Hinrichtung von Ceausescu

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rhe-al
schrieb am 16.11.2009, 14:15 Uhr
so ist mir das auch bekannt bankban.

weitere Einzelheiten hier: http://www.ziua.ro/display.php?id=186179&data=2005-10-08
pavel_chinezul
schrieb am 16.11.2009, 14:26 Uhr
@CaptainSmollet

Ich meinte auch weniger den Direktor (die waren alle Freunde untereinander, pile, cunostinte, relatii, da hat doch keiner den anderen verpfiffen) als mehr den sogenannten "Gestionar", wie z.B.:

Zitat aus dem Adevarul vom 12. Aug 2009 aus dem Artikel "Furtul, de la amendă la pedeapsa cu moartea". Hier steht unter anderem: Zitat aus dieser Zeitung und diesem Artikel "...Gheorghe Stefanescu gestionar al unui depozit de vinuri, a fost arestat şi executat pentru delapidare."

Ganzer Artikel lesbar unter http://www.adevarul.ro/articole/furtul-de-la-amenda-la-pedeapsa-cu-moartea.html

Ich habe bei Google folgendes eingegeben: sentinta de moarte pentru furt din avutul obstesc. Und es gibt noch wesentlich mehr Artikel zu diesem Thema.

Serban
schrieb am 20.11.2009, 11:31 Uhr (am 20.11.2009, 11:32 Uhr geändert).
Servus
@Lori: habe erst jetzt die Zeit gehabt, etwas nachzulesen.
Die Aufarbeitung haette viel leichter mit Ceausescu anfangen koennen. Aber die Logik dahinter der Hinrichtung koennte so gewesen sein: wir toeten ihn und dann koennen wir alles in seinen Schuhen reinschieben. Und basta.

80%? Hat man die zaehlen koennen? Der Prozentsatz scheint mir gewagt zu sein. Ich koennte mir aber gut vorstellen, dass bei den "oberen Zehntausend" der Kirche ueber 50% mitmachten. Leider...

Gruss,
Andrei
pavel_chinezul
schrieb am 20.11.2009, 11:52 Uhr (am 20.11.2009, 11:53 Uhr geändert).
An User@serban

Aus heutiger Sicht gebe ich ihnen vollkommen Recht, aber im Nachhinein ist man immer klüger. Ich hatte unlängst auf einem rumänischen Sender, ich glaube in der Sendung mit dem Nasu auf B1, Tonbandaufnahmen vom Ceausescu gehört, in der er ganz klar den Parteivertretern in Temeswar befiehlt, dass sie innerhalb einer Stunde die Ordnung wiederherstellen sollen und die Ordnungskräfte mit Kriegsmunition ausgestattet werden sollen (danach flog er ohne Gewissensbisse zu einem anderen Diktator in den Iran). Er hat eindeutig den Tod von Menschen in Kauf genommen.
Als Jemand, der damals vor Ort war, der als Student an der Uni in Temeswar die Geschehnisse vom 16. Dezember an hautnah miterlebt hat und die Gerüchte über eine Plattmachung Temeswars mitbekommen hat, sage ich ihnen ganz ehrlich, dass ich sehr erleichtert nach dem Tode Ceausescus war. Ich denke zu dem Zeitpunkt fühlten über 90% der Bürger so, egal nach welcher Logik damals gehandelt wurde.
seberg
schrieb am 20.11.2009, 12:53 Uhr (am 20.11.2009, 13:04 Uhr geändert).
@pavel_chinezul: So ist es, im Nachhinein sind mindesten 90% der Menschen klüger, in diesem Fall jene, die damals die Hinrichtung der Ceausescus als Erleichterung empfunden haben und begrüßten. Das ist die überall weit verbreitete grausam-lustige Kopf-ab-Mentalität. Ist es aber nicht die Pflicht und Aufgabe der übrigen 10% Verantwortlichen, die die Macht haben, vorher klug zu sein stellvertretend für die 90% vorher Unklugen? Diese 10% waren damals wohl klug, aber leider wohl eher im eigenen Interesse. Sollte man diese nicht doch mit einem andern Maßstab messen als die Vielen?

Wenn es stimmen sollte, dass nicht nur 80% der Gesamtbevölkerung (wenn ich dich richtig verstanden habe, Serban), sondern sogar über 50% der „oberen Zehntausend“ der Kirche der Illusion nachhingen, ein „kurzer Prozess“ (Tötung der Ceausescus) würde einen echten Neuanfang ermöglichen, dann zeigt dass ein erschreckendes Ausmaß von Unkenntnis der Kirchenmänner was das Seelenleben der Menschen und dessen Heil (-ung) betrifft! Ich fürchte, die Sorge um das eigene Wohlergehen war auch den kirchlichen Oberen und Mächtigen wichtiger, als die Sorge um die „Seelen“ der Herde. Bei allen Kirchen! Auch bei der Evangelische Kirche der Sb.Sachsen (wie wir gerade in Zusammenhang mit Herta Müller sehen konnten), deren Verantwortliche nun plötzlich um Verständnis dafür bitten, dass sie doch keine Märtyrer sein konnten (Philippi). Nein, das hat auch niemand verlangt. Aber nun, im Nachhinein, plötzlich so ganz und gar der gleiche Maßstab für alle?! Auch für die armen Privilegierten und Verantwortlichen dort oben?
Mir scheint, mit dem schnellen Tod der Ceausescus und einer dadurch weitgehend verhinderten ehrlichen Aufarbeitung der Vergangenheit leben alle füher Verantwortlichen auch heute ganz gut.
pavel_chinezul
schrieb am 20.11.2009, 13:57 Uhr (am 20.11.2009, 14:03 Uhr geändert).
An User@seberg

Sie fragten weiter oben: "...Sollte man diese nicht doch mit einem andern Maßstab messen als die Vielen?..."
Meine Antwort ist eindeutig Ja. Aber nicht aus dem Grunde, dass sie Ceausescu zum Tode verurteilten, denn so sehr ich gegen die Todesstrafe bin und es als eine anachronistische Methode empfinde, war sie damals im rumänischen Strafgesetzbuch als Strafe vorhanden. Ich hatte schon mal hier erwähnt, dass wenn ein "Gestionar" wegen "frauda din avutul obstesc" in Millionenhöhe zum Tode verurteilt wurde, also straffällig wurde ohne menschliches Leben zu gefährden, dann ist die Konsequenz, dass gegen einen Menschen, der bewusst Tötung unschuldiger Menschen in Kauf nimmt (die es auch tatsächlich gab) und hier meine ich nicht die indirekten Opfer seiner Politik (die keiner wirklich kennt), sondern der Befehl die Ordnungskräfte in Temeswar mit Kriegsmunition auszustatten, umso mehr die Todesstrafe zu verhängen sei. Das nur als eine nüchterne Betrachtung der Fakten, unabhängig von dem wie man zur Todesstrafe steht.
Sie sollen deshalb mit einem anderen Maßstab gemessen werden, weil sie die Stimmung der 90% so in ihrem Interesse aufgeheizt und manipuliert hatten, dass dadurch eine vorherige Abschaffung der Todesstrafe zu einer Enttäuschung der Erwartung der Massen geführt hätte und somit für diese Strafe die Legitimation der Massen hinter sich wussten. Auf die Kappe der 10% gehen auch die meisten der Toten in Bukarest, nach der Gefangennahme Ceausescus. Erst danach fingen die großen Schießereien in Bukarest an, um eben die Stimmung noch mehr aufzuheizen und die oben erwähnte Erwartungshaltung der Menschen, auf eine schnelle Verurteilung und Hinrichtung, zu generieren.
lori
schrieb am 24.11.2009, 19:03 Uhr
Hallo Allerseits,

Hallo Pavel,

wenn wir über Massstäbe reden kommen wir auf keinen grünen Zweig...Bei der Verurteilung wurde sogar der von Ceauşescu selbst verordnete Ausnahmezustand angewandt-wenn ich mich recht entsinne. Und somit war die Todesstrafe rechtens. Allerdings galt sie zu dem Zeitpunkt in Europa als abgeschafft(zumindest in den meisten Ländern). Ich glaube daran hätten sich die klugen Köpfe orientieren müssen!

Andrei,

nun mir scheint die Zahl der Securisten in den Kirchen auch viel zu hoch! Tatsache ist, dass die orthodoxe Kirche Rumäniens in Sachen Vergangenheitsbewältigung wenig getan hat. Sie ist für viele Verbrechen im Kommunismus mitverantwortlich, ein moralischer Versager.Fragt mal die wenigen Zeitzeugen aus dem Fogarascher Gebirge, was sich dort in den 50ger Jahren abgespielt hat!
Was sich Herta Müller mit der ev. Kirche in Ro liefert ist daneben ein kleines Scharmützel.(Allerdings muss man bei dem Klein- Klein der Faktenauswertung, einer Nobelpreisträgerin einen gewissen Vertrauensvorschuss gewähren, ZB. kann ich nicht glauben, dass sie eine wie auch immer geartete Ausladung vom Kirchentag NICHT erhalten hat)

Es ist bezeichnend, dass Staaten von Russland über Serbien bis Rumänien, auch nach Umbrüchen recht autoritäre Gesellschaften sind. Kein Land in Europa wo die Orthodoxie die Hauptreligion ist, kann als gutes Beispiel(Wohlstand, Freiheit,Gleichberechtigung) für andere infrage kommen. Das hat damit zu tun, dass die orthodoxe Kirche in jeder politischen Lage mit den Regierungen paktiert!

Beispiel dazu ist meine Reise in die Walachei, in die Kapelle eines Klosters, zu einer Hochzeit.Spasseshalber habe ich dem Einladenden gesagt, ich möchte nochmals im 21. Jahrhundert den Satz hören"Femeia să fie supusa bărbatului"(zu deutsch: die Frau sei dem Manne untertan)Und den bekam ich auch zu hören: und zwar öfter.Das war aber nur ein Teil der Predigt, die aus meiner Sicht katastrofal war!

Gruss
Lori
guni
schrieb am 02.12.2009, 19:33 Uhr
Diejenigen, welche diese Zeit des Umsturzes mitgemacht haben, als in Hermannstadt die Armee-Panzer über die Köpfe der vor dem Polizei- und Staatssicherheitsgebäude demonstrierenden Menge hinweg dieses unter Beschuß nahmen, die auf Umwegen und unter Beschuß heim eilten zu Frau und Kind, können diese Hinrichtung nachvollziehen. Viele Anhänger hatten sie auch in der nächsten Zeit - wieviele aber wären es gewesen, wenn sie nicht aus dem Leben geschieden wären? Nein - da ging es nicht mit Blumen und brennenden Kerzen. Erst als Weihnachten die Bilder gesendet wurden, beruhigte sich die Lage. Gedenkt der zivilen Opfer...
schully
schrieb am 02.12.2009, 20:02 Uhr
guni,
hoffentlich erfahren wir einmal die wahrheit über die schützen und ihre auftraggeber. Iliescu und konsorten haben sie bisher unterdrückt, mit gutem grund: bewahrheiten sich nämlich die anschuldigungen, sie hätten alles inszeniert, so müssten sie auch an Heilig Abend erschossen werden.
servus
pavel_chinezul
schrieb am 02.12.2009, 20:26 Uhr
Eines muß man sich vor Augen halten. Die meisten Toten in Bukarest gab es nach der Flucht der beiden Ceausescu. Man kann sich nur fragen warum? Meiner Meinung nach brauchte man viele Opfer um die Stimmung für eine Hinrichtung lange genug aufrecht zu erhalten. Meine Meinung.
MCRANTA
schrieb am 03.12.2009, 15:41 Uhr
guni
guni hat recht... mich hätten die in hermannst. auch fast erschossen... hatte glück mit einem, der mich kannte und im letzten augenblick sagte: lasati-l bai ca nu e securist... e sas!!!!
Georg Schnell
schrieb am 03.12.2009, 17:31 Uhr
Das war keine Revolution, sondern ein ganz normaler Putsch mit eingeplanten Toten. Sogar unschuldige Generäle wurden geopfert, siehe Link:
adevarul.ro/actualitate/sfarsitul_ceausestilor/Seful_USLA_catre_Militaru-_-Mi-ati_omorat_oamenii_0_163784191.html
schully
schrieb am 03.12.2009, 19:40 Uhr
wer hätte dich erschossen, MCRANTA? das militär? bewaffnete zivilisten? bestimmt nicht "die terroristen, die hat nämlich keiner zu gesicht bekommen.
servus
pavel_chinezul
schrieb am 10.12.2009, 14:58 Uhr
Wer Interesse und Möglichkeiten hat, der sollte abends (rund um 19.00 Uhr deutscher Zeit) auf dem rumänischen Sender b1 die Sendung mit dem "Naşul" verfolgen, denn da werden zur Zeit die Ereignisse vom Dezember 1989 sehr intensiv und gut recherchiert, mit Hilfe von Historikern, durchleuchtet.
MCRANTA
schrieb am 10.12.2009, 15:13 Uhr
bewaffnete zivilisten... bei der einfahrt nach hstadt... kam von der hohen rinne mit kindern in auto....

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