Petersberger Kurzchronik

28. August 2007

Mitteilungen der HOG

Unter dem Motto „Heimat ist unerlässlich, aber sie ist nicht an Ländereien gebunden. Heimat ist der Mensch, dessen Wesen wir vernehmen und erreichen. (Max Frisch)
Ihre Heimat tragen die Älteren noch im Herzen. Sie leben dankbar und gerne manchmal in der Vergangenheit. Die Jüngeren tun sich damit schon etwas schwerer. Sie sind hier groß geworden, haben hier in Deutschland, Österreich oder sonst wo Arbeit und Familie. An beide Gruppen wurde gedacht, als begonnen wurde, ein Heimatbuch zu schreiben. Es hat lange gedauert, bis dieses Buch zustande kam. Die meisten Gemeinden des Burzenlandes können sich seit mehreren Jahren ihrer Chronik erfreuen oder auch sich über sie ärgern. Recht tun jedem, der die Petersberger Kurzchronik erwirbt und liest, kann auch das Team nicht, das dieses Buch zusammengestellt, bearbeitet und herausgebracht hat. Wenn die Meinungen über diese Kurzchronik auch auseinander gehen werden, macht das nichts, denn es geht ja jedem Buch so, das neu auf den Markt kommt. Das Buch umfasst 185 Seiten. Es ist reich bebildert mit mehr als 100 Bildern, von denen 41 Farbbilder sind. Dazu kommen noch 5 Ortspläne bzw. Skizzen. Der Untertitel des Buches heißt: „Kurzchronik.“ Das ist ein Titel der überlegt gewählt wurde. Denn es könnte sein, dass irgendwann eine umfangreichere Chronik geschrieben wird.
Zum Inhaltlichen: Das Buch hat 15 Kapitel, wie z.B. Geschichtliche Entwicklung, Kirche und Kirchenburg, bedeutende Gemeinschaftsbauten, das Brauchtum u.a. Einige Kapitel beschäftigen sich mit der Vergangenheit Petersbergs, wie etwa das Kapitel über das Vereinsleben. Die Kapitel 12, 13, 14 bringen etwas über die jüngste Vergangenheit unserer Gemeinschaft und auch über die „Neue Heimat“ hier in Deutschland, Österreich in der Schweiz und sonst wo.
Im Vorwort heißt es: „Petersberg besitzt nur eine einzige Chronik die im 19. Jahrhundert gedruckt wurde und von der heute noch wenige Exemplare erhalten geblieben sind. Pfarrer Joseph Traugott Meschendörfer schrieb im Juni 1885 „Aus der Vergangenheit und Gegenwart der Gemeinde Petersberg“, ein umfassendes Zeugnis dieser siebenbürgisch - sächsischen Ortschaft des Burzenlandes. Vieles was Predigerlehrer Georg Paalen, Rektor Michael Schell und andere Lehrer über Petersberg gesammelt hatten, um es später veröffentlichen zu können, ging in den Wirren der Nachkriegszeit des zweiten Weltkrieges leider verloren. Kaum jemand hatte nachher in den kommunistischen Jahren den Mut und die Zeit, Aktuelles zu schreiben. So hat auch Pfarrer Michael Paulini aus dem Zeitabschnitt 1936 bis Ende 1965 nichts auffindbares Schriftliches hinterlassen. Durch mühevolles Entziffern der Handschriften von den Pfarrern Franz Lassel, Joseph T. Meschendörfer und Konrad Haltrich, konnten manche unbekannten Daten und Leistungen von 1842-1935 aus Petersberg hier festgehalten werden. Möge diese Kurzchronik nun die geschichtliche Entwicklung aus der Vorzeit und seit der Gründung Petersbergs bis in die Gegenwart festhalten und vor allem den jüngeren Petersbergern, die ihre alte Heimat kaum gekannt haben und ihren Nachkommen Zeugnis sein über die Herkunft, Arbeit und das Kulturschaffen ihrer Ahnen. Schwierig war es, die Zeit nach 1944 zu erfassen. Außer den Eintragungen und Rechenschaftsberichten aus dem Pfarramt, gibt es wenige Lebensberichte aus diesen Jahren. Durch Erinnerungen, aus Gesprächen in der eigenen Familie, aus Telefonaten mit älteren Landsleuten und aus vielen Briefen von Hilfswilligen ist es gelungen, manches aus dieser Zeit festzuhalten. Diese Kurzchronik soll auch der interessierten Jugend und Burzenländer Landsleuten anderer Ortschaften als Information dienen. Den älteren Petersbergern möge es ein Büchlein sein, um Erinnerungen aufrecht zu erhalten. Uns allen soll es eine Hilfe sein, unsere Identität und Herkunft in der neuen Heimat, in der wir dankbar leben, zu dokumentieren.“
In Kapitel 13 „Ausblick“ heißt es: „Jede siebenbürgisch-sächsische Familie ist im 20. Jahrhundert von Flucht, Deportation, Enteignung oder Aussiedlung betroffen. Mittlerweile leben über 90 Prozent der Petersberger Siebenbürger Sachsen nicht mehr in Siebenbürgen. Die überwiegende Mehrheit hat auf eigenen Entschluss die Heimat verlassen. Viele sind erst nach jahrelangem Kampf sowohl mit sich selber als auch mit den rumänischen Behörden, vor allem in Richtung Bundesrepublik Deutschland ausgewandert. Nach den Umwälzungen von 1989 in Rumänien haben, abgesehen von einer relativ geringen Zahl, hauptsächlich älterer Menschen, fast alle ihre Heimat geradezu panikartig verlassen. Welche Beweggründe haben Menschen, die auf eine lange und traditionsreiche Geschichte zurückblicken können, veranlasst, ihre seit Jahrhunderten angestammte Heimat zu verlassen? Die Hauptursachen der Auswanderung sind jahrzehntelange Deklassierung in der alten Heimat, sowie die Gefahr des Identitätsverlustes; und: Die Bundesrepublik ist ein Fluchtort, wo genau diese drückenden Nachteile fehlen und eine gute Integration möglich ist. Nun gibt es aber für viele der Ausgesiedelten ein Problem, mit dem sie nicht fertig werden. In Rumänien waren wir Siebenbürger Sachsen „rumänische Staatsbürger deutscher Nationalität“, in Deutschland sind wir nun „deutsche Staatsbürger deutschstämmiger Nationalität.“ Alle Siebenbürger Sachsen haben Deklassierung, Enteignung und Plünderung über Jahrzehnte erfahren. Niemand hat in Rumänien unsere deutsche Identität in Frage gestellt. Das wird aber in der Bundesrepublik Deutschland von einigen Politikern verschiedener Parteien getan. Man nennt uns „Deutschstämmige oder Volksdeutsche“, das sind Begriffe, die in der Öffentlichkeit abwertend klingen und bei uns, den Betroffenen als Ausgrenzung ankommen. „Deutsche aus Siebenbürgen/Rumänien“, wäre ein angemessener Begriff. Das früher in der Siebenbürgischen Heimat so gern gesungene Lied „Mir wallen bleiwen wat mer sen“ (Wir wollen bleiben was wir sind) verliert seine Berechtigung. Wir sind nicht mehr was wir waren! Wir waren nicht, was wir heute sind! Das heißt, wir sind entwurzelt. Den nachwachsenden Generationen sei eine friedliche Heimat geschenkt, in der die Lebenswurzeln so tief reichen, dass sie nicht wieder ausgerissen werden können.“ Ø Zu beziehen ist die Kurzchronik für 25€ + Versandkosten bei Hans-Werner Nußbächer, Kronstädtergasse 33 in 51674 Wiehl 3, Tel. 02262/4715 solange der Vorrat reicht. Bankverbindung: Raiffeisenbank Wiehl eG BLZ 38462135, Konto 210705015 Kennwort: Chronik K.N.

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