Sachsesch Wält

Agnetha Feierabend

Der Guerten

Info Agnetha Feierabend • 2:53 Minuten • Herunterladen

Äm Guerten äs det Paradies,
em kun verzichten af en Ries.
Säch norr än denge Guerten,
dro brochst tia nichen botanesch Fuehrten.

Äm Februar det Schnieklekelche schui bläht,
derno de Blommen, dä’m äm Harwest geseet.
Kokoscheercher, Tulpen, Vaulcher uch Primmel,
em segt sä siguer, wunn der Moon stieht iwer’em Giwwel.

Luirbern, Rhododendern, Forsizien än ärer Pruecht,
ziëhlen äm Frähgohr zer Schienhietsmuecht.
Gruiß farwich, rächa Strech,
rajen zem Hemmel hiesch uch frech.

Net ze vergeßen dä under vill Blommen,
dä dro blähn wiëhrend dem Sommer:
Ruise, Lefkoje, Liwemellcher uch noch vill undern;
äm se ze sähn, mess em de Guerten durchwundern.
Än jedem Ak e Blemmchen,
e jedet ä sengem farwijen Hemdchen.

Harwestblommen net zem Verschmehen,
se sen hiesch, uch dä wedderstundsfähijen:
Tagetis, Åstern uch Georginen,
no undern brocht em sich net ze sihnen.
Sä erfruan det Uģ, bäs der Schnie kitt,
der Wäintjer verdakt sä mät weïßem Klied.

Äm Schnie kuckt doch noch äst erous,
meer et uch sihr kålt dertous:
Erika, Chrästruis, Stogden, dä noch grän,
kån em iwerål na sähn.

Ålle Blommen messen uch iest verblähn,
keen daut hälft niche mänjschlij Bemähn.
De Blomm vermättelt as: Geduahnn uch Verdarwen,
zer Wält kunn, uch iest Starwen.
Der ienzij Truist: Em äs net für iewij gestorwen,
aser Harrgott wid derfür sorjen.

Gena wä jed Frähgohr de Blommen erwåchen,
wid Gott as Siel zer Iweget oafwaken.
Det Wangder kitt ous Gotteshund,
komm zem Erfåsse met Mänjscheverstund.

Der Garten - Hochdeutsche Übertragung

Im Garten ist das Paradies,
Man kann verzichten auf eine Reise.
Schau mal in deinen Garten,
dann brauchst keine botanisch-geprägten Fahrten.

Im Februar das Schneeglöckchen bereits blüht,
danach die Blumen die im Herbst gesät.
Krokusse, Tulpen, Veilchen und Primel,
man sieht sie sogar, wenn der Mond steht über’m Giebel.

Flieder, Rhododendren, Forsythien in ihrer Pracht,
zählen im Frühjahr zur Schönheitsmacht.
Große farbige, riechende Sträucher,
ragen zum Himmel schön und frech.

Nicht zu vergessen die anderen vielen Blumen,
die dann blühen während des Sommers.
Rosen, Geranien, Löwenmäulchen und noch viel mehr;
zu bewundern im Garten das Blumenmeer.
In jeder Ecke ein Blümchen,
jedes in seinem farbigen Hemdchen

Herbstblumen nicht zu verschmähen,
sie sind schön, auch die widerstandsfähigen.
Tagetes, Astern und Chrysanthemen,
nach anderen braucht man sich nicht sehnen.
Sie erfreuen das Auge, bis der Schnee fällt,
der Winter sie mit weißem Kleid umhüllt.

Im Schnee kuckt doch noch etwas raus,
obwohl es sehr kalt da draus’,
Erika, Christrosen und noch grüne Stauden,
überall zu sehen und bestaunen.

Alle Blumen müssen mal verblüh’n,
gegen dies hilft kein menschliches Bemüh’n.
Die Blumen vermitteln uns: Gedeihen und Verderben,
geboren werden, auch einst sterben.
Der einzige Trost: Für ewig ist man nicht gestorben,
sicher wird der liebe Gott dafür sorgen.

Genau, wie die Blumen im Frühjahr aufwachen,
wird Gott unsere Seelen zur Ewigkeit aufwecken.
Das Wunder kommt aus Gotteshand,
kaum zu fassen mit Menschenverstand.

Übersetzt von Agnetha Feierabend

Anmerkungen zum Text, Worterklärungen

Kokoscheerchen – Krokus, auch Hundszahn
Georginen – Dahlien (im Duden: „nach dem Botaniker Georgi“)
Stogden – Stauden

Zusätzliche Informationen

Zu dem Gedicht „Der Guerten“ wurde Agnetha Feierabend nach eigenem Bekunden durch den Anblick ihres prachtvollen Blumengartens angeregt. Nicht nur einen verbalen Sommerstrauß bindet sie in ihrem Hamlescher Dialekt, sondern auch einen Kranz, der alle Jahreszeiten umschließt und damit mystische Symbolik erlangt. Manche der erwähnten Blumen haben wir schon als Kinder gekannt – erinnern Sie sich noch?

Quelle: Siebenbürgische Zeitung vom 10. Juli 2019, Seite 10

Ortsmundart: Hamlesch