Als der Misch freien ging

Es war zu jener Zeit nicht so einfach, ein Mädchen zu freien, besonders wenn man sich nur vom Sehen kannte und sonst ziemlich scheu war, sich ihr zu nähern. Es kostete schon Überwindung, den Eltern der Begehrten gegenüber zu treten und um ihre Hand zu bitten. Nun hatte sich aber der Misch ein Herz gefaßt und klopfte an einem Abend an der Haustür des Mädchens. Wie es sich gehört, ließ man ihn eintreten und Platz nehmen. Nun saß er da. Auf dem Weg hierher hatte er sich schöne und passende Worte zurecht gelegt, die er jetzt, wo er sie hervorbringen sollte, nicht mehr fand. Sie waren ihm völlig entfallen. So saß er nun verlegen auf der Truhe, rutschte hin und her, drehte seinen Hut über dem Handgelenk, als ob’s ein Kreisel wär, und stieß dann hervor: "Em sel – em sel, em sel dien pradijen lassen, die et geliert huet, bekun ech na Ihr Dochter oder bekun ech se nätch?!" ("Man sollte – man sollte, man sollte den predigen lassen, der es gelernt hat, bekomm' ich nun Ihre Tochter oder bekomm' ich sie nicht?!")

Katharina Roser geb. Hellmann

Erlauschtes aus Tartlau - Kleine Schmunzelgeschichten
Diese kleinen Schmunzelgeschichten sind aus dem Tartlauer Volksmund aufgegriffen und haben früher, als es noch kein Radio oder Fernsehen gab, manche Heiterkeit ausgelöst, besonders beim Kukuruzschälen.
Mögen sie es auch heute noch bewirken. Erinnerungen von Katharina Roser geb. Hellmann, geboren * 9.6.1916 in Tartlau.

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