Aberglaube

In den sechziger Jahren befand sich das Dorf gerade auf dem Sprung vom Mittelalter in die Moderne: Die Elektifizierung wurde durchgeführt, die letzten lehmverputzten Häuser verabschiedeten sich in die Geschichte, die letzten Wölfe umkreisten das Dorf und der Busverkehr nach Hermannstadt wurde zur Regel. Dennoch hielt sich der Aberglaube noch eine geraume Zeit in den Köpfen der Bevölkerung. Das Böse personifizierte sich und konnte einem nachts auf den spärlich beleuchteten Straßen begegnen. Dabei ist zwischen Gespensterglauben und beabsichtigtem Kinderschreck kaum zu unterscheiden. So hielt sich die Rede von der Begegnung eines Dorfbewohners mit einem großen, weißen Hund hartnäckig lange im Dorftratsch. Der sei ihm auf den Rücken gesprungen und sei im Begriff gewesen ihn zu zerfleischen. Wie er sich allerdings davon befreit hat und wieso keine Verletzungen festzustellen waren, bleibt ein Geheimnis. Besagter soll dem Alkohol bis zur besagten Erscheinung ziemlich hold gewesen sein, danach aber soll er ihm den Rücken zugekehrt haben.

H. Kepp

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