Siwweberjelied: Siebenbürgenlied erscheint 2020 erstmals in siebenbürgisch-sächsischer Mundart

31. Dezember 2020

Allgemeiner Bericht

Siwweberjelied: Siebenbürgenlied erscheint 2020 erstmals in siebenbürgisch-sächsischer Mundart „Siebenbürgen, Land des Segens …“ – Wenn dieses Lied erklingt, horchen wir Siebenbürger Sachsen auf. Und wir singen es mit Begeisterung und Liebe, wo immer sich die Gelegenheit dazu bietet. Denn es spricht aus, was wir tief im Herzen empfinden, es ist unser Heimatlied geworden. Die Melodie dazu schuf der in Heldsdorf geborene Stadtkantor von Kronstadt, Johann Lukas Hedwig (1802-1849) im Jahr 1845 für einen Jubiläumstext des Hirscher-Hauses.
Weniger bekannt ist der Schöpfer des Liedtextes, Maximilian Leopold Moltke (1819-1894). 1819 in Küstrin (heute Polen) geboren, verlor er schon im Kindesalter seinen Vater und musste so seinem Wunsch, Theologie zu studieren, entsagen. Er wurde Buchhändler und kam über Budapest 1841 nach Kronstadt, wo er in die Nemethische Buchhandlung eintrat und deren Geschäftsführer wurde. Der literarisch begabte Moltke wirkte als Redakteur des Siebenbürger Wochenblattes, das in Kronstädter Zeitung umbenannt wurde, als er deren Schriftleitung übernahm. Dank seiner Gabe, idealen Gedanken und Gefühlen schönen Ausdruck zu verleihen, entstanden das „Siebenbürger Volkslied“ (27. Mai 1846), das Hedwig als Siebenbürgenlied vertonte, und das „Volksgebet“ (es beginnt mit dem Vers „Schütze, Gott, dein Volk der Sachsen“), für das er auch die Melodie schuf.Moltke heiratete eine Kronstädterin und wäre vermutlich in Kronstadt oder überhaupt in Siebenbürgen geblieben, wenn die bürgerliche Revolution von 1848/49 nichtausgebrochen wäre. Als Idealist und gutgläubig, wie er war, schloss er sich dem ungarischen Revolutionsheer an, das in Siebenbürgen unter dem polnischen General Bem kämpfte. Er glaubte, dadurch für die Sache der Freiheit, gegen den habsburgischen Despotismus und für mehr Rechte der Siebenbürger Sachsen kämpfen zu können. Nach anfänglichen Erfolgen drang aber durch, dass die ungarischen Revolutionäre die zu erkämpfenden Rechte nur für sich in Anspruch nehmen und die mitwohnenden Volksgruppen weiter unterdrücken wollten. So war es verständlich, dass sich sowohl die Siebenbürger Sachsen als auch die Siebenbürger Rumänen auf die Seite Österreichs stellten Österreich rief zur Niederschlagung der Revolution das verbündete zaristische Russland zu Hilfe und so kamen russische Truppen nach Siebenbürgen. Moltke geriet in russische Gefangenschaft, die Russen überstellten ihn aber den Österreichern. Zweieinhalb Jahre wurde er in Triest festgehalten, wohin ihm seine Frau Luise folgte. Auf Anforderung Preußens wurde er schließlich nach Berlin entlassen, von wo er 1864 nach Leipzig übersiedelte. Nach Siebenbürgen ist Moltke zwar nicht mehr zurückgekehrt, die Verbindung zu den ihm so lieb gewordenen Siebenbürger Sachsen hat er aber bis an sein Lebensende bewahrt.

über M.D.

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