Bitte um Teilnahme - hochqualifizierte Migrantinnen

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Lavinia
schrieb am 19.01.2010, 17:04 Uhr (am 19.01.2010, 17:11 Uhr geändert).
Interessant, dass keine der Frauen, die sich hier äußerten, ein Problem damit zu haben scheinen, Migranntinnen zu sein...
Sie scheinen zu begreifen, dass der politisch motivierte Migrantenbegriff, der Migranten in "gute" und "schlechte" Migranten/(Hintergrund) teilte, die Solidarität in der Bewältigung der Integrationsprobleme eher schwächte. Sie scheinen sich eher vorstellen zu können, dass ihre Probleme durchaus denjenigen einer Migrantin aus Tansania ähnlich sein könnten.
Wir mögen ja genaugenommen MigrantInnen sein.
Unserem Selbstverständnis nach sind wir allerdings keine Migranten, oder zumindest keine Wald-und-Wiesenmigranten. Das läßt sich teilweise durchaus auch aus unserer Geschichte erklären. Außerdem, wie jemand formulierte...'wer will schon zu den Schwachen gehören.' Die Zuordnung zu den Migranten ordnet uns (wieder) an den Rand der Gesellschaft ein. Wir möchten in unserer Spezifizität differnziert wahrgenommen werden. Dies gilt es zu beachten. Meine Meinung.
pedimed
schrieb am 19.01.2010, 19:14 Uhr
Wir sind die Rückkehrer der vor cca 900 Jahren ausgewanderten. Also höchstens re-migranten!
pavel_chinezul
schrieb am 19.01.2010, 20:27 Uhr
Es mag sein, dass aufgrund der immer noch weit verbreiteten Männerdominanz, zwischen den Frauen jeglicher Herkunft eine Art Solidarität entsteht und deswegen das Wort Migrantinnen keine Irritation hervorgerufen hat, aber mich stört der Zeitpunkt dieser Studie, denn diese Art von "Migration" gab es seit dem Ende des Krieges in Deutschland. Die sogenannten AussiedlerInnen (auch jene mit hoher Qualifikation) kamen spätestens in den 70ern und 80ern des 20.Jh. nach Deutschland und kein Schwein hat es damals interessiert welche Chancen sie auf dem Arbeitsmarkt, in ihren erlernten Berufen haben (siehe auch mein Kommentar zu unseren Lehrern/Lehrerinnen hier im Thread, die hohe Hürden für die Anerkennung ihrer Abschlüsse zu überwinden hatten).

Wenn man sich aber die Internetseite dieser Studie ansieht, erkennt man des Pudels Kern. Es geht gar nicht um die Personen, um die Frauen selber und ihrem Befinden, ihren Nöten und Ängsten, sondern schlicht und einfach der drohende Fachkräftemangel hat zu einer solchen Studie geführt. Und das stört mich. Es ist die von mir schon mal angesprochene Arroganz, die ich da erkenne, denn ohne Fachkräftemangel wäre der Status Quo beibehalten worden und es wären keine Mittel für eine Studie über Frauen mit Migrationshintergrund genehmigt worden.
Lavinia
schrieb am 19.01.2010, 20:51 Uhr (am 19.01.2010, 20:53 Uhr geändert).
Und darüber regst du dich auf? Das ist doch...'normal'. Mein Aufreger der Woche war der Kommentar des neuen Ministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Niebel, der sagte, wir seien 'kein Weltsozialamt' für die 3. Welt...Es war zwar immer schon so...Afrika stirbt, aber wir bestehen nach wie vor auf unserem tradierten Recht, Entwicklungshilfe muss profitabel sein für unsere eigene Wirtschaft. Auch das ist (eigentlich) 'normal'...
Aber mit den Migranten von dort und deren Problemen hat man ja eh nichts zu tun, gell?

Karin Decker
schrieb am 19.01.2010, 20:55 Uhr
@ pedimed:

… und weil zwischen diesen 900 Jahren allerhand los war, bis wir die Migräne bekamen und uns genötigt fühlten, unsere eigentliche Heimat gegen die ursprüngliche einzutauschen, sind wir im Grunde Remmidemmi-granten.

Hinzu kommt, dass die meisten von uns die ursprüngliche Heimat am unteren Lauf der Mosel und des Rheins doch um ein paar hundert Kilometer verfehlt haben und eine Art „Intrig(r)anten“ geworden sind.
pavel_chinezul
schrieb am 19.01.2010, 21:53 Uhr
@Lavinia, mit

Aber mit den Migranten von dort und deren Problemen hat man ja eh nichts zu tun, gell?
meinten sie jetzt den feisten Niebel oder mich? Wenn sie mich meinten, dann würde ich sie bitten solche Äußerungen zu unterlassen, denn sie kennen nicht meinen Wirkungskreis oder meine Beziehungen zu Afrika.

Bei allem Respekt für Eure Meinungen und den Erklärungen der Fr. Dr. Jungwirth, bin ich immer noch der Meinung, dass die Bitte um Teilnahme in diesem Forum fehl am Platz ist (egal in welcher Weise der Begriff Migrant genutzt wird), weil:

1) Bis spätestens 1992-1993, die meisten der hier lebenden Siebenbürger Sachsen (ich schätze so 98%), aus Rumänien weg waren. Es ist also nichts mit Menschen aus einem "postkommunistischen" Staat.

2) Die Teilnehmer dieses Forums, die noch in Siebenbürgen sind, ganz gewiß nichts mit der Thematik zu tun haben.

Um noch mal deutlich zu machen, dass diese Studie nichts mit uns zu tun hat, egal ob wir MigrantenInnen sind oder nicht, folgendes Zitat von der Webseite der Studie:

Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, wurden spezielle Anwerbungsprogramme wie beispielsweise die Green-Card-Initiative für die Informationstechnologie erlassen. Das neue Zuwanderungsgesetz von 2005 erleichtert zudem Hochqualifizierten den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt. Durch die Transformationsprozesse in den osteuropäischen Staaten in den neunziger Jahren und die EU-Osterweiterung ist darüber hinaus ein Zulauf an Migrantinnen mit einer Ausbildung in Technik, Ingenieur- und Naturwissenschaften zu verzeichnen, da diese Fachbereiche in den postsozialistischen Ländern weitaus weniger geschlechtlich segregiert sind als in Deutschland.
Karin Decker
schrieb am 19.01.2010, 22:14 Uhr (am 19.01.2010, 22:47 Uhr geändert).
Es offenbart sich doch immer wieder, sobald eine solche Diskussion über die (nationale) Identität der Siebenbürger Sachsen angestoßen wird, dass wir selbst nicht mehr recht wissen, wer wir sind und in welche „Heimat“ wir (zurück?) gefunden haben.

Dass die Bundesrepublik Deutschland dermaßen willkürlich mit dem Stempelaufdruck M I G R A N T umgeht, verschlimmert das Problem unserer abhanden gekommenen Identität. Fast lässt sich die Frage, was wir Siebenbürger Sachsen alles nicht sind, leichter beantworten, als immer darauf aufmerksam machen zu müssen, was wir sind, wo wir herkommen und was nun aus uns werden soll.

Selbst wenn die Bezeichnung „Migranten“ begriffsneutral wäre (was sie nicht ist, weil damit gesellschaftliche Benachteiligungen verbunden sind oder eine Hilfsbedürftigkeit ausgedrückt wird, die man in Zeiten knapper öffentlicher Kassen eher verweigert denn gewährt), so träfe er dennoch nicht für unser Völkchen zu.

Der Duden behauptet:

Mi|grant, der; -en, -en [zu lat. migrans, migrantis = wandernd]: 1. (Soziol.) jmd., der eine Migration (1 b) vornimmt: Er ist der Sohn armer japanischer -en und ... beherrscht die spanische Sprache nicht (Woche 3. 1. 97, 20). 2. (Zool.) Tier, das in ein Land, eine Gegend einwandert bzw. daraus abwandert.

Die Siebenbürger Sachsen und die Banater Schwaben sind aber weder der Wanderlust erlegen, noch mangelte es ihnen an der Kenntnis der Sprache dieses Landes, in welches sie zogen, da es ihre eigene Muttersprache war, welche sie oft besser beherrschten, als die einheimischen Deutschen. Mit herumstreifenden Tieren wollen wir uns auch nicht verwechselt sehen.

Wenn wir hingegen die Bedeutung des Wortes „vertreiben“ näher untersuchen, stellen wir fest, dass dieses laut Duden drei Konnotationen besitzt:

[1.] zum Verlassen eines Ortes zwingen: Menschen aus ihren Häusern, aus ihrer Heimat, von Haus und Hof v…

[2.] bestimmte Waren im Großen verkaufen, damit handeln …

[3.] beim Malen Farben verwischen …

Alle drei Bedeutungsnuacen des Verbums „vertreiben“ treffen auf uns Deutsche aus Rumänien zu: Wir wurden unserer Häuser und Grundstücke beraubt, man hat uns im großen Stil verkauft, man versucht unsere Spuren zu verwischen.

Wenn wir keine systematisch Vertriebenen sind (in der ganzen Fülle der Bedeutung), wer ist’s denn dann?
Lavinia
schrieb am 19.01.2010, 23:05 Uhr
Mitbürger
In
Germany,
Rechtmäßige
Abkömmlinge
Nachtragender/nachhaltiger/namhafter/neidischer...
Transylvanier...
seberg
schrieb am 20.01.2010, 01:38 Uhr (am 20.01.2010, 01:53 Uhr geändert).
Wir wollen keine Migranten sein?

Es quält die Frage nach unserer Identität? Danach wer/was wir sind? (also jetzt sind, und nicht früher waren!)
Wir? Welches Wir? Sind wir denn wenigstens ein Wir? Eines, das wer oder was oder überhaupt irgendwie sein kann?

Wenn ich mir z.B. dieses Siebenbuerger-Forum ansehe, sehe ich ein wunderbares Sammelsurium von umwerfend originellen einzelnen Eigen-Sinnigen und sturen, deutschsprachigen Individuen und ich denke, das ist ein realistisches Abbild des Zustandes „draußen“. – Ein Volk? Wo? Der Zug ist längst abgefahren seit „wir“ vor etwa 150 - 200 Jahren kein siebenbürgisches werden sondern ein sächsisches bleiben wollten...Das haben „wir“ jetzt davon...

Vom banatblog.de habe ich folgendes Video von einem Volk, das offenbar keinen Heimattag braucht! Man könnte – sofern man überhaupt etwas von „Volk“ hält – melancholisch und neidisch werden. Ein Kommentar darunter sagt: Die nennen sich Ungarn und sie lieben das Land, dabei stammen sie von allen Völkern der Region...Serben, Albaner, Rumänen, Deutschen, Rroma und auch Ungarn...Juden...

video.google.com/videoplay?docid=4105483695129496838#docid=-2533768073408667903
S.IRENE
schrieb am 20.01.2010, 03:19 Uhr
Frau Jungwirth hat den Begriff "Migration" präzise definiert. Trotzdem noch einige Anmerkungen:

Migration ist nicht immer von Sprache, Nationalität und Staatsangehörigkeit abhängig.

Karin Decker schrieb: Selbst wenn die Bezeichnung „Migranten“ begriffsneutral wäre (was sie nicht ist, weil damit gesellschaftliche Benachteiligungen verbunden sind oder eine Hilfsbedürftigkeit ausgedrückt wird ...) ...,

Auch steinreiche Leute können Migranten sein.

Karin Decker schrieb: … so träfe er dennoch nicht für unser Völkchen zu … Die Siebenbürger Sachsen und die Banater Schwaben sind aber weder der Wanderlust erlegen, noch mangelte es ihnen an der Kenntnis der Sprache dieses Landes, in welches sie zogen, da es ihre eigene Muttersprache war

Apropos Muttersprache: Liebe Frau Decker, was ist mit den Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben, die nicht nach Deutschland, sondern in die USA gezogen sind? Sind diese Menschen Ihrer Meinung nach Migranten?
Friedrich K
schrieb am 20.01.2010, 08:48 Uhr
Es quält die Frage nach unserer Identität? Danach wer/was wir sind? (also jetzt sind, und nicht früher waren!)
Wir? Welches Wir? Sind wir denn wenigstens ein Wir? Eines, das wer oder was oder überhaupt irgendwie sein kann?

Ein gequälter Mensch, "ein ganz ein gequälter" (also jetzt, nicht früher); das hat "man" jetzt davon ...
Karin Decker
schrieb am 20.01.2010, 09:12 Uhr (am 20.01.2010, 09:40 Uhr geändert).
@ S.IRENE

Sie fragen mich, ob ich Deutsche aus Rumänien, die in die USA gezogen sind, für Migranten halte. Obschon die Wissenschaft laut Frau Jungwirth den Migrationsbegriff bereits über einen einfachen Wanderer verhängt (Kommentar siehe unten), neige ich dazu, nach Amerika gezogene Menschen als Aus-, bzw. Einwanderer zu bezeichnen, ein Begriff, der keine große Kluft zwischen den Bewohnern der Neuen Welt auftut, weil es sich fast ausschließlich um Einwanderer oder Nachkommen von Einwanderern handelt.

Sie verweisen auf den präzise definierten Begriff „Migration“ durch Frau Jungwirth, welche zwischen zwei Aspekten derselben unterscheidet:

„In der sozialwissenschaftlichen Diskussion wird zwischen einem wissenschaftlichen und einem politischen Begriff von Migration unterschieden.“


[1.] Der wissenschaftliche Begriff „Migration“

„… bezieht sich tatsächlich in einem allgemeinen Sinn auf den Prozess der Wanderung, der sowohl zwischen Nationalstaaten als auch innerhalb eines Nationalstaats stattfinden kann.“

Aufgrund dieser Definition verdient der Ex-Bundespräsident Karl Carstens neu betrachtet zu werden: Während seiner Amtszeit wurde er bekannt als der „Wanderpräsident“, wegen seiner Vorliebe für das Wandern. Wenn der Prozess der Wanderung innerhalb eines Nationalstaats wissenschaftlich auch eine Migration bedeutet, war Karl Carstens ein Migrationspräsident.

Auch ist, wissenschaftlich betrachtet, sehr darauf zu achten, dass aus einem einfachen Spaziergang keine Wanderung wird, weil eine Wanderung den sie durchführenden Menschen zum Migranten macht.

[2.] Der politische Begriff „Migration“

„… ist im Rahmen politischer Bewegungen entstanden, die sich mit (Anti-)Rassismus und Flüchtlingpolitik befassten.“

Dass Siebenbürger Sachsen rassistischen Konflikten ausgesetzt gewesen wären, ist mir nicht bekannt, deswegen können wir diesen Aspekt wohl außer Acht lassen.

Bleibt schließlich der politische Begriff des Flüchtlings übrig. Ziehen wir also wieder den Duden zu Rate:

Flücht|ling, der; -s, -e: 1. jmd., der aus politischen, religiösen od. rassischen Gründen seine Heimat eilig verlassen hat od. verlassen musste u. dabei seinen Besitz zurückgelassen hat. 2. flatterhafter, oberflächlicher Mensch: dann gibts -e und üble Spaßvögel (Goethe, Werther).

Siebenbürger Sachsen haben zwar viel mit dem Schicksal von Flüchtlingen gemein (ausgenommen die implizierte Flatterhaftigkeit), was sie jedoch von Flüchtlingen unterscheidet, das ist die, für sie nicht zutreffende, Hast des Aufbruchs. Es gehörte zu den Prinzipien der rumänischen Nationalkommunisten, den größtmöglichen Nutzen aus der deutschen Minderheit Rumäniens zu ziehen:

a) Deportation nach Russland

b) Konfiskation der Grundstücke und Häuser

c) Verbot der Ausreise und Rationierung der Handelsware „Deutscher mit guter Ausbildung“ für den Handelspartner Bundesrepublik Deutschland

d) Aufruf der postkommunistischen Regierung Rumäniens an die deutschen Emigranten, in ihre Heimat zurückzukehren, verbunden mit dem Versprechen der rumänischen Regierung, die Rückgabe aller enteigneten Objekte durchzuführen. – Wer diesem Aufruf gefolgt ist, wurde in endlose Restitutionsprozesse gelockt, die aufgrund immer verwirrender Gesetze zur Verhinderung von Restitutionen nur den Zwecken dienten: Erneute materielle Ausbeutung der Rückwanderungswilligen und Beibehaltung der gestohlenen Güter durch die Konfiskatoren und ihre Nachkommen.

Nähere Informationen finden Sie unter

www.ResRo.eu
Lavinia
schrieb am 20.01.2010, 09:22 Uhr
Ach ja...die

niederträchtigen, nörgelnden
Transylvanier

müssen natürlich auch rein...

Erich58
schrieb am 20.01.2010, 09:47 Uhr
Wie so vieles in unserem Forum, fällt auch diese Diskussion unter:
"Hai să vorbim nimic..."
Herzlichst - Erich
seberg
schrieb am 20.01.2010, 09:55 Uhr
Aber bei dem nimic mit nimic mitreden ist doch ganz nett, gel Erich Herzlichst?


Hey Lavinia: du könntest aber schon zugeben, dass der letzte Beitrag von K.Decker nicht nur grimmig, sondern auch irgendwie lustig sein sollte? Auf jeden Fall irgendwie mit einer Katze in und schließlich auch aus dem Sack?

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