Sachsesch Wält

Hilda Femmig

Um Gehonnesdåch

Info Edda Femmig • 4:05 Minuten • Herunterladen

Um Gehonnesdåch ridden de Kniëcht,
de hescht Huist woren derza glad riëcht,
wëißwallän Däken, riet ägefasst,
lädderä Säddel, wä allest passt.
Wä glänzt det Fel vum Weschen uch Strijeln,
wä hoppen de Kniëcht sich än de Bijjeln!
End uch der Zuum, der beest, diën em hatt:
Esi versummelt em sich zer Parad!

Jcha, jcha, de Kniëcht! Säht se norr un,
wä schnegdich datt se geridde kunn
vum Nedderschtenoingd de Gass eraf –
et wiërt jo de gånz Gemien schin draf:
De Ihme sätzen hängder der Wånd,
de Kängd kunn iwerål här gerånt,
de Meden, de Metter, de Meahnen
uch Afmerksemket verdanen ...

Awwer na hiert em äster klängen,
et seng de Kniëcht. Wä hiesch se sängen:
„Schön ist die Jugend bei frohen Zeiten,
schön ist die Jugend, sie kommt nicht mehr!“
Dinzelän droon de Huist se erbä.
Na se’ se gånz noh – na se’ se hä.
Virm Schostern Honz, do hålde se un,
hie sälwest äs schin änt Dirrche kunn.

Derwel e hëir Kniëchtevoter äs
end iwrijens uch e Johann äs,
wid e na glech e Ständche bekunn;
hiert norr de Kniëcht, schin stämme se un:
„Das Lieben bringt groß Freud,
das wissen alle Leut!
Weiß mir ein schönes Schätzelein
mit zwei schwarzbraunen Äugelein,
die mir mein Herz erfreut!“

Bewiëjt hiert der Kniëchtevoter za
end keen de Breaderscheft sprächt hie na:
„Ir Purschen, ich dånken fir de Ihr!
Kutt durch det ofän Düer za mir,
norr frå ä mengen Hof geridden!“
Dä losse sich net zwemol bidden.
De Fiemeahn hot Hånklich gebacken:
Dä wälle mer glech versäcken!

Hånklich uch Strudel uch e Glas Weng;
dro de Grießkniëcht, wä vergnäjt se seng
villicht, wel uch det Trengo bedänt,
de Düechter äm Haus, så noch erwehnt.
Der Schostern Honz schinkt iejenhändij
de Weng. Zwien Schweejer se’ behälflich.
Norr wieß em jo: De Zekt blëiwt net stohn,
der Ämzach, die mess wektergohn.

End läddij äs uch det Hånklichbriët,
der Åltkniëcht dånkt ä gesatzter Riëd,
sprächt keen de Kniëcht: „Näa hortich, eh!
Jetzt reiten wir zum Tor hinaus, ade!“
Do giht et schin af der Gass dervun.
Farr uch Lihrer sellen är Ständche bekunn,
Sä silen net wässen, wat sich gehiert?!
E Gläske Weng wid sächer spendiert!
Alsi: „Wenn alle Brünnlein fließen,
dann muss man trinken.“

Ir Purschen, dått er noch regde kennt!
Det Iwerschtenoingd äs un der Rend.
Uch hä sätze se „hängder der Wånd“
en klatsche begiestert än de Hånd.
Det Lied, dåt se ze hieren bekunn,
hiert sich awwer sihr traurij un:
„Morgenrot, Morgenrot,
leuchtest mir zum frühen Tod!“

Wat hot de Purschen af dett Lied brocht?
Wat hu se sich derbä gedocht? –
Glad näst! Et äs e Regderlied,
dåt halt det richtij Tempo git.
Dått awwer gorr e Wältkräch kitt,
sich allest wåndelt uch vergiht,
hot damols nemmester bedocht.
De Zegden hun et mät sich brocht.

Zusätzliche Informationen

Der Johannistag (24. Juni) war seit alters einer der großen Festtage der Siebenbürger Sachsen. Im Geburtsort von Hilda Femmig, Neudorf bei Hermannstadt, war es Brauch, wie im nebenstehenden Gedicht beschrieben, dass die Kniëcht, also die konfirmierten, noch unverheirateten männlichen Jugendlichen, am Johannistag geschlossen durch das Dorf ritten und verschiedenen Würdenträgern Ständchen darbrachten. Wenige Tage darauf, am 29. Juni, feierte dann die ganze Gemeinde den Peter-und-Pauls-Ball. Der Zweite Weltkrieg hat, wie so manchem, auch diesem Brauch im Ort ein Ende bereitet.

Quelle: Siebenbürgische Zeitung vom 31. Oktober 2016, Seite 6

Ortsmundart: Hermannstadt