Warum die Schmidtnena Gochhirschan hieß

O, wer kannte sie nicht, die alte Schmidtnena vom Brakelschen. - Sie war ein Original. Gutmütig, ehrlich und arbeitsam. Bis ins hohe Alter ging sie vom Frühjahr bis zum Herbst zum Nidy aufs Feld. Es wurde jeden Abend sehr spät bis sie heimkam. Aber nicht, weil sie so spät vom Felde kam, sondern weil sie auf jede Bank, wo ein Pärchen saß, sich zu dessen Verdruß dazusetzte und die Neuigkeiten erzählte. So war man immer bestens informiert von allem Geschehen in der Gemeinde.- Man hieß sie auch die Gochhirschan. Dieser Spitzname war ihr auch wegen ihres Fleißes angehaftet worden. Und das kam so: Als sich einige Männer, darunter auch ihr eigener Ehemann, in der Wirtschaft unterhielten, lobten alle ihre Frauen und jeder wollte die fleißigste haben. Da trumpfte ihr Mann mit der Bemerkung auf : „Se huot uon enem Dach - gebacken, gewäsche och gebocht, dratthalf Monnshamd geneiht, zpien Gonj Koren geschnidden, och nach en Gochhirsch gekacht end mer dien an de Papermill broucht.“ Vor der Leistung mußten sich alle anderen Männer geschlagen geben. Aber der Spitzname „Gochhirschan“ blieb ihr bis ans Ende. („Sie hat an einem Tag – gebacken, gewaschen und gebocht (Wäsche beim spülen auf der Bank geklopft), dreieinhalb Männerhemden genäht, zwei Reihen Korn geschnitten und noch Hirsebrei mit Krautsaft gekocht und mir in die Papiermühle gebracht“.)

Katharina Roser geb. Hellmann

Erlauschtes aus Tartlau - Kleine Schmunzelgeschichten
Diese kleinen Schmunzelgeschichten sind aus dem Tartlauer Volksmund aufgegriffen und haben früher, als es noch kein Radio oder Fernsehen gab, manche Heiterkeit ausgelöst, besonders beim Kukuruzschälen.
Mögen sie es auch heute noch bewirken. Einige Namen sind geändert. Man möge mir verzeihen.
Erinnerungen von Katharina Roser geb. Hellmann, geboren * 9.6.1916 in Tartlau.

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