Eintrag Nr. 7513

23.08.2006, 21:52 Uhr

Beat Forster [beat.forster[ät]ggaweb.ch]

am Sonntag, den 13. August konnte die alte Orgel in der Kirchenburg in
Honigberg/Harman in Siebenbürgen, RO, mit einem Gottesdienst und Feier
wieder eingeweiht werden.
Die Restauration des stark mitgenommenen, wertvollen Instruments aus dem 18.
Jahrhundert wurde von der Lehrlingswerkstatt der Schweizerischen Stiftung
für Orgeln in Rumänien durchgeführt. Nachfolgend ein paar Fakten, ein kurzer
Bericht und Bilder die Stiftungsrat Beat Forster, Maur, während der Feier
aufgenommen hat.



Fakten:

Die Orgel von Honigberg (Harman) in Siebenbürgen, Rumänien wurde 1795
erbaut. Man nimmt aufgrund von spezifischen Merkmalen an, dass Instrument
von Orgelbauer Johannes Prause erstellt wurde. Eine Erweiterung der Register
konnte 1889 durch Joseph Nagy realisiert werden und Mitte des 20.
Jahrhunderts wurde das schön marmorierte Gehäuse grau überstrichen. Mit der
2006 durch die Lehrlingswerkstatt der Schweizerische Stiftung für Orgeln in
Rumänien (SSOR), in Honigberg zusammen mit der Orgelbaufirma Hermann Binder,
Hermannstadt/Sibiu durchgeführten Restauration konnte der Orignalzustand der
Orgel wiederhergestellt werden.
Die SSOR betreibt seit März 2003 in Honigberg/Harman eine Lehrwerkstätte für
Orgelbauer und Kunstschreiner. Gegenwärtig werden dort 10 junge Leute in
diesem anspruchsvollen und vielseitigen Beruf ausgebildet. Die als Stiftung
in Zumikon domizilierte SSOR wird durch die Standortgemeinde, verschiedene
Gemeinden im Kanton Zürich, die DEZA und weitere Organisationen im In- und
Ausland sowie über 600 privaten Gönnern unterstützt. Im Juni dieses Jahres
konnte die Anerkennung des Berufes Orgelbauer bei dem rumänischen
Ministerium für Ausbildung und Erziehung (MEC) erreicht werden.


Die Einweihung:

Am Sonntag, den 13. August war es soweit: Nach mehrmonatiger intensiver
Arbeit konnte die Orgel der Kirchenburg in Honigberg nach Vollendung der
Restauration wieder eingeweiht werden. In einem eindrücklichen
Festgottesdienst machte der Bischofsvikar Hans Klein der einheimischen
Bevölkerung viel Hoffnung für die Zukunft und sah in der Restauration dieser
Orgel ein Zeichen dafür, dass nicht nur mehr und mehr der einheimischen
sächsischen Bevölkerung abwandere, sondern auch neue Leute kommen, um mit
neuer Kraft einzigartige Werte zu erhalten und mit neuen Ideen vorwärts zu
schreiten. Er überzeugte, dass die grosse Landesfläche Rumäniens mit den
damit verbundenen Möglichkeiten und all die noch anstehende Arbeit in den
nächsten Jahren zu einem starken Motor für das ganze Land werden.

Bei einem Apero mit Marillensaft nach dem Gottesdienst gab der
Gammla-Nordlands Kammerchor aus Uppsala, Schweden, der eigens für die
Orgeleinweihung angereist war, bei strahlendem Wetter ein Konzert im Freien.
Die Verbindung zu Schweden geht auf den Offizier Gustav Soldau zurück, der
mit seiner Einheit von der Honigberger Gemeinde im frühen 18. Jahrhundert
freundlich empfangen wurde und als Dank eine Spende gab, mit der eine erste
Orgel gebaut werden konnte. Einige Gottesdienst-Besucher in lokalen
Landes-Trachten gaben dem Anlass ein authentisches Gepräge.

Anschliessend erklärte Orgelbaumeister und Präsident der Orgelstiftung SSOR,
Ferdinand Stemmer, die Details der restaurierten Orgel. Die beiden
Organisten Steffen Schlandt und Paul Christian konnten die Erläuterungen mit
Klangbeispielen eindrücklich untermalen. Anschliessend liessen sie die Orgel
mit virtuosen Spiel und vollen Tönen erklingen.

Alle Gäste durften nach der Feier in der Kirchenburg einem Festessen nach
siebenbürgischer Tradition im Grossen Saal in Honigberg beiwohnen. Die
Petersberger Blasmusik gab dem Anlass den musikalischen Rahmen und es waren
viele fröhliche Gesichter zu sehen. Ferdinand Stemmer und Barbara Dutli, die
beiden Leiter der Lehrwerkstatt, sowie die Sängerinnen und Sänger aus
Schweden durften einen herzlichen Dank entgegennehmen.

Noch gibt es viele wertvolle Orgeln in Rumänien, die auf eine Restauration
warten. Nicht umsonst wurde das während dem Ceauscescu-Regime
vernachlässigte Gebiet in die UNESCO-Liste der Weltkulturerbe aufgenommen.
Da viele der Kirchenorgeln im ehemals sächsischen Siedlungsgebiet über viele
Jahrzehnte nicht gepflegt, aber auch nicht verändert wurden, sind sie im
Originalzustand noch vorhanden. So besteht eine gute Chance, mit viel
handwerklichem Geschick und sorgfältiger Arbeit diesen wieder herzustellen.
Das wird in der Lehrwerkstatt in Honigberg getan. Zudem erhalten junge
Menschen (derzeit sind 10 Lehrlinge in Ausbildung als Schreiner oder
Orgelbauer) eine qualitativ hochstehende und nachhaltige Ausbildung nach
Schweizer Muster, die eine grosse berufliche Chance für deren Zukunft bedeutet.

Text: Beat Forster und Willy Kämpfer, Stiftungsräte SSOR

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