Die Glocke von Törnen

Die Törner besaßen einst eine große und schöne Glocke, die ein Meister aus der Zips gegossen haben soll. Ihr Läuten konnte man bis weit ins Zeckescher Land hören. Als einmal Feinde nahten, wollte man die Glocke verstecken. Vier kräftige Männer hoben sie aus dem Stuhl und stellten sie auf einen Ochsenwagen. Vorsichtig führte man sie den Berg hinunter. Damals gab es jedoch unter dem Kirchberg einen kleinen Weiher, und als der Wagen hier vorbeifuhr, kippte er um, und die Glocke rutschte ins Wasser. Die Törner versuchten, die Glocke wieder herauszuziehen, doch sie steckte so tief im Schlamm, dass jede Mühe vergeblich war. Seither läutet sie einmal in hundert Jahren, um die Törner daran zu erinnern, dass sie herausgezogen werden soll. Das wird man vielleicht auch eines Tages tun. (83)

H. Kepp

(Aus: Claus Stephani, Sagen der Rumäniendeutschen, Diederichs, München 1994, S. 70 f.)

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