Felldorf - Der Tag der Flucht

In Felldorf ging ich bis zur 3.Klasse in die Evangelisch-Deutsche Schule. Dann kahm das Jahr 1944, wo der Schrecken des Krieges ,auch über uns Kinder hereinbrach.
Am 8.September(um ca. 11 Uhr), ging ich mit meinem Bruder Daniel Fritsch in die Weingärten, um noch ein paar Weintrauben zum Essen zu holen. Es war zwar verboten in dieser Zeit, in die Weinberge zu gehen, denn rumänische Partisanen schossen auf Deutsche. Aber wir hielten uns nicht daran.
Als wir aus den Weingärten nach Hause kahmen, waren deutsche Soldaten bereits im Dorf und haben die Brücke gesichert. In der Bachmulde bezogen die Soldaten MG-Stellung.
Einige Soldaten standen vor unserem Haus auf der Strasse unter dem Kastanienbaum, er war der größte Baum am Felldorfer Bachrand.
Wir gaben den deutschen Soldaten auch Weintrauben. Dieses in Stellung
gehen hatten wir ja auch geübt, damals auf unserem Schulhof.

Die Deutschen gaben bekannt, daß das Dorf (Felldorf) in einer Stunde geräumt werden muß, wer zurück bleibt wird als Feind angesehen und erschossen.
Mein Vater war zur Zeit rumänischer Soldat auf Heimaturlaub.
Rumänien hatte ja mit Deutschland ein Bündniss ,und kämpfte daher mit Deutschland gegen Russland.
Die rumänische Kapitulation war am 24.08.1944, von da an waren sie gegen die "Deutschen" (gegen uns?).

Am 8. SEPTEMBER 1944 um ca. 15 UHR ging das "WANDERN -FLÜCHTEN" los.Ich war damals 10 Jahre alt.

Wir mußten zu erst Richtung Ungarn. Da wir zur damaligen Grenze nur ein paar Kilometer hatten, und die Brücke bereits zerstört war, kämpften wir uns durch den Fluss. Die kleine KOKEL war einst die Grenze.
Wir waren nicht alleine ,andere Dörfer aus unserer Gegend wie RODE,ZUCKMANTEL, ZENDERSCH,MANIERSCH,NADESCH,KLEINALISCH schlossen sich einer unendlichen Wagenkolonne aus Pferde,Ochsen,Büffel...Gespann an.
Lebensmittel verdarben sehr schnell, bis wir als erste Anlaufstelle in der Stadt Neumarkt -(Ta'rgu Mures) ankahmen.
Dort wurden wir von Deutschen verpflegt, bis es bald wieder weiter ging.
Das ENDE des Dorfes Zigan St.György veränderte unsere (meine )Lage dramatisch.
Wir wurden von deutschen Fliegern mit rumänischen Piloten angegriffen(Phosphorbomben abwurf). Es waren ca.13 Flieger und ich wurde am Kopf und in der Lendengegend von Granatsplittern verwundet. So mußte ich ins Krankenhaus, wo ich ca. 2 Tage verbrachte. Mit manchen anderen Kollegen teilte ich nun das Schicksal, von Mutter, Vater, Großmutter, Geschwistern getrennt worden zu sein.
Werde ich sie je wieder sehen?
Ich wurde entlassen und auf einen deutschen Lastwagen mit Benzinfässern "verladen", weiter auf der Fahrt in ungewisse ....

Georg Fritsch sen. - Felldorf / Siebenbürgen 1934-2009 Seewalchen a.A. / Rosenau

(Auszug aus "PAPAS Niederschrift" - Flucht aus Felldorf/Siebenbürgen für meine Kinder)
In Gedanken und Erinnerung an Georg Fritsch (1934-2009) Felldorf/Siebenbürgen Hausnummer Nr.59

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