Goldrausch?

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Anchen
schrieb am 28.07.2011, 01:06 Uhr (am 28.07.2011, 01:10 Uhr geändert).
Die zehn Gebote jedenfalls sind nicht vom Himmel gefallen, sondern sind mühsam aus Erdlöchern gekrochen und haben den Moses gebeten, sie in Stein zu hauen. Was ihnen aber nicht viel genützt hat

Meine Version: Moses war ein freier Geist, erzogen in Ägypten, der eine Schar -für uns heute - wüster und gedanklich ungepflegter Nomaden zusammenzuhalten hatte. Er suchte nach Lösungen für die immer wiederkehrenden Rückfälle in liederliche Barbarei, zog sich zurück ins Gebirg und kam dabei zu dem Ergebnis, daß seine Mannen und Frauen einfach noch nicht so weit sind, frei und Kraft des Willens des Einzelnen zu entscheiden, was bei Gelegenheit moralisch opportun ist. So ging er denn hin und meiselte die sogennanten 10 Gebote, zur Unterlassung von bestimmten aber nicht näher erörterten Handlungen, in festen dauerhaften Stein. Er verzichtete darauf Anleitungen was sie zu tun hatten zu geben und vertraute seinen Mitmenschen und auf den erzieherischen Character der 10 in Zukunft zu vermeidenden Aktionen.
Merlen
schrieb am 28.07.2011, 10:11 Uhr
@Anchen,
da bist Du sicher näher an der Geschichte wie spätere Interpreten,Legendenschreiber und Deuter! Da seine Truppe gleichzeitig auch eine kämpfende war brauchte er ein Druckmittel zur Disziplinierung. Geschichte ist längst nicht so kompliziert wie manche uns glauben machen wollen.
:-)
Anchen
schrieb am 28.07.2011, 13:10 Uhr
...brauchte er ein Druckmittel zur Disziplinierung.

Moses war meiner Meinung nach vor Allem ein geistiger Führer, was sich in den 10 Geboten niederschlägt - das Ansprechen von individueller moralischer Verantwortung.
Anchen
schrieb am 28.07.2011, 14:06 Uhr
@seberg „ [...]Da war ein ander Ding mit Perceval[Anmerk.:Vorgängerhund von Bauschan] Der biß die Zähne zusammen. Die Lederpeitsche fürchtete er, wie Bauschan sie fürchtet, und leider bekam er sie öfter zu kosten als dieser; denn erstens war ich jünger in seinen Lebenstagen als gegenwärtig, und außerdem nahm seine Kopflosigkeit nicht selten ein frevelhaftes und böses Gepräge an, welches nach Züchtigung geradezu schrie und dazu aufreizte. Wenn ich denn also, zum Äußersten gebracht, die Karbatsche vom Nagel nahm, so verkroch er sich wohl zusammengeduckt unter Tisch und Bank; aber nicht ein Wehlelaut kam über seine Lippen, wenn der Schlag und noch einer niedersauste, höchstens ein ernstes Stöhnen, falls es ihn allzu beißend getroffen hatte, - während Gevatter Bauschan vor ordinärer Feigheit schon quiekt und schreit, wenn ich den Arm hebe. Kurzum , keine Ehre, keine Strenge gegen sich selbst.[...]“ aus „Herr und Hund“ von Thomas Mann
seberg
schrieb am 29.07.2011, 23:19 Uhr (am 29.07.2011, 23:26 Uhr geändert).
Goldrausch...Machtrausch...Gewaltrausch – so weit liegt das alles gar nicht auseinander.

Deswegen sind wir durchaus richtig beim Thema auch mit den „dunkeln Seiten“ des Lebens in Th.Manns Werk und – warum nicht, auch bei ihm als Mensch, woraus sonst schöpft letzlich ein Künstler, wenn nicht aus sich selbst?

Und Politiker? Müssen die auch die dunklen Seiten kennen, um sie zu verhindern? Oder eher um sie zu praktizieren?

Es wäre schade, Anchen, wenn wir uns deswegen in die Haare kriegten... die Merlen hat auch so schon Stress genug hier mit Schlichen und so, wie sie heute gerade irgendwo geklagt hat...tausend Dank an dich, Merlen, und hoffentlich bist du nicht eifersüchtig, wenn ich mich auch anderen Frauen zuwende, als Schlicherin stehst du doch sicher darüber, odrrr!?

Vielen Dank also, Anchen, für die Stelle in „Herr und Hund“! Allein dieser Titel muss ja etwas Irritierendes haben für uns gute Demokraten: Ich, gebietender „Herr“ hier oben, und du, freudig folgsamer – oder eben widerspenstiger und dann zu züchtigender – „Hund“ dort unten. Ist es übrigens nicht interessant, dass Th.Mann, wie es nur Hundekenner tun, verschiedenen Hunden auch verschiedene Charaktere zuordnet?
Aber die Kartbatsche („Korbatsch“ kannten wir in Siebenbürgen auch), die Peitsche kriegen beide Hunde zu spüren, Perceval und Bauschan. Und, natürlich, auf Menschen zu übertragen das Verhältnis Herr und Hund sollte sich von selbst verbieten! –

Tut es aber nicht! Täglich, jeden Augenblick und überall wird die Corbatsch geschwungen zwischen Menschen, meist nur leise oder nur drohend oder symbolisch, verbal und eben „virtuell“ , und dann manchmal ganz „real“ und fürchterlich...

Aber mal ehrlich – dir ist doch sicher schon selbst aufgefallen, dass in der von dir angeführte Stelle in „Herr und Hund“ nicht die Rede sein kann von eine Züchtigungs-Szene mit einem als Opfer dargestellten T.M., weil ihn die dem Hund verabreichten Schläge angeblich selbst schmerzten! Oder? Wem kein „Wehlaut“ über die Lippen kam beim Schlagen, sondern „höchstens ein ernstes Stöhnen“, das ist natürlich der Hund Perceval, das einzige Opfer hier (aber guckstu die frühe Erzählung „Tobias Mindernickel“, da ist es tatsächlich anderes!)

So weit sind wir vermutlich im Verständnis der „dunkeln Seiten“ gar nicht auseinander, auch bei Moses und den 10 Geboten nicht: was ich mit den „Erdlöchern“ meinte, die sich mühsam in Jahrtausenden zu den 10 Geboten gemausert haben, sind bei dir die „wüsten und gedanklich ungepflegten Nomaden“ mit ständigen „Rückfälle in liederliche Barbarei“. – Moses? Den mag es historisch gegeben haben, wie Christus auch, aber hauptsächlich wurde daraus eine ersehnte Lichtgestalt gemacht („zog sich zurück ins Gebirg“), ein HERR und Gebieter, ohne den von alters her überlieferte Geschichten nun mal nicht auskommen, so lange all zu viele Söhne und Töchter ein „Hundeleben“ vorziehen, statt sich vom „Vater“ zu emanzipieren...

Und über Sahra Wagenknecht – kein Wort mehr! Eine böse Kommunistin! Die mit dem Teufel paktiert, Goethes „Faust“ und Th.Manns „Doktor Faustus“ kennt sie ja eh schon in- und auswendig!
Merlen
schrieb am 30.07.2011, 11:07 Uhr (am 30.07.2011, 11:10 Uhr geändert).
@seberg,
"hoffentlich bist du nicht eifersüchtig, wenn ich mich auch anderen Frauen zuwende"
schön wie Du dies von Dir aus schon reflektierst, Deine "Vergehen":-))
Aber wenn Du Dich anderen Frauen widmest ohne gedankliches Korsett, subtile innere Einschüchterung, frei im Herzen, dann hast Du erreicht was Merlen jedem Menschen wünscht!
Merlen hat alles Leben im Herzen, wie könnte sie da auf einzelne Moleküle eifersüchtig sein?:-))
....dies auszurichten wurde ich gebeten:-)))
seberg
schrieb am 30.07.2011, 11:57 Uhr
Merlen:
"...gedankliches Korsett, subtile innere Einschüchterung..."
Oh Mann...ähhh Frau! Wenn du wüsstest, was du da angesprochen hast 1. ad personam und 2. als abstrakter, theoretischer, "liebster Untersuchungsgegenstand"!
Danke für die übermittelte Botschaft der Großzügigkeit... ;-)
Anchen
schrieb am 01.08.2011, 00:52 Uhr (am 01.08.2011, 01:21 Uhr geändert).
Mein Gemeintes zu Thomas Mann, das Schuldigfühlen, erschließt sich dir vielleicht beim Lesen der ganzen Erzählung. Mich haben seine Hundeerziehungsmethoden jedenfalls gründlich erschreckt, da ich bei „Herr und Hund“ den Erzähler als Autor begreife.
Thomas Mann zu lesen und dadurch beeinflußt zu werden, ist ein Ding, aber die Folgerung nun, daß der von ihm geprägte Leser nun „kein böser Mensch“ sein kann, kann ich eigentlich nur deiner Freude zuschreiben eine Schwester im Geiste gefunden zu haben - durch ThomasMannlesen zum guten Menschen ?

Sahra Wagenknecht ist doch „die schönste Kommunistin“ Deutschlands, die sich auch noch für bürgerliche Rechte einsetzt. Was will man mehr ?

Hier ein kleines Video von Sahra in Aktion:

»Sie sind zu feige, sich mit den Wirtschaftsmächtigen anzulegen«

Und hier noch ein Filmchen einer belgischen Comedygruppe die ihren Frust mit den Telefongesellschaften künstlerisch verfilmt haben. Viel Spaß dabei!

Prank on a Belgian call center (with captions in English)
seberg
schrieb am 03.08.2011, 11:14 Uhr (am 03.08.2011, 11:34 Uhr geändert).
Der Goldrausch geht weiter und die Experten sind sich so uneins über die weitere Entwicklung wie wir alle anderen: kommt die Spekulationsblase und der Crash oder nicht?

www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,778018,00.htm

Aber wenn man so wie wir sbs sowieso nicht so materialistisch eingestellt ist , oder so gut wie nix zum anlegen hat, dann bedeutet das „Gold“ im Spiegel-Titel „Wenn aus Angst Gold wird“ sowieso etwas anderes: für uns sbs ist alles Materielle sowieso „deşart“ und vergänglich, oder?, unsere Angst verwandelt sich nicht in schweres reales Gold, sondern in ganz luftigleichtes idealistisches „geistiges Gold“... , wie man hier im Forum immer wieder feststellen kann, oder?

Apropos: o.k., Anchen, ich gebe zu, dass mein Aussage, dass man automatisch ein guter Mensch ist, wenn man Th.Mann liest etwas überpointiert war. Immerhin aber hat Sahra Wagenknecht ja betont, dass sie dadurch motiviert wurde, dem Zynismus in der Politik etwas entgegen zu setzen (Dass Böswillige sie sich schon mal gerne und lieber als schöne peitschenschwingende „Domina“ vorstellen ist imho eher deren Problem )

Das eigentliche Thema aber, was mich seit Th.Mann immer wieder umtreibt ist tatsächlich das auch von dir erkannte sich Schuldigfühlen, bzw. die Schuldgefühle/Gewissensproblematik, m.a.W. die Gewissens-Angst (s. oben!), die man in allen seinen Büchern thematisiert findet, psychologisch nämlich kann sie die Wurzel sein sowohl für große überragende Menschlichkeit, als auch für schlimmste Unmenschlichkeiten, je nachdem, ob und wie sie verarbeitet wird. (hoffentlich nicht durch Unterewerfung unter eine "göttliche" Macht, egal welcher Richtung: religiös oder politisch oder sonstwie ideologisch!!!)
Mynona
schrieb am 03.08.2011, 17:13 Uhr
Flucht in Sachgüter

"Angesichts dieser Lage fühlen sich viele überfordert. Sie schichten ihr Geld um, investieren in fremde Währungen wie den Schweizer Franken oder in Norwegische Kronen. Legen ihr Geld in Sachgütern an, in Kunst, in Whiskey, in Oldtimer. In Güter, die sie verstehen, denen sie vertrauen. Dabei geht es nicht mehr um Rendite, nicht mehr um Zinsen. Menschen wie der Berliner Wirtschaftsjurist, der seinen Namen nicht im Internet lesen möchte, wollen einfach nur den Wert ihres Geldes erhalten. 550.000 Euro, 200 Quadratmeter in Berlin-Kreuzberg ist seine Antwort auf ein wachsendes Gefühl der Überforderung. "Selbst als Fachmann sind mir die Vorgänge auf dem Finanzmarkt zu komplex", sagt er.

...der Goldpreis so hoch ist wie noch nie. Knapp 1600 Dollar kostet die Feinunze. Eigentlich ein schlechter Zeitpunkt zum Kaufen. Außerdem bringt Gold keine Zinsen. Trotzdem hält Rossmann einen weiteren Anstieg bis 3500 Dollar in den nächsten Jahren ...

Gold als Zahlungsmittel

Wer möchte, kann inzwischen an neun Standorten in Deutschland Gold wie Kaugummis aus einem Automaten ziehen. Gold to go. Über 9000 Euro kann man so am Flughafen oder im Einkaufszentrum umtauschen, schnell, anonym. Im Juli haben das schon mehr als doppelt so viele getan wie in den Vormonaten."Link
Anchen
schrieb am 03.08.2011, 23:43 Uhr (am 03.08.2011, 23:47 Uhr geändert).
Auch das gehört zum steigenden Goldpreis, nichts luftigleichtes, sondern erdenschweres und eigentlich nicht zu Rechtfertigendes:

Giftiges Gold

Im rumänischen Baia Mare soll wieder Gold gefördert werden - mit Zyanid. Obwohl das vor elf Jahren zur Umweltkatastrophe führte

Hat nicht Rumänien mit die größten Goldvorkommen in Europa ?
Z.Bsp. Roşia Montană ?
getkiss
schrieb am 04.08.2011, 14:39 Uhr (am 04.08.2011, 14:41 Uhr geändert).
Nebenbei, interessant ist, dass gerade unter dem Titel Goldrausch? einige User sich mit den Schuldgefühlen von Th. Mann und der Bedeutung der 10 Gebote auseinandersetzen. Alle legen dazu ein Glaubenbekenntniss ab? An die 10 Gebote oder an das Goldene Kalb? Parallel zum Run auf das Gold assistieren wir an ein Zusammenbrechen der Aktienbörsen.

Heute , nach einer anfänglichen Erholung, hat der DAX
die "Schallmauer" von 6600 Punkten nach unten gebrochen:
6590,54 Punkte an 14:06:15 Uhr....
Der kleinste Wert des Jahres von 6513,84 Punkten ist in Reichweite gerückt, die Frage stellt sich, marschiert der DAX in Richtung des Minimums aus 2009 von 3666,41 Punkten?

Jedenfalls ist ersichtlich: Die Finanzkrise deren Anfänge 2007/2008 ersichtlich wurden, ist noch lange nicht ausgestanden. Die Versuche, diese durch gedrucktes Papier zu bekämpfen sind nicht nur gescheitert, nein, jetzt werden die traditionell "starken" Volkswirtschaften und Länder, nach und nach einem generellen Angriff unterworfen.

Die Rettung der Banken generiert den Kollaps der Staaten?
Wer bezahlt die Zeche?
wamba
schrieb am 04.08.2011, 17:54 Uhr

Wer bezahlt die Zeche?


Nur diejenigen die etwas erwirtschaften, Rentner zahlen keine Steuern.
sibihans
schrieb am 04.08.2011, 19:42 Uhr
Rentner zahlen keine Steuern.
Wirklich nicht ?
Zwei Millionen Rentner müssen Steuern nachzahlen
Ursache ist eine breitere Besteuerung der Alterseinkünfte seit 2005. Der zu versteuernde Teil der Rente wurde für Altrentner von 27 auf 50 Prozent erhöht, für Neurentner steigt er seit 2006 mit jedem Jahrgang um weitere zwei Punkte. Etwa jeder dritte der 15 Millionen Rentnerhaushalte müsste laut DStG Steuern zahlen, bisher tun dies aber nur 3,4 Millionen.

Rentner werden wieder zur Kasse gebeten
getkiss
schrieb am 04.08.2011, 21:52 Uhr (am 04.08.2011, 21:54 Uhr geändert).
marschiert der DAX in Richtung des Minimums aus 2009 von 3666,41 Punkten?
Noch nicht. Nur heute von 6640 auf 6381,8 um 20:02, das sind fast 358 Punkte, fast 5,38%! Und der Future ist bei 6342.....
Schampus getkiss, seit einem Monat raus!

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