Sachsesch Wält

Hilda Femmig

Menger Motter

Info Edda Femmig • 1:41 Minuten • Herunterladen

Meng Motter låt af der Diedebånk,
meng Motter äs bliech uch giël.
Meng Motter wor jo fast neckest krånk,
end wäi norr sturw se si schniël?

Se wul jo des Morjest za mir noch kunn,
dro mosst se en åndere Weech.
Dro geng se gorr färr vu mir dervun
en kitt uch nemmi bäi mech.

Wor wid em na meng härz Motter dron?
Af de Fridhef driet em se na.
Do wärden un ärem Gräw mer stohn,
do däkt em mät Iërd se za.

End nemmi sähn ich deng Ugesicht,
ach Motter, wäi äs dåt schwer,
bäst nierest, wo dich meng Stämm erriecht,
wäi wih uch wäi wangd se wer.

Ach Motter, ta bäst jo de Läw gewiëst,
dä ängden uch äng norr gitt,
ach Motter, ta bäst jo de Läw gewiëst,
däi neckest uch näi sich briet.

Ech kån et net gliewen, datt all deng Läw
vergongen uch aus sol seng,
datt häi än dem engen, dankle Gräw
erleesche sol är Scheng.

Se kihrt als Fanken zeräck änt Gemät
fir allent, wat riëcht uch gat,
end måcht es det Liëwe gedrackt uch mäd,
gäw, Motterrläw, wedder Mat.

Aus: Hilda Femmig: Die Brücke. Gedichte. Heilbronn im Selbstverlag 2016, Seite 69.

Zusätzliche Informationen

Einen prächtigen Kranz hat Hilda Femmig gebunden: Auf 96 Seiten vereint ihr Sammelbändchen 48 Gedichte in hochdeutscher Sprache und 32 in Mundart. In der ihr eigenen Art findet sie oft mit feinem Humor stimmige Bilder für Fragen, die das Leben in der Natur (Sommerarbeiten und Blätterfall) oder der Gesellschaft zur Reflexion anbietet. Verbunden blieb sie dem dörflichen Elternhaus, wie auch den späteren Wirkungsstätten als Lehrerin im Heimatort, in Heltau oder Hermannstadt. „Junge Jahre“, „Vom Herkommen“ oder „Spätaussiedler“ heißen einige Abschnitte im Gedichtband, die zugleich Abschnitte im Lebenskreis ansprechen.

Mit Blick auf die Gedenktage gegen Jahresende hin wurde ein Gedicht mit ernstem Hintergrund ausgewählt.

Quelle: Siebenbürgische Zeitung vom 31. Oktober 2017, Seite 6

Ortsmundart: Hermannstadt