Jahresschluss 2006

2. August 2007

Allgemeiner Bericht

Liebe Landsleute!
Im Propheten Amos 5,4 heiß es: /„Gott spricht: Suchet mich, so werdet ihr leben!“/ Nachdem Weihnachten vorbei ist und manche/r von uns enttäuscht oder zufrieden aus den Weihnachtsgottesdiensten nach Hause gegangen ist, beginnt mit Sylvester und Neujahr etwas Neues. Mit dem letzten Tag des Jahres schliesst sich ein Kreis. Ein Kreis, der vor einem Jahr begonnen hat. Mit Neujahr beginnt etwas Dunkles, Unbekanntes, vielleicht etwas Bedrohliches. Gut dass wir es nicht wissen. Euch allen wünsche ich eine gesegnete Zeit im Jahr des Herrn 2007. Die Jahreslosung 2007 steht bei Jesaja 43,19a und lautet: „/Gott spricht: Siehe ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr` s denn nicht?/ Hat Gott der Herr nicht schon viel neues geschaffen, seit unserer Ausreise? Schafft ER nicht auch viel Neues in der alten Heimat, in Petersberg oder sonst wo? Auf einer Rundreise durch Siebenbürgen im September d.J. sieht man überall, dass sich etwas tut. Selbst Bischoff Klein sagte mir, dass gerade die Kirche in Siebenbürgen die neue Aufgabe habe, offen zu sein, wenn Andersnationale gerne in Gymnasien Deutsch lernen, sich konfirmieren lassen und Glieder der Evangelischen Kirche werde. Es sind freilich auch materielle Gründe dieser Menschen, aber nachdem mit 1.Januar 2007 Rumänien in die EU aufgenommen sein wird, möchte man als Rumäne oder Ungar die Deutsche Sprache kennen lernen um sich in Europa zurechtzufinden. Nun aber zu etwas Anderem: Wenn wir heute versuchen, das vergangene Jahr 2006 mit und unter der dem Prophetenwort zu beschließen, dann werden Fragen kommen, die uns der Text aufgibt. Vor einem Jahr waren die Fragen auf die Zukunft ausgerichtet, in das Dunkel in das unbekannte der Zukunft. Die Fragen heute werden in die 365 vergangenen Tage zielen die, weil wir sie durchlebt haben, weil sie für uns hell geworden sind. Drei Fragen ergeben sich aus dem Bibelwort: Fragen, die ich an euch richten werde. Hat Gott zu uns gesprochen? Haben wir IHN gesucht? Haben wir nach SEINEM Willen gelebt? Zuvor noch mal der Bibeltext: /„Gott spricht: Suchet mich, so werdet ihr leben!“/
1. Hat Gott zu uns gesprochen? Wenn wir das AT durchblättern, finden wir beinahe auf jeder Seite den Satz: „So spricht der Herr!“ Dieses Reden Gottes durch den Mund seiner Boten, war für das jüdische Volk Realität, Gegenwart. Gottes Reden war so sehr Wirklichkeit, dass die ganze Geschichte dieses Volkes davon nicht nur beeinflusst, sondern geradezu gestaltet wurde. Man kann sich das Werden und Wachsen, das Verderben und Wiedererstehen dieses Volkes ohne das Reden Gottes nicht vorstellen. So wie der Blutkreislauf unseren ganzen Körper durchzieht und uns am Leben erhält, so war der Blutkreislauf der Juden das Reden Gottes. /„So spricht der Herr!“ /
Der Schriftsteller Erich Edwin Dwinger hat ein erschütterndes Buch geschrieben, mit dem Titel: „Und Gott schweigt!“ Das ist nicht eine Anklage gegen Gott sondern es stellt fest, dass Gott soviel Blutvergießen, soviel Gewalt und Terror zulässt und dazu schweigt. Meiner Meinung nach ist Dwinger nicht weit genug gegangen in seiner Feststellung. Er hätte erkennen sollen, dass gerade all das Ungute auf Erden, auch zu dem Reden Gottes gehört, um uns Menschen endlich zur Vernunft zu bringen. Gott hat nie geschwiegen und wird niemals schweigen. Es liegt immer nur an uns, sein Reden zu erkennen. Hat Gott in den vergangenen 365 Tagen zu uns gesprochen? In Gottesdiensten und kirchlichen Veranstaltungen hat Gott uns sein Wort sagen lassen. Wenn wir die Petersberger Familien der Reihe nach durchgehen würden, durchfragen würden,würden wir feststellen, dass manche Familie von Schwerem heimgesucht worden ist: durch Tod, durch Krankheit, durch Unglücksfälle jeglicher Art.Ich meine, dass wir uns zuviel auf unser Können, auf unser Machen einbilden und Schicksal spielen. Wenn ein Mädchen und ein Junge, die sich lieben, heiraten, sind sie doch der Meinung, selbst dabei Regie geführt zu haben. Wenn ein Gemeindeglied stirbt, meinen wir, dass sein Leben eben zu Ende war. Wenn wir täglich gesund zur Arbeit fahren und gesund zurückkehren, sagen wir, dass das allein unser Verdienst ist. Das Neue Testament sagt: /„dass kein Sperling vom Himmel fällt, ohne Gottes Willen!“/ Somit steht alles, was wir tun, alles was mit uns geschieht in der Regie Gottes. Gott hat zu uns gesprochen. Wenn wir seine Sprache nicht immer verstanden haben, dann sind wir selber daran schuld.
2. Haben wir IHN gesucht? Bibel. Es ist vielleicht für manchen von euch eine alte Platte, wenn ich Luthers Lebensfrage stelle: „Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?“ An der Beantwortung dieser Frage, entscheidet sich bei Luther seine ganze spätere Entwicklung, vom Augustinermönch zum Reformator. Wir wissen, dass er den gnädigen Gott gefunden hatte. Gibt es ähnliches Fragen wie das Fragen Luthers auch heute in den Gemeinden in denen wir uns hier in Deutschland angesiedelt haben. Gibt es hier die Frage: /„Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?“/ Meine Antwort ist: Ja und Nein!
Es gibt in unserer Zeit viele jungen Leute, die nach dem Sinn des Lebens fragen. Sie lassen sich nicht mehr damit abspeisen, dass man ihnen gewisse Lebensformen beibringt. Sie lassen sich nicht damit abfertigen, dass man ihnen sagt, du hast so und so zu leben. Junge Menschen fragen heute: Warum soll ich so oder so leben? Sie wollen tiefer in die Geheimnisse und Zusammenhänge des Lebens und dieser Welt hineinsehen, hineinhorchen. Sie fragen und suchen. Die immer mehr sich verbreitenden Religionsgemeinschaften und Sekten sind ein Beweis dafür, dass Menschen auf der Suche sind. Ich weiß und bin mir sicher, dass auch in dem Ort wo Du lebst, Alte und Junge unterwegs sind und suchen nach festem Halt im Leben. Ihnen wünschen wir von herzen, dass sie IHN finden, um zu leben. Suchet den Herrn, so werdet ihr leben!
3. Haben wir nach SEINEM Willen gelebt? Alles, was in den verflossenen 365 Tagen bei und mit uns geschehen ist, das, was wir in unseren Familien erlebt haben, was wir geschaffen, was wir erarbeitet und erreicht haben; all das war unser Leben in dem zu Ende gehenden Jahr.„/Suchet den Herrn, so werdet ihr leben!“ /Ja – wir haben gelebt. Die Frage ist nur: Wie haben wir gelebt? Wir haben gelebt für unsere Arbeit. Wir haben dafür gelebt, was uns am wichtigsten schien, dafür, unsere Familie erhalten zu können, dafür, das tägliche Brot auf dem Tisch zu haben. Ja – dafür mussten wir arbeiten. Wir haben Kraft und Gesundheit dafür eingesetzt, leben zu können. Was war unser Leben im abgelaufenen Jahr? Waren es Familienfeste, waren es Abschiede, waren es Tränen am Sarg des Vaters, der Mutter, des Freundes? All das ist unsere Leben gewesen. Das Neue Testament sagt: „/das Leben ist mehr als die Speise, mehr als die Kleidung!“/ Worin besteht dieses MEHR? Dieses Mehr besteht dann, wenn wir die ganze Mannigfaltigkeit unseres Lebens aus der Hand Gottes nehmen. Wenn wir glauben, dass unser Leben nur dann seinen vollen Sinn hat, wenn wir IHN zum Ziel haben. Dann können wir getrost und geborgen mit dieser Jahreslosung auch durch den letzten Tag des Jahres gehen, aber auch in den unbekannten Morgen des Kommenden.
Gott der Herr schenke uns in Jesus Christus, dass wir sein Wort uns zu eigen machen und darauf bauen. Wenn wir das nämlich nicht tun, haben wir als Glieder Kirche keine Lebensberechtigung mehr, dann sind wir auch keine christliche Gemeinde mehr. Es bleibt also dabei: „/Gott spricht. Suchet mich, so werdet ihr leben!“ /Amen.
Klaus Nösner Pfr.i.R.

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