60 Jahre seit der Deportation der deutschen Bevölkerung aus Rumänien zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion

24. Januar 2005

Mitteilungen der HOG

Aus Kleinprobstdorf wurden an zwei Tagen etwa 76 Personen ausgehoben. Davon überlebten sechs Personen die Deportationszeit nicht.
Laut Dr. Michael Kroner (Historiker) überreichten die Sowjets der rumänischen Regierung am 31. Oktober 1944 eine Note mit der Forderung, alle Deutschen zu registrieren. Aufgrund dieser Listen erfolgte im Januar 1945 die Aushebung der arbeitsfähigen deutschen Frauen im Alter von 18 bis 30 Jahren und der Männer von 17 bis 45 Jahren, zu Zwangsarbeit in die Sowjetunion.
Die Gesamtzahl der Deportierten beträgt rund 75000. Die Zahl der Siebenbürger Sachsen beträgt unter Forschung von Prof. Dr. Georg Weber (Soziologe) und Renate Weber, 30 376 (46,4 % Männer und 53,4 % Frauen). Bei mehr als 10 Prozent der Verschleppten wurde die Altersgrenze jedoch missachtet (die ältesten waren 55 und die jüngsten 13 Jahre alt). Bei der Aushebung nahm man keine Rücksicht auf zurückbleibende Kinder, auch wenn diese dann elternlos blieben. Dank der vorhandenen Solidarität wurden die elternlos Zurückgebliebenen bei deutschen Familien untergebracht oder der eigenen Verwandtschaft. Frauen wurden nur dann von der Aushebung ausgenommen, wenn sie Kinder unter einem Jahr hatten oder schwanger waren.
Was in den rumänien-deutschen Dörfern und Städten zurückblieb, waren Kinder sowie Frauen über 30 und Männer über 45 Jahren. In Viehwagons, in die man jeweils 40 bis 70 Männer und Frauen zusammenpferchte, dauerte die Fahrt der Deportierten bei eisiger Kälte, primitivsten hygienischen Verhältnissen und notdürftiger Versorgung bis zu den Bestimmungsorten im Donez- und Dongebiet in der Ukraine zwei bis drei, bis in den Ural sechs Wochen. Die Verschleppten wurden zu Arbeiten im Bergbau, im Bauwesen, in der Industrie, Land- und Waldwirtschaft oder in der Lagerverwaltung zugeteilt. Infolge schwerer Arbeit, Kälte, schlechter medizinischer Betreuung, dürftiger Ernährung und Unfällen gab es viele Kranke und Tote. Etwa 15 Prozent aller Deportierten haben die Deportationszeit nicht überlebt.
Der amerikanische Völkerrechtler und Historiker Alfred de Zayas weist in mehreren seiner Arbeiten darauf hin, dass die Bedingungen, unter denen die verschleppten Deutschen aus Süd- und Osteuropa in der Sowjetunion arbeiteten, "sich nicht von der Sklavenarbeit in den Arbeitslagern Nazideutschlands unterschieden".
In Kleinprobstdorf gingen ab 15. bis 17. Januar 1945 gemischt rumänisch-sowjetische Patrouillen von Haus zu Haus, um nach den erstellten Listen auszuheben. Für solche, die sich versteckt hatten, wurden ersatzweise Familienangehörige oder andere Personen gefasst, so dass die meisten sich stellten. In diesen Tagen der Aushebung wurde eine Ausgangssperre für die deutsche Bevölkerung erteilt.
Die Frauen und Männer wurden mit wenig Hab und Gut ins Gemeindehaus getrieben und in der Mittagszeit unter Tränen, begleitet mit dem Läuten der Kirchenglocken, setzte sich die Kolonne unter bewaffneter Aufsicht (mitunter auch durch Anwendung von Gewalt) in Marsch. Die Deportation erfolgte über Kleinkopisch, Langenthal nach Blasendorf/Blaj. Am 18. Januar kamen sie in Blasendorf/Blaj an und wurden dann in Viehwagons aufgeteilt Richtung Sowjetunion.
Aus Kleinprobstdorf wurden an zwei Tagen etwa 76 Personen ausgehoben. Davon überlebten sechs Personen die Deportationszeit nicht.

Die Verschleppung der Sachsen und Schwaben in die Sowjetunion beruhte auf keiner vertraglichen Abmachung der Alliierten mit Rumänien und war ein ausgesprochener sowjetischer Gewaltakt, der gegen das Kriegs- und Völkerrecht verstieß. Alfred de Zayas weist auch darauf hin, dass der Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess und mehrere Nachfolgeprozesse wiederholt die Deportation von Zivilbevölkerung zu Zwangsarbeit als ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit geahndet haben.

Inhalte aus "Die Deutschen Rumäniens im 20. Jahrhundert" von Michael Kroner
"Flucht – Deportation – Enteignung – Entrechtung" von Michael Kroner/Horst Göbel


Oft wollt' ich schon verzagen,
und ich dachte, ich trüg' es nie.
Und ich hab es doch getragen,
aber fragt mich nur nicht, wie.


Die Taten sind schon lange verziehen, obwohl keiner darum gebeten hat;
vergessen aber können und dürfen wir sie nicht!

Den Jugendlichen, Frauen und Männern,
die an den Folgen der Deportation verstorben sind.


Johann Folea-Stamp,
im Namen der HOG Kleinprobstdorf

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