Sachsesch Wält

Susanne Weber

De gehackelt Däschdak

Info Susanne Weber • 1:27 Minuten • Herunterladen

Af mengem Däsch, äm Wunnzimmer, briet sich aus
en wangderhiesch gehackelt Dak –
dä huet en besangder Bedädung
än asem gemätlichen Haus.

Vuer ville Johre wor meng Motter
mich besäcke kunn;
se wuel mer äst schinken –
ech sil fuer äng äst vun är hun
und sil uch speeter
gärn un se dinken.

Sä såß um Fenster Dåch fuer Dåch
und hackelt stangdelong;
äm Hackelgueren,
än äre Foingern uch Hoinden
sich munch Sånnestrohl verfong.

Wä det Konstwerk bold fertij wor,
mosst de Motter eweech;
sä geng fuer ängden,
nomm Uewschied vu mir
und zuch hiemen za ären åndere Kängden.

Meng Motter hått ech lieder nemmi gesähn,
denn der Did kåm vill ze fräh!
De gläcklich Stande mät är,
se wore fuer iewij
verflueģen – verbä.

Vun der gehackelter Dak åwwer strohlt
uch hekt nooch Geborjenhiet aus.
Wu’ mich quiëlt åldiest det Lid,
dronn fählen ich,
wä Motterläw gorr hielsem
af meng Sil sich nedderschliet ...

Zusätzliche Informationen

Muttertag ist der Tag, an dem der Dank für oft wie selbstverständlich empfangene Zuwendung, Tröstung, Geborgenheit vermittelnde Liebe zeichenhaft erblüht: durch Sprüchlein, Kinderzeichnung oder Verwöhnfrühstück für die Mutter. Mutterliebe über den Tod hinaus empfindet die Autorin beim Anblick der kunst- und liebevoll von der Mutter angefertigten Tischdecke.
De gehackelt Däschdak ...
De gehackelt Däschdak
Sie erinnert Sonnenstrahlen, die seinerzeit mit hinein verkettelt wurden. Beim Anblick dieser Zeichen gewordenen Liebe kann die Dichterin wieder zum Kind werden und tröstende Geborgenheit finden. Geborgenheit kommt auch in der Form des Gedichtes zum Ausdruck: Die auf den ersten Blick verwirrende Ungleichheit der Zeilenlängen ist dennoch in jeder Strophe im Wohlklang des Reimes aufgehoben.

Susanne Weber hat das Gedicht „De gehackelt Däschdak“ bei einer Lesung am 17. September 2016 im Haus der Heimat Stuttgart vorgetragen.

Quelle: Siebenbürgische Zeitung vom 30. April 2017, Seite 6