Decretzel!

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lori
schrieb am 12.11.2007, 11:23 Uhr
Hallo Allerseits,

In der rumänischen Presse wird dieser Tage von einem nie dagewesenen demographischen Experiment in der neueren Geschichte der Menschheit gesprochen! Es handelt sich um die Geburtenjahrgänge 1967 bis 1972, die in Rumänien "Decreţei"( auf deutsch wörtlich Dekretechen, Anspielung auf ein Dekret, welches Abtreibung strengstens verbot) genannt werden. Ceauşescu wollte damit den Bevölkerungszuwachs forcieren.

Kennt sich jemand mit dem Sachverhalt aus? Gibt es Ergebnisse dieses Experiments? Sind sie eher positiver oder negativer Art? Mich würde interessieren, warum gerade diese Jahrgänge so genannt werden, denn Abtreibung war auch nach 1972 verboten?

Gruss
Lori
schully
schrieb am 12.11.2007, 11:51 Uhr
ein problem ist die "welle der decreţei" für die rentenkasse. das verhältnis beitragszahler/rentner ist in rumänien heute schon fast 1:1. bleibt für rumänien nur die hoffnung, das viele decreţei im ausland arbeiten und nicht mehr zurück kehren.
servus
Ein Bukowiner
schrieb am 12.11.2007, 14:34 Uhr (am 13.11.2007, 03:12 Uhr geändert).
Hallo Lori, hallo Schully,

Es gibt auch aufs Internet mehrere Websites mit ungefähr diesem Thema. Momentan habe ich keine Zeit zu surfen und zu recherchieren.

Das was ich weiss und ich gehört habe (im Jahr 1967 war ich schon 21 Jahre alt, also kein Säugling, Kindergartenbub oder Teenager) ist die Sache dass der Nea Ceaşcă-Diktator schon gespürt hat, dass sich die Rroma-Bevölkerung vergleichbar mit den Echt-Rumänen überproportionell mehrt.

Der Film vom Regisseur Cristian Mungiu genannt "4 + 3 + 2" (bei Cannes hat er das Premium "Palmes d‘Or" bekommen) zeigt die verzweifelten Lagen des Abtreibungsgesetzes vom 1967 das bis zur Dezemberrevolution 1989 gültig war.
joker
schrieb am 13.11.2007, 00:34 Uhr
Als Treppenwitz der Geschichte kann man anführen, dass ebendiese Decreţei sich zahlenmäßig überproportional an den Anti-Ceauşescu Demos und somit an seinem Untergang beteiligt haben.
Er hat sich sozusagen seine aktivsten Gegner selbst "herbeidekretiert".
Ein Bukowiner
schrieb am 27.11.2009, 03:31 Uhr (am 27.11.2009, 03:36 Uhr geändert).
Vor 2 Jahren LORI hat diesen Kommentar aufgestellt.

Ich will heute, den 27.11.09, diesen Kommentar wieder ans Licht bringen.

Weil irgendwo, auf einer Seite, die desolate Lage Rumäniens Anno Domini 2009 sich in der Migration der Deutschen und Juden befindet, die die Heimat verlassen haben. Und auf der anderen Seite, die Rroma und Sinti haben sie sich wie die Bienen gemehrt.

Um Gottes Willen, ich bin kein Rassist, oder Faschist, oder Nazi oder, oder. Auch ich ein armer Kannaken bin.

Trotzdem, muss man die Realität verstehen. Die Inteligentia (gut ausgebildete Deutsche, Juden, Rumänen) ist ausgewandert, die Armut und Analphabetismus der Rroma sind geblieben)

Es gibt ein Vierzeiler auf Rumänisch:

Or plecat germanii,
S-or dus şi jidanii,
Ş-or rămas ţiganii!
Ioi, ioi bâi Române,
Ce va fi cu tine?
lori
schrieb am 27.11.2009, 04:18 Uhr
Hallo Allerseits,

Kollege Bukowiner

man muss die Dinge nehmen wie sie sind und versuchen das Beste daraus zu machen! Ich weis nicht ob ich schon mal angedeutet habe, dass die Rumänen ihre zum Teil hungarophobe bzw. romaphobe Haltung nicht wie ein Bummerang in anderer Form "rückerstattet" kriegen. Genauso wie der Rest Europas kann sich heute kein Staat erlauben die Ressource Mensch(damit meine für die Ausbildung des Bürgers zu sorgen) zu vernachlässigen. Und nolens volens werden auch die Rumänen wie der Rest Europas auf Einwanderung angewiesen sein. Und dann will ich sehen, ob ihnen ein "Mailat Palaian" oder "Szalteleki Gyuri" nicht lieber sind als ein "Murat Günüloglu" oder "Mbengu Vatakumba"?

Den Film den Du ansprichst habe ich leider noch nicht gesehen. Das muss ich nachholen, vielleicht versteht man dann Ceauşescus Poltik!

Gruss
Lori
pavel_chinezul
schrieb am 27.11.2009, 07:49 Uhr (am 27.11.2009, 09:36 Uhr geändert).
Hallo Kollege Lori,

sie schreiben ein wahres Wort, dass sich kein Staat erlauben kann, die Ressource Mensch zu vernachlässigen. Leider spricht die Realität in Deutschland ein anderes Wort. Es geht uns scheinbar noch immer gut genug, dass wir es uns erlauben können gut ausgebildete Menschen (hauptsächlich unser spärlicher Nachwuchs) ziehen zu lassen, die dann ihr Wissen anderen zugute kommen lassen. Das ist volkswirtschaftlich das Dümmste was unsere Arbeitgeber und Politiker sich erlauben. Ich sage Arbeitgeber, weil sie einerseits auf das Wissen von erfahrenen Mitarbeiter so leichtfertig verzichten (wenn einer ab 45 arbeitslos wird, dann wird er meistens arbeitslos und nicht arbeitsuchend, wenn sie verstehen was ich meine), andererseits nur Deutschland und China auf die Globalisierung mit Lohndumping reagiert haben. Ich sage auch Politiker, weil wie kann es denn sein, dass in eine qualifizierte Ausbildung eines Menschen die Gesellschaft hunderttausende von Euros investiert hat und es geduldet wird, dass so ein Mensch im Falle des Falles einen 1Euro Job annehmen muss. Nicht zu vergessen, dass durch den Blödsinn von 1Euro Jobs, sozialpflichtige Jobs wegfallen und somit die Arbeitgeber, wie im Falle der Frühverrentung, sich auf Kosten der Sozialkassen sanieren. Dann folgt aber ein großer Aufschrei der Arbeitgeber, wenn die Beiträge steigen und unsere Lobbypolitiker finden dann nichts besseres, als den Arbeitgeberbeitrag einzufrieren.
Es geht uns aber immer noch gut genug, dass wir nicht reagieren. Es muss gar nicht so weit gehen wie es in anderen Ländern mit Massendemos passiert, es würde reichen wenn die Bürger nur ihr Wahlrecht ernst nehmen würden.
Wenn sich bei uns diese Haltung nicht ändern wird, dann wird auch eine massive Einwanderung erforderlich werden, die durch europäische Einwanderer gar nicht gedeckt werden kann. Ich sage ihnen, dann werden wir uns in 20-30 Jahren nicht über die Frage der Zukunft der deutschen Minderheit in Rumänien unterhalten, sondern die der deutschen Minderheit in Deutschland erörtern (bitte kommt mir nicht auf den Gedanken, die letzte Aussage in irgendeine Ecke schieben zu wollen, war Wertefrei gemeint).
bankban
schrieb am 27.11.2009, 08:30 Uhr
Kollege lori,

du schreibst: "Und dann will ich sehen, ob ihnen ein "Mailat Palaian" oder "Szalteleki Gyuri" nicht lieber sind als ein "Murat Günüloglu" oder "Mbengu Vatakumba""
Darf ich fragen, warum ein Szalteleki Gyuri etwas Besseres ist als ein "Mbengu Vatakumba"? Du hast ja sicher eine Begründung für diese These, oder?
pavel_chinezul
schrieb am 27.11.2009, 09:56 Uhr
Kollege Lori,

sie fragten weiter oben über die Ergebnisse des restriktiven Abtreibungsverbotes. Die die Vitamin B hatten, konnten weiterhin tun und lassen was sie wollten und die die kein Schwein kannte, sind dann fast verblutet beim rumfummeln mit der Stricknadel und wenn sie noch gerettet werden konnten, waren sie für ihr Leben gezeichnet. Das waren die Folgen einerseits. Andererseits durften die Erbgutgeschädigten nicht abgetrieben werden, die nicht gewollten Kinder wurden verstoßen und alle fristeten im Endeffekt ein Dasein unter menschenunwürdigsten Zuständen. DAS WAR DER ERFOLG.
Viel besser hatten es die in der DDR gelöst: Abtreibung erlaubt und trotzdem viele Kinder. Jedes Verbot erreicht das Gegenteil vom gewünschten Effekt.
ifpeppi
schrieb am 27.11.2009, 10:17 Uhr
lori schrieb:
Den Film den Du ansprichst habe ich leider noch nicht gesehen. Das muss ich nachholen, vielleicht versteht man dann Ceauşescus Poltik!

Moin Lori,

haben Sie den Film "Experiment 770 - Die Kinder des Diktators" (Arte) schon gesehen ??
Falls nein, bitte Kaffee und Kuchen wegstellen...
HIER - kann man sich das Grauen ansehen!
getkiss
schrieb am 27.11.2009, 10:21 Uhr
@bankban:
"Darf ich fragen, warum ein Szalteleki Gyuri etwas Besseres ist als ein "Mbengu Vatakumba"? Du hast ja sicher eine Begründung für diese These, oder?"

Die Antwort liegt in der Technik des Zitierens.
In dem man bei Lori´s Frage das Fragezeichen weg lässt, macht man aus der Frage eine These.
Da diese These dann aber fraghwürdig ist, frägt man wieso die These...?
bankban
schrieb am 27.11.2009, 10:23 Uhr (am 27.11.2009, 10:33 Uhr geändert).
ach getkiss, wie wäre es mal damit, den Gesamtkontext zu beachten? Lies doch mal den Satz vor der Frage mit ...
Die Aussage von lori ist doch, dass die Rumänen magyarophob und romaphob sind. Doch bekommen sie von den Magyaren und den Roma nicht soviel Rumänophobie zurück wieviel sie an Magyarophobie selbst haben. Und dann fragt lori, ob es den Rumänen nicht spätestens dann ein Licht aufgehen wird und sie ihre Magyarophobie zurücksehnen werden, wenn Rumänien ein Einwanderungsland wird und sie also nicht mehr mit einem Gyuri (weil die Magyaren genauso wie die Deutschen und Juden ausgewandert, assimiliert worden etc. sind) sondern einem Watakumba zu tun haben werden.
Diese Frage impliziert doch, ein ein "Watakumba", also irgendein Afrikaner per se (= an sich) etwas Schlechteres darstellt als irgendein 08/15 Magyare. Und ich habe lediglich und höflich lori gebeten, für diese implizierte Aussage doch einen Beleg zu geben. Wie gesagt: höflich und unaufgeregt.
getkiss
schrieb am 27.11.2009, 10:41 Uhr
ob IHNEN lieber ist, den Rumänen, bankban.
Dass war die "in Zukunft" gestellte Frage von lori
Joachim
schrieb am 27.11.2009, 10:50 Uhr
Gettkiss Du wurdest doch gar nicht gefragt.
Die Frage ging an lori.
getkiss
schrieb am 27.11.2009, 11:16 Uhr (am 27.11.2009, 11:17 Uhr geändert).
...wär´ja auch zum staunen gewesen, wenn nicht irgendeiner aus der "Frau/Mannschaft" auftauchte...
Joachim, der bankban braucht Ihre unqualifizierte Hilfe überhaupt nicht. Das ist wie beim Schach, der Bauer kann dem König auch nicht mehr helfen. Bankban ist im rhetorischen Ihnen nämlich haushoch überlegen...auch wenn Sie linker sind als er...

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