Nürnberg Global 1300-1600

bis 22.03.2026 (seit 25.09.2025)

Bayern

Nürnberg Global 1300-1600. Ausstellung des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg, Kartäusergasse 1, geöffnet bis zum 22. März 2026. Eintrittspreis: 10 Euro. Der gleichnamige Katalog kann für 36 Euro erworben werden.
„Globalisierung“ ist heutzutage in aller Munde. Das Germanische Nationalmuseum belegt in der Ausstellung „Nürnberg Global 1300-1600“ anhand einzigartiger Exponate, dass Nürnberg bereits im Mittelalter weltweit vernetzt gewesen ist, wirtschaftlich und politisch ebenso wie kulturell. Qualitätsvolle Erzeugnisse der Nürnberger Handwerker waren überall begehrt, die Handelsverbindungen führten in alle Ecken der damals bekannten und ab 1492 neu entdeckten Welt. Die Patrizier der Stadt investierten in den Bergbau der Region, aber auch des Ostens und Südostens Europas, Waffen- und Sklavenhandel war ihnen nicht fremd.
Buchdrucke, Nachrichtenblätter und Druckgrafiken wurden von Nürnberg aus verbreitet, auch wichtige Informationen über das Osmanische Reich und die von dort ausgehende Bedrohung für Europa. Albrecht Dürers und Veit Stoß’ Werke waren überall begehrt. Dürers „Rhinozeros“ ging um die Welt und wurde in Portugal, aber auch auf einem Fresko in den Anden Südamerika nachgezeichnet. Landkarten wurden in Nürnberg entworfen, etwa der wahrscheinlich älteste Stadtplan von Tenochtitlán, der Hauptstadt des Aztekenreiches. Der Behaim-Globus, der älteste erhalten gebliebene der Welt, wurde hier angefertigt, der nicht weniger berühmte Bamberger Schöner-Globus von 1520 wurde den Nürnbergern bereits 1530 geschenkt. Er ist ein Blickfang der Ausstellung. Herausragende Nürnberger Altar-Stiftungen wie der Imhoffsche Marienaltar von 1445 in der Breslauer Elisabethkirche (heute im Warschauer Nationalmuseum) zeugen von der mittelalterlichen Frömmigkeit, in dieser Stadt hergestellte Druckwerke trugen zur Verbreitung der reformatorischen Ideen bei.
In der Ausstellung wird all das mit einzigartigen Exponaten dokumentiert: Wertvolle Gemälde, Stiche, Karten oder Bücher sind ebenso zu bewundern wie herausragende Gold- und Silberschmiedearbeiten oder eine in Gold gefasste Kokosnuss.
Kurze, informative Texte und ein ausführlicher Katalog bieten wichtige Erläuterungen, weisen aber auch darauf hin, auf wessen Kosten der Nürnberger Reichtum ging, so der Juden in dieser Stadt, der Minenarbeiter und der Sklaven, mit denen ­gehandelt wurde. Globalisierung bedeutete einerseits Wissensaustausch und lukrativen Handel, andererseits Ausbeutung, Krieg und Tod. Gelegentlich wird auch übertrieben, etwa wenn Dürers „Vertreibung der Händler aus dem Tempel“ aus dem 37 Holzschnitte umfassenden Passionszyklus mit dem Hinweis verbunden wird, der Künstler kritisiere hier das Finanzgebaren seiner reichen Mitbürger.
„Nürnberg Global“? Leider ignoriert die Ausstellung weitestgehend die Beziehungen Nürnbergs zum Südosten Europas. Dass Mitglieder der Patrizierfamilien Haller und Stromer in Hermannstadt und Klausenburg ansässig wurden, zu Bürgermeistern aufstiegen, die Reformationsgeschichte Siebenbürgens mit geprägt und beeindruckende Architektur- und Kunstwerke hinterlassen haben, erfährt man nicht. Auch nicht, dass Veit Stoß den berühmten Krakauer Altar geschaffen hat oder dass seine Nachkommen in Siebenbürgen gelebt und als Künstler gearbeitet haben. Ebenso wenig wird auf die ungarländische Herkunft der Familie Dürer hinge­wiesen. In der Bibliographie des Ausstellungskatalogs vermisst man nicht nur die Monographie von Ute Monika Schwob über die kulturellen Beziehungen zwischen Nürnberg und den Deutschen im Südosten im 14. bis 16. Jahrhundert (1969) oder Christoph Machats Buch „Veit Stoss. Ein deutscher Künstler zwischen Nürnberg und Krakau“ (1984), sondern auch aktuellere Arbeiten über diese wichtige Beziehungsgeschichte von Nürnberg zu Siebenbürgen. Nur mit Mühe entdeckt der Lokalpatriot den Namen Siebenbürgen auf einigen Landkarten, auch auf dem berühmten Schöner-Globus und stellt befriedigt fest, dass den Zeitgenossen die Bedeutung dieser Region für die Nürnberger bekannt gewesen ist.

Ort: Germanisches Nationalmuseum, Kartäusergasse 1, Nürnberg

Schlagwörter: Ausstellung, Geschichte, Nürnberg

In Terminkalender einfügen

Erweiterte Terminsuche: filtern bzw. durchsuchen Sie die Termine nach bestimmten Kriterien.