Sachsesch Wält

Günther Schuster

Besännung

Info Günther Schuster • Ortsmundart: Mediasch • 1:08 Minuten • Herunterladen

Än deser Nuecht de Siëhnsucht flejjt
Af ener Schnieflok hiemen;
Eos den Erännerungen stejjt
De Kraft, noch iest ze driemen.

En Kärz bräht heall än deser Nuecht
Än em läddijen Zimmer;
En Wealt erwacht än aller Pruecht
Uch feallt et eos mät Glimmer.

Än deser Nuecht det Gläck verstiht,
Wonn, än der Zegd gefriuren,
Det Liëwen, glatt wonn et vergiht,
Do näckest äs verliuren.

Esi entstiht än deser Nuecht
En Bräck no alle Sekten,
Verbanjd mät ärrer griußer Muecht
Det Gläck mät allen Zegden.

Anmerkungen zum Text, Worterklärungen

Glimmer – Lehnwort aus dem Hochdeutschen

Zusätzliche Informationen

Die Erwähnung der Kerze führt den Leser zum Hauptgedanken des Gedichtes hin: besinnliches Erleben der heiligen bzw. Christnacht. Dabei steht das leere Zimmer symbolisch für die innere Befindlichkeit des Autors, nämlich Ausblendung aller Wahrnehmungen eines veräußerlichten Festgeschehens sowie das Glück der Selbstfindung angesichts einer vergänglichen Zeit. Gleichzeitig spiegelt das leere Zimmer aber auch die Vereinsamung des zeitgenössischen Individuums.

Quelle: Siebenbürgische Zeitung vom 20. November 2023, Seite 6

Ortsmundart: Mediasch