 2004, sein 70. Lebensjahr. Aus diesem Anlass werden seine herausragenden Verdienste um die siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft gewürdigt.
Für Otto Gliebe bilden die Landsmannschaft und Heimatortsgemeinschaften zwei Seiten einer Einheit, die unbedingt zusammengehören. Diesen Grundsatz hat er selbst mit Leben erfüllt. Die Siebenbürgische Blaskapelle Ansbach trat am 12. Juli 1997 erstmals unter seiner Leitung und mit Unterstützung von Georg That öffentlich auf. Diese Arbeit setzt Otto Gliebe auch heute fort. Die Blaskapelle Ansbach tritt regelmäßig bei Veranstaltungen der Kreisgruppe Ansbach der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen auf, bei Weihnachtsfeiern, Grillfesten oder Weinfahrten, und ist damit das Herzstück siebenbürgisch-sächsischer Kulturpflege vor Ort.

Otto Gliebe hat die Dorfgemeinschaft der ...
Otto Gliebe hat die Dorfgemeinschaft der Brenndörfer aufgebaut und gefestigt. Foto: Petra Reiner
Otto Gliebe hat als Gründungsvorsitzender der "Dorfgemeinschaft der Brenndörfer" (HOG Brenndorf) von 1976 bis 2003 Herausragendes geleistet für den Fortbestand unserer Gemeinschaft in der geographischen Zerstreuung, für die Beheimatung unserer Landsleute in Deutschland, für die materielle und moralische Hilfe nach Brenndorf sowie den Erhalt siebenbürgisch-sächsischer Werte insgesamt. Als Anerkennung für diese hervorragende Verdienste wählten ihn die am 18. Oktober 2003 in Brackenheim versammelten Brenndorfer zu ihrem Ehrenvorsitzenden auf Lebenszeit.

Geboren am 10. November 1934 in Honigberg, verbrachte Otto Gliebe die Kindheit ebendort und besuchte die Volkschule 1941-1944 in Kronstadt-Martinsberg. Durch die politisch bedingte Flucht der Eltern am 23. August 1944 mit den zwei Kleinsten blieb Otto Gliebe in Brenndorf zurück, wo er bis 1948 die Volksschule besuchte. Von 1949 bis 1952 machte er eine Ausbildung zum Werkzeugmacher in Kronstadt und übte den Beruf ab 1952 in Kronstadt und von 1971 bis 1997 in Ansbach aus. Auf dem zweiten Bildungsweg legte er 1959 das Abitur am Honterusgymnasium in Kronstadt ab. Aus der 1966 geschlossenen Ehe mit Renate Brenndörfer gingen zwei Kinder hervor: Harald und Elke, die nach der Ausreise nach Deutschland (1970) geboren wurden.

Das ehrenamtliche Engagement von Gliebe begann bereits 1957, als er in die Blaskapelle Brenndorf eintrat. 1958 gründete er ein fünf Mann starkes Orchester, von 1960 bis 1970 war er Kapellmeister der Blasmusik.

Die Entstehung und Entwicklung der "Dorfgemeinschaft der Brenndörfer" sind eng mit dem Namen ihres Vorsitzenden Otto Gliebe verbunden. Durch seine kluge, ausgewogene und offene Art wurde er unter den Landsleuten beliebt und unentbehrlich. Als die Dorfgemeinschaft zu Pfingsten 1976 in Dinkelsbühl gegründet wurde, setzte sich der neu gewählte Vorstand an der Spitze mit Otto Gliebe eine Reihe von Zielen: alle außerhalb Brenndorfs wohnenden Landsleute zu erfassen, sie zu betreuen, ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen und durch einen Heimatbrief die Verbindung zueinander aufrecht zu erhalten, eine Dorfchronik sollte herausgegeben und große Treffen sollten organisiert werden. Diese Aufgaben wurden allesamt mit großem Erfolg umgesetzt.

So erschien zum Weihnachtsfest 1976 die erste Folge der Heimatbriefe unter dem Titel Briefe aus Brenndorf in einer Auflage von 150 Stück. Inzwischen ist die halbjährlich erscheinende Reihe auf 57 Folgen gewachsen, mit einer Auflage von derzeit 730 Exemplaren. Die HOG-Publikation vollzog dabei inhaltlich und von der Gestaltung her eine enorme Entwicklung. Zudem gibt der Vorstand seit 1985 ein regelmäßig aktualisiertes Adressenverzeichnis heraus. 2000 erschien ein von Otto Gliebe erstelltes Verzeichnis des neuen Friedhofs von Brenndorf.

Einem echten Bedürfnis der Mitglieder kommen die „Nachbarschaftstage“ entgegen, die seit 1982 jedes dritte Jahr organisiert werden, zwischendurch ergänzt durch regionale Zusammenkünfte in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Diese „großen“ und „kleinen“ Treffen sind sehr beliebt und festigen den Zusammenhalt zwischen den Brenndorfern.

Der Kontakt zur Heimatgemeinde ist auch in der Ceauşescu-Diktatur nie abgerissen. Die größte Herausforderung für den Vorstand waren die Hilfsaktionen zur Linderung der schweren Entbehrungen, mit denen die Sachsen in Brenndorf in den achtziger Jahren konfrontiert waren. Die Dorfgemeinschaft unterstützte sie mit unzähligen Paket- und Hilfssendungen vor und nach der Wende. Die Friedhofspflege in Brenndorf wurde nach 1999 in geordnete Bahnen gelenkt, so dass der Gottesacker in Brenndorf heute zu den schönsten des Burzenlandes gehört.

Eine Ära, die über ein Viertel Jahrhundert lang gedauert hat, ging beim 8. Brenndorfer Nachbarschaftstag im Oktober 2003 in Brackenheim zu Ende. Der dienstälteste HOG-Vorsitzende in Deutschland, Otto Gliebe, gab sein Amt an jüngere Hände weiter. Für sein über 40-jähriges Engagement für die Brenndorfer Blaskapelle und Gemeinschaft wurde er mit dem Goldenen Ehrenwappen des HOG-Verbandes ausgezeichnet. Die "Dorfgemeinschaft der Brenndörfer" wählte Otto Gliebe zum Ehrenvorsitzenden.
Der Ehrenvorsitzende setzt sich weiterhin mit Rat und Tat aktiv für die Brenndorfer ein. So erfasste er zurzeit die Presbyterialprotokolle der Kirchengemeinde Brenndorf aus den Jahren 1886 bis 1895 und macht damit über 200 Seiten „Quellen zur Geschichte von Brenndorf“ der breiten Öffentlichkeit zugänglich. Die Presbyterialprotokolle 1856-1867 und 1868-1885 hatte der im Frühjahr 2004 verstorbene Hermann Schmidts in zwei Bänden herausgegeben.

Otto Gliebe wird auch künftig einzelne ortsgeschichtliche Themen erforschen. Mehr Zeit will er allerdings seiner Familie widmen, die durch seinen ehrenamtlichen Einsatz in den letzten Jahren teilweise zu kurz gekommen ist. Der Zusammenhalt, die Spenden, die die Brenndorfer nach wie vor für gemeinschaftliche Vorhaben investieren, zeigen, dass die Aufbauleistung von Otto Gliebe auch heute noch Früchte trägt. Wir danken Otto Gliebe für seinen hervorragenden Einsatz im letzten halben Jahrhundert und wünschen ihm viel Glück und Gesundheit zu seinem 70. Geburtstag sowie weiterhin viel Schaffenskraft und einen erfüllten Lebensabend mit seiner Familie.

Siegbert Bruss

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