Deutsch-rumänische Mischfamilien

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Robert (Administrator)
schrieb am 15.09.2010, 12:05 Uhr
Soweit ich mich erinnern kann, waren deutsch-rumänische Mischehen bisher nie Thema in den siebenbuerger.de Foren.
Folgender bemerkenswerter Beitrag hat mich berührt ...

Eine Deutsche in Rumänien? Eine Rumänin in Deutschland?
Christine Chiriac reflektiert in einer dreiteiligen Beitragsserie über ihre Identität.


Eine Leseprobe aus dem Blog "un/zugehörig":

"Der Schock der eigentlichen Begegnung mit dem Krieg, das Entsetzen vor dem Verhalten des eigenen Volkes, die Angst nach Russland deportiert zu werden, die Angst vor der Enteignung usw. brachten meine Großmutter dazu, gegen alle Regeln der sächsischen Gesellschaft in der sie lebte, einen unvorstellbaren Schritt zu wagen, einen Rumänen zu heiraten.
[...]
Natürlich, in der Diaspora kann man sich als Volk nur intakt bewahren, indem man sich gegen die Außenwelt “wie in einer Burg verschließt“ (Ausdruck meiner Großmutter). Von da aber, von der Bewahrung des puren Deutschtums, bis zur Verbreitung des puren Hasses stand damals nur noch ein Schritt.
[...]
Die Sachsen schlossen meine Großmutter aus ihrer Gemeinschaft vollkommen aus, sprachen nicht mehr mit ihr, grüßten sie nicht mehr. Der eigene Bruder wechselte 37 Jahre lang kein einziges Wort mehr mit ihr. Sie aber hatte ihre Entscheidung bereits getroffen und ging ihren eigenen Weg."


Wie es weiter geht ist hier zu lesen ... im dreiteiligen, interessanten, gut geschriebenen und augenöffnenden Blogbeitrag bei "un/zugehörig":

Teil I: Woher ich komme

Teil II: Wo ich bin

Teil III: Wohin ich gehe

Höchste Zeit sich mit diesem Thema hier auseinanderzusetzen ...
Friedrich K
schrieb am 15.09.2010, 13:40 Uhr
Höchste Zeit sich mit diesem Thema hier auseinanderzusetzen ...
Ein wahres Wort.
Es wäre erfreulich wenn die hier ansässigen Akkordschreiber, Dampfplauderer, Hellseher und Heilsbringer dieses Thema nicht nach altbewährter Manier zerpflücken würden sondern die zu Wort kommen lassen könnten die solchen Familien entstammen oder in Mischehen leben oder gelebt haben, Menschen die aus eigener Erfahrung sprechen und nicht von der Lust zu fabuliern, zu politisiern oder zu philosophieren getrieben sind.
der Ijel
schrieb am 15.09.2010, 14:14 Uhr (am 15.09.2010, 14:17 Uhr geändert).
Ein wahres Wort. Es wäre erfreulich wenn. Mach Dich gefasst darauf Friedrich.
von der Lust zu fabulieren, über einen halbtrockenen Gänsedreck zu philosophieren----

----um schließlich mit halb reinem Gewissen----- -------zu meinen etwas unternommen zu haben.

--übrigens der freche Zwerch auf Deinem Profiel,hm ?
fragwürdig! ist es der von dem Du vormals sprachst ?
gerri
schrieb am 15.09.2010, 14:38 Uhr
Hallo Friedrich K, obwohl ich keiner Mischehe entstamme,keine Mischehe eingegangen bin, in der Großstadt gelebt habe und vom Hören-Sagen manches mitbekommen habe nach dem Krieg, erlaube ich mir auch eine Meinung zu haben.
Ich möchte niemanden beleidigen und entschuldige mich im voraus wenn das geschehen sollte.
Um vor Verschleppung und Enteignung entkommen zu können,haben manche den Schritt getan und einen Rumänen oder Rumänin geheiratet,das waren aber 90% die Wohlhabenden Familien,Grundbesitzer, Fabrikanten,Geschäftsleute,aber keine Tochter oder Sohn einer einfachen sächsischen Familie.
Nach dem Krieg war es leichter eine rumänische oder ungarische Freundin zu haben,vieleicht auch zu heiraten da die Kirche an Bedeutung verloren hatte, den Kindern konnte man nicht mehr befehlen wen sie zu heiraten hatten.
Wenn eine Sächsin einen Ungarn heiratete sprachen sie untereinander rumänisch,die Kinder wurden Rumänen.
Wenn ein Sachs und eine Rumänin heirateten,sprachen sie untereinander rumänisch,die Kinder wurden Rumänen.
Wegen einer rumänischen Schwiegertochter oder einem rumänischen Schwiegersohn mußte die ganze sächsische Verwandtschaft zu Feiertagen rumänisch sprechen, um nicht unhöflich zu sein.Das gleiche wegen einer ungarischen Schwiegertochter oder Schwiegersohn.
Diese Lawine der Überfremdung kam auf unsere Gemeinschaft
zu und keiner konnte sie stoppen,so entstand als ganz normaler Eigenschutz der Drang zur Auswanderung ins Mutterland als letzte Rettung.Was macht ein Kind wenn es Schutz braucht,es sucht die Mutter, ganz einfach.
Keiner möchte die andere Nation beleidigen und sagt nicht die pure Wahrheit, wir wollten nicht romanisiert werden.

Gruß, Geri
walter-georg
schrieb am 15.09.2010, 14:48 Uhr
@gerri: Diesmal bin ich voll auf Deiner Seite! Genau so war es.
Robert (Administrator)
schrieb am 15.09.2010, 14:51 Uhr
"Siebenbürgischer Heuweg - Eine Familiengeschichte"

1993-1995 wurde über die oben genannten Chiriacs ein Dokumentarfilm gedreht, in der die oben erwähnte Großmutter die Hauptgestalt ist.
Der Film zeigt den Abschied der Siebenbürger Sachsen kurz nach der Wende.

Ein Video-Kostprobe (Trailer) gibt es hier zu sehen =>


Dokumentarfilm: Siebenbürgischer Heuweg (1996)
16mm Kinodokumentarfilm, 90 min
Regie: Ralf Marschalleck
Kamera: Frank Sputh
Ton: Andreas Wolf
Schnitt: Angela Wendt

Im rumänischen Siebenbürgen leben nur noch wenige Deutschstämmige. Nach dem Sturz des Ceaucescu-Regimes 1990 wanderten binnen drei Jahren fast alle der 700.000 Siebenbürger Sachsen nach Deutschland aus. Der Film erzählt von den Chiriacs aus Feldiora / Marienburg, eine der wenigen, meist deutsch-rumänischen Mischfamilien, die geblieben sind. (Quelle)
Friedrich K
schrieb am 15.09.2010, 15:26 Uhr
@Ijel
Wenn die Gesinnung manchen nicht passt dann tut’s hoffentlich die Farbe der Zipfelhaube.

@gerri
...obwohl ich keiner Mischehe entstamme,keine Mischehe eingegangen bin, in der Großstadt gelebt habe und vom Hören-Sagen manches mitbekommen habe nach dem Krieg, erlaube ich mir auch eine Meinung zu haben.
Mein obiger Beitrag ist kein Ratschlag, Vorschlag oder „Rundumschlag“ sondern eine einfache Bemerkung.
Schiwwer
schrieb am 15.09.2010, 16:42 Uhr
Gerri: "Wenn eine Sächsin einen Ungarn heiratete sprachen sie untereinander rumänisch,die Kinder wurden Rumänen.
Wenn ein Sachs und eine Rumänin heirateten,sprachen sie untereinander rumänisch,die Kinder wurden Rumänen.
Wegen einer rumänischen Schwiegertochter oder einem rumänischen Schwiegersohn mußte die ganze sächsische Verwandtschaft zu Feiertagen rumänisch sprechen, um nicht unhöflich zu sein.Das gleiche wegen einer ungarischen Schwiegertochter oder Schwiegersohn."

Es war doch von Fall zu Fall verschieden, es gab und gibt Fälle, wo Kinder dreisprachig heranwachsen.
Und wie unangenehm es ist, in einer Gesellschaft zu feiern, wo man kein einziges Wort versteht, habe ich zur Genüge bei Ungarn erlebt. Die Sachsen waren wohl besser erzogen, es gehört sich einfach so, dass einem Nicht-Sprecher ein Übersetzer zur Seite gestellt wird.
Aber schon damit hatte man bei manchen ein Problem, wenn man den "falschen" Dialekt sprch.
seberg
schrieb am 16.09.2010, 08:51 Uhr (am 16.09.2010, 08:55 Uhr geändert).
@hawer, meinen Sie das hier:
www.chronologs.de/chrono/blog/un-zugeh-ouml-rig/gastautoren/2009-05-20/christine-chiriac-woher-ich-komme ?

Vielleicht haben Sie befürchtet, es sei verschwuneden, weil es zu sehr anecken könnte?
Schiwwer
schrieb am 16.09.2010, 15:53 Uhr (am 16.09.2010, 15:55 Uhr geändert).
:-D
herbro
schrieb am 17.09.2010, 08:45 Uhr
Hallo Robert
Von wo stammt die Zahl von 700.000 Siebenbürger Sachsen im Jahre 1990, nach dem Sturz von Ceausescu?
Ich kann mich erinnern, dass die Gesammtzahl der Deutschen Bevölkerung Rumäniens, Anfang der 50-er Jahre, bei einer Zahl von 500.000 Seelen lag.
Wenn man den Sterbensrate in all den Jahren dazu rechnet - und die Abwanderung, so kann Anfang 1990 noch ein Rest von cca. 400.000 Deutschen in Rumänien übrig geblieben sein.
Grüße
H.R
Robert (Administrator)
schrieb am 17.09.2010, 21:32 Uhr
Hallo,
die Quelle ist dort angegeben. Der Text ist von hier:
http://www.umweltfilm.de/content/details/heuweg.htm
debideau
schrieb am 19.09.2010, 03:36 Uhr
Was ist eine Mischehe? Was ist ein Rumäne? Was ist ein Deutscher? Ist ein von einer rumänischen Familie adoptiertes deutsches Kind ein Rumäne? Ist ein von einer deutschen Familie adoptiertes vietnamesisches Kind ein Deutscher? Gibt es auf der Welt ein absolut "reinrassiges" Kind? Fällt es durch totale Schwachsinnigkeit auf? Ist ein Österreicher ein Deutscher? Waren die Siebenbürger Sachsen vor 1918 Deutsche oder Österreicher? Wie viele sind, da sie ihrer Volkszugehörigkeit wegen auswanderten, nach Österreich gezogen? Fühlten sich die Vorfahren, als sie um 1200 nach Ungarn zogen, als Ungarn und sind deshalb zurück in die Heimat? Wie viele wurden romanisiert und wie viele haben sich einen rumänischen Namen gekauft um der Verschleppung nach Russland zu entkommen (wobei sie in Kauf nahmen, dass andere vom Schicksal getroffen wurden)? Wie viele Deutsche haben einen Juden geheiratet um ihn zu retten (was gar nicht funktioniert hätte) und wie viele Rumänen haben eine Deutsche geheiratet um sie zu retten (was durchaus ging)? Warum wird nicht danach gefragt wie viel Elend die Deutschen (Reichsdeutschen) über Osteuropa, egal ob nun Siebenbürgen in Ungarn oder Rumänien liegt, gebracht haben? Welches ist die Geschichte des Komunsimus (Theorie und Umsetzung in die Praxis) und welches ist der deutsche Beitrag hierzu? Wie viele Deutsche betrachten die Siebenbürger Sachsen (egal ob aus Mischehen oder aus "reinrassigen" Ehen hervorgegangen) als Deutsche? Ganz offiziell sind wir, sofern wir einen deutschen Pass besitzen, Deutsche mit Migrationshintergrund.
Ich halte es für absoluten Schwachsinn solche Fragen zu erörtern, denn für jeden einzelnen Fall gibt es mehr als eine Wahrheit, nur eines scheint ziemlich konstant und sicher zu sein, unsere Arroganz.
Eine kleine Geschichte am Rande: In einem sächsischen Dorf wurde in Abwesenheit des Pfarrers in das Pfarrhaus eingebrochen. Schnell war in aller Munde, dass es "die Tigeuner" waren. Nach einiger Zeit wurde der Einbrecher von der Plizei gefunden. Es war ein Sachse - nennen wir ihn Hans Mustermann. Da wurde aber nicht behauptet es wären die Sachsen gewesen, sondern da war es plötzlich nur der Hans Mustermann.
bankban
schrieb am 19.09.2010, 08:20 Uhr
Mensch, Debideau, Sie wollen doch nicht etwa auf Differenzierungen, komplexe Argumentationen und gar längere Sätze/Texte als die Bild-Zeitung hinaus? Tz, tz, tz.... gar nicht gut... werden hier viele finden...
Joachim
schrieb am 19.09.2010, 09:43 Uhr
Hallo Debideau,
schon wieder ganz linke Ansichten und Äußerungen !
Du gehst einen sehr schweren Weg hier im Forum.
Ich wünsche Dir viel Glück.
Joachim

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