Det Fremdwīrt

Det Fremdwīrt
Det Mairesch Fiche kit ous Schlatt
Und dänt als Mēd än Härmestadt.
Vill Nået git et hä ze sähn.
Em meß sich wärrlich stark bemähn,
Bäs em na allent kännelīrt
Und dån bestämmt mät sengem Wīrt:
Den Parawang uch det Brikett,
Det Klorodont uch det Klosett,
De Púderkwast, de Douerwäll,
Kautsch, Goeserer, Plimō, Fotäl,
Massöse, Tramwē, maniküren,
Trikō, Odol und ondulieren,
Lux, Otkolon, Kredänz, Kakteen,
Räxapparát und Indantrēn,
Schäßlong, Trenschkot, Antenn, Schelee,
Urodonál und Kombinē.
Wä sal de Wīrt, dä em meß hīren,
Äm Gottes wällen em uch lihren!
Īst sot de Frä: „Ta, Fichen, ta,
Bräng ásem Nora’t Pitschama,
Et äs na mäd und wäll båld schlōfen –
Äm Kasten hēt et, hī äs ōfen.“
Et douert long! – Na wä em’t nit! –
Ändlich det Fiche wedder kit,
Et sprächt verliëjen: „Gnēdich Frä!
Ich hun dich den Pischhīsken hä,
Ich sackt īwen uch angden,
Det Pischreckelchen hun ich net fangden!“

Das Fremdwort
Die Mairesch Fichen kommt aus Schlatt
Und dient als Magd in Hermannstadt.
Viel Neues gibt’s hier zu erleben,
Man muss sich wirklich Mühe geben,
Bis man dies alles gründlich kennt
Und mit dem richt’gen Wort benennt:
Den Paravent und das Brikett,
Das Chlorodont und das Klosett,
Die Puderquast, die Dauerwell,
Couch, Goiserer, Plumeau, Fauteuil,
Masseuse, Tramway, maniküren,
Trikot, Odol und ondulieren,
Lux, Eau d’Cologne, Kredenz, Kakteen,
Rexapparat und Indanthren,
Chaiselongue, Trenchcoat, Antenn, Gelee,
Urodonal und Kombinee. –
Wer soll die Wörter, die man muß hören,
Um Gottes willen einen lehren?
Eines Abends sagt die Frau Mama:
„Bring unsrer Nora das Pyjama,
Sie ist schon müd und muß zu Bett.
Es hängt im Schrank, der offen steht.“
Drauf dauert es ein gutes Stück,
Bis unser Fichen kommt zurück.
Sie spricht verlegen: „ Verzeihn Sie mir,
Das Pischhöschen hab ich zwar hier,
Doch sucht’ ich umsonst ich oben, unten,
Das Pischjäckchen hab ich nicht gefunden.“

Otto Piringer (1874-1950)

Zur Verfügung gestellt von Rosel Potoradi (ehem. Lehrerin in Schlatt)

Weitere Anekdoten, Geschichten, Erzählungen »