Zum Buch „Wildpflanzen Siebenbürgens“

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Fadderwasch
schrieb am 30.08.2010, 20:17 Uhr (am 30.08.2010, 20:47 Uhr geändert).
@ Klaiwer wiederum ist in der Halmfrucht sehr unbeliebt.Rumänisch eindeutig Neghină.

Klaiwer? hört sich eher wie Quak an = gemeine Quecke (Elymus).

Wenn die rum. Bezeichnung eindeutig neghină lautet, dann ist es die Kornrade, wie siebenschläfer schon dargelegt hat. Im übrigen war Kornrade Blume des Jahres 2003, weil sie durch die moderne Saatgutreinigung als Ackerunkraut so gut wie verschwunden ist.
der Ijel
schrieb am 31.08.2010, 10:20 Uhr (am 31.08.2010, 10:43 Uhr geändert).
Döjweltswirn, deutsch Kleeseide, lat. Cusuta ephithymun, rum.torțel
@Siebenschläfer: Ist damit nun das Kraut gemeint was bei uns Hösenzwiren heißt ?

@Fadderwasch: Klaiwer? hört sich an wie Quak = gemeine Quecke (Elymus).
Darin höre ich auch das Wort Wicke mitklingen, und es ist scheinbar eine Gattung hiervon ?

Dieses Thema ist tatsächlich hoch interessant, es gäbe noch eine ganze Reihe solcher Pflanzen und Blumen, welche von Ort zu Ort in unseren Dörfern, verschiedene Namen bekommen haben.
Im Deutschen und im Lateinischen findet man sich dann wieder.
Ich möchte den Bogen nicht mit weiteren Fragen überspannen,
doch eines scheint mir sehr geheinissvoll.
Jedesmal nachdem das Gewitter vorbei war, oder einfach ein starker Sommerregen, kam dieser Starke Geruch auf,den ich vorhin schon erwähnte, das war meistens in der Ernte beim Korn schneiden. Wozu Mutter dann sagte: Man riecht den Kornamdel.
Zu Gesicht haben wir dieses Kraut aber nie bekommen.
Was könnte es sein ?
Haiduc
schrieb am 31.08.2010, 13:25 Uhr
Was ist Miechert ? rum. muhor ? ------und lateinisch ----?

Mirchert ist Beifußblättriges Traubenkraut, auch Wilder Hanf genannt, (Ambrosia artemisiifolia)


nicht verwechseln mit
Meochert, dass hier schon richtig als Borsten-/ bzw. Haftgras genannt wurde.
siebenschläfer
schrieb am 01.09.2010, 15:54 Uhr
Leider kann ich mit Kornamdel nicht weiterhelfen. Die Familie des „Döwelszwirn“ heißt auf deutsch auch Teufelszwirn.
Wie es Ijel zutreffend erwähnte, ist es mit den sächsischen Pflanzennamen ist es nicht immer einfach. Zu vielfältig ist unser Dialekt und zu unterschiedlich sind die Pflanzennamen, manchmal sogar in benachbarten Orten.
Mit der siebenbürgischen Pflanzenkunde haben sich in der Vergangenheit eine Reihe von Botanikern befasst, wie z. B. J. Römer, J. Barth, R. Sigerus, J. Chr. Baumgarten, M. Fuss u. v. a. Ohne diese Arbeiten zu kennen vermute ich, dass sich darin überwiegend die deutschen und lateinischen Bezeichnungen wiederfinden. Zu Studien mit sieb.-sächs. Pflanzenbezeichnungen habe ich nur sehr wenig gefunden: P. Schullerus – Pflanzennamen aus Alzen (1898); F. Krauss – Weilauer Pflanzennamen (1938) und M. Schuster Pflanzennamen aus Kleinschenk und Großschenk (1903).
In diesem Zusammenhang muss ich auch unsere Nadescher Persönlichkeit F. F. Fronius erwähnen, der 1858 im Programm des Schäßburger Gymnasiums seine 95 Seiten umfassende Arbeit „Flora von Schäßburg“ veröffentlichte. Unter den 1068 wildwachsenden Pflanzenarten rund um Schäßburg nennt Fronius viele sächsische Bezeichnungen der Pflanzen und der Fundorte. Fronius erkannte dass es auf diesem Gebiet noch viel zu erforschen gab. In einem Brief an seinen Freund, den Naturwissenschaftler E. A. Bielz teilte er mit: „Man müsste ja auch mindestens ein Humboldt sein, um sich in allen Zweigen unserer schönen Wissenschaft gleich heimisch zu fühlen.“
Weitere Hinweise zur sächsischen Pflanzenkunde liefert auch das sieb.-säch. Wörterbuch, welches zur Zeit bis zum Buchstaben R verfügbar ist, sowie das Nordsiebenbürgische Wörterbuch.
Lieber Ijel, in einem halben Jahrhundert wird kaum jemand die Pflanzennamen in Roder Mundart noch kennen, daher wäre es wünschenswert, Deine bereits begonnenen Aufzeichnungen fort zu führen.
der Ijel
schrieb am 02.09.2010, 12:44 Uhr
in einem halben Jahrhundert wird kaum jemand die Pflanzennamen in Roder Mundart noch kennen,
So wird es sein Siebenschläfer.
Genau darum ist es jetzt Sinn und zwecklos diese noch auf zu schreiben. Oder ?
Für wen denn? Wozu? Das ist leider die Meinung vieler unserer Leute.
Das kann ich nur traurige Ironie nennen.
So wird es sein Siebenschläfer. Und es kennt sie jetzt schon kaum jemand.
Oder das Volk hat Null Interesse an seiner eigenen Sprache, oder aus ihr etwas herüber zu retten, dem Vergessen zu entreißen.
Du machst mir Mut zum weiter suchen nach seltenen Wörtern, um sie aufzuschreiben.
Bei Wildkräutern und Blumen seid Ihr als Botaniker mir eine starke Hilfe, und dieses Forum zeigt sich ebenfalls mehr als passend, hierüber zu fachsimpeln.
Denn ich als Laie auf diesem Gebiet kenne in vielen Fällen nur den ortsüblichen Namen der Pflanze.
So zum Beispiel ist es reiner Zufall dass mir der Name für Jīrtarånchen-Krokus
bekannt wurde. Rumänisch Brănduşa.
Wieso die Leute aus Rode darauf kamen den Krokus als Jīrtarånchen zu benennen
ist ja rein eine andere Sache, und zwar diejenige des Dialektvergleichs und der Dialektforschung. Hierzu ist es wichtig zu wissen was jīrten bedeutet.
Es ist nämlich das Verb für die Tätigkeit welche zu der Zeit im Weinberg verrichtet wird, wenn der Krokus blüht. Jīrten=gurten. Die Rebe an den Pfahl binden. Ist das nicht hoch interessant ?
Anders verhält es sich mit dem Mårjendimchen, ebenfalls ein Frühlings-Waldblümchen,
welches ich nur beschreiben, aber nicht auf Deutsch, geschweige denn lateinisch benennen könnte. Wörtlich könnte man es mit Morgendämchen übersetzen.
Es sprießt niedrig aus der Walderde. Traubenförmig,nach oben zugespitzt, dunkelblau, nach obenhin enden die kleinen Blüten in Kügelchen-----
---und siehe da, ich hatte es mal verwendet, und hatte im Eigengebrauch einen Namen dafür in Deutsch gefunden, erfunden : Lilienträne. Aus, det Zörtchen.

jesoind uch laifhåft freasch
wä a Mårjendimchen zört---

---gesund und lebhaft frisch
wie Lilienträne zart.
----
-------------------------------
Zurück zum Kornamdel, da tappen wir vielleicht noch lange im Dunkeln.
Wie gesagt Botaniker sind hier eine starke Hilfe.
Der Rezensent des genannten Buches Walter Schuller ist Botaniker, und er ist ein Roder------ Doch gehört er schon zu der Generation welche das Kornschneiden mit der Sichel so nicht mehr erlebt hat, wie ich es erlebt habe. Denn dieser Scharfe Geruch den ich meine, war sehr oft nach einem Sommerregen oder nach einem Gewitter zu vernehmen, während man in der Korn-Ernte war.
Am ruicht den Kornamdel hieß es dann allgemein.
Wie gesagt zu Gesicht haben wir dieses kraut nie bekommen,
Und auch die Mutter konnte uns nicht erklären, von welchen
Un-Kraut dieser, fast beißende Geruch stammt.
der Ijel
schrieb am 04.09.2010, 13:28 Uhr (am 04.09.2010, 13:42 Uhr geändert).
Inzwischen hat ein weiterer Botaniker mir auf die Sprünge geholfen. Auch ein geliehenes Fachbuch hat sich als nützlich erwiesen.
Der von mir genannte Kornamdel ist sehr wahrscheinlich Kernamdel=Brennendes Teufelsauge (Adonis flammea)

Doch wo der Piesem begraben lag---
in der Akkustik klingt er eindeutig mit
Piesem=Bisam de.wikipedia.org/wiki/Duftende_Bisamblume
Ähnlich geht es mit dem Rainfert = Rainfarn zu, wobei dann doch noch die Frage der Schafgarbe offen bliebe ?
Gilgamesch
schrieb am 05.09.2010, 07:46 Uhr

Ijel,
Anders verhält es sich mit dem Mårjendimchen, ebenfalls ein Frühlings-Waldblümchen,
welches ich nur beschreiben, aber nicht auf Deutsch, geschweige denn lateinisch benennen könnte. Wörtlich könnte man es mit Morgendämchen übersetzen.
Es sprießt niedrig aus der Walderde. Traubenförmig,nach oben zugespitzt, dunkelblau, nach obenhin enden die kleinen Blüten in Kügelchen-----
---und siehe da, ich hatte es mal verwendet, und hatte im Eigengebrauch einen Namen dafür in Deutsch gefunden, erfunden : Lilienträne. Aus, det Zörtchen.

jesoind uch laifhåft freasch
wä a Mårjendimchen zört---

---gesund und lebhaft frisch
wie Lilienträne zart.----


Wir Kleinalischer, kennen ein Blümchen das wir Morgendämmchen nennen.
Aber das sieht anders aus, als Du es beschreibst.
siebenschläfer
schrieb am 05.09.2010, 11:45 Uhr
Ähnlich geht es mit dem Rainfert = Rainfarn zu, wobei dann doch noch die Frage der Schafgarbe offen bliebe ?

Rainfert ist eindeutig der Rainfarn
Die Schafgarbe - meiner Meinung nach müsste es die Gemeine Schafgarbe sein - ist coada șoricelului.
der Ijel
schrieb am 10.09.2010, 12:07 Uhr
Rainfert ist eindeutig der Rainfarn
Das muss stimmen Siebenschläfer, ich glaube es.

Dass wir die Schafgarbe als Rainfert bezeichnet haben ist ein verzeihlicher Irrtum ?
Ich weiß es nicht. Zu reparieren wäre dies wenn wir den Sächsischen Namen für Schafgarbe
Kennen. ?

Und zu Gilgamesch.
Bitte beschreibe doch das Blümchen welches Ihr in Kleinalisch Mårjendiemmchen genannt habt. Danke.
Georg51
schrieb am 10.09.2010, 14:31 Uhr (am 10.09.2010, 14:36 Uhr geändert).
- Schafgarbe ist bekannt im Sächsischen under dem Namen: Guer
- im rumänischen ; Urda Vacii

Oder gab es andere Benennungen zu der Schafgarbe ?

Hier der Link zu der Schafgarbe;
www.google.de/images?hl=de&q=schafgarbenkraut&um=1&ie=UTF-8&source=univ&ei=myOKTLuJI8_MswaZkZGXAg&sa=X&oi=image_result_group&ct=title&resnum=4&ved=0CEQQsAQwAw
siebenschläfer
schrieb am 12.09.2010, 11:13 Uhr
Für urda vacii, auch caprilemă und hreniţă genannt, habe ich die lateinische Bezeichnungen Lepidium draba und Cardaria draba gefunden. Beides ist aber die Pfeilkresse und nicht die Schafgarbe, rum. coada şoricelului.
Georg51
schrieb am 12.09.2010, 11:53 Uhr (am 12.09.2010, 11:58 Uhr geändert).
@ siebenschläfer,

du hast vollkommen recht, danke für die Richtigstellung.

- Die Pflanzen sehen sehr ähnlich aus, stammen aber aus verschiedenen Pflanzenfamilien;
- Kreuzblütengewächse=Pfeilkresse=Urda vacii (Cardaria draba)
- Korbblütlergewächse=Schafgarben=Coada șoricelului (Achillea millefolium)

Berichtigung von meinem Zitat;
- Schafgarbe ist bekannt im Sächsischen under dem Namen: Guer
- im rumänischen ; Coada şoricelului
Fadderwasch
schrieb am 13.09.2010, 13:40 Uhr (am 13.09.2010, 13:44 Uhr geändert).
- Schafgarbe ist bekannt im Sächsischen unter dem Namen: Guer
- im rumänischen ; Coada şoricelului


Mir hun Schofgårw gesot.
Fadderwasch
schrieb am 15.09.2010, 18:56 Uhr
Doch wo der Piesem begraben lag---
in der Akkustik klingt er eindeutig mit
Piesem=Bisam de.wikipedia.org/wiki/Duftende_Bisamblume


Die duftende Bisamblume kommt lt. Wiki in der Nordost-Türkei und Transkaukasien auf trockenen Hängen, in Wermuthalbwüsten und in Weinbergen in Höhenlagen von 1000 bis 1650 Meter vor.
Gleichwohl gehört sie wie die Stern- und Wiesenflockenblume sowie die Kornblume (im Unterwald = Pisemknup) zu den Flockenblumen (Centaurea).

Möglicherweise ist
Piesem = Bisam = Pisemknup /-kniep
die allgemeine Bezeichnung für die Gattung der Flockenblumen.
Laumesfeld
schrieb am 16.10.2010, 18:19 Uhr (am 16.10.2010, 18:23 Uhr geändert).
Versuchen sie es mal hier.http://lb.wikipedia.org/wiki/Henri_Klees oder hierhttp://lb.wikipedia.org/wiki/L%C3%ABscht_vu_l%C3%ABtzebuergesche_Planzennimm

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