Sachsesch Wält
Der Kirscheguerte bläht
Sen hangdert Kirschebiem erwåcht
wä iwer Nuecht –
de Sånn, dä huet se ugelåcht
uch se zem Åfbläh’ bruecht.
Wä wunn e Wangderbläteschnie,
en abeschrëiwlich Pruecht,
sich aus diëm farren Hemmel hih
åf sä na häw geluecht.
Wä kån esi ast norr geschähn?
Det Uuģ, dåt kån net sått sich sähn,
kån net genach bekunn.
Meer wä dro uch der Sturm dich biejt,
dått ain sich nooch e Wangder ziejt,
dåt gliew, menj Harz, gliew drun.
Am Frähjohr 2016
Zusätzliche Informationen
Die Hermannstädter wanderten zur Zeit der Kirschblüte nach Michelsberg. Wie es der Zufall will: Neben Crailsheim, dem Wohnort Bernddieter Schobels, gibt es ein Dörflein ähnlichen Namens, nämlich Michelbach. Dort hat der örtliche Obstbauer eine Plantage angelegt – nun ja, nicht Süßkirschen, wie in Michelsberg, sondern Sauerkirschen oder Weichseln, wie wir Siebenbürger sagen. Doch die blühen genau so herrlich und überwältigend schön.Das Gedicht ist dem Reimschema nach ein Sonett, jedoch mit verkürzten Zeilen.
Quelle: Siebenbürgische Zeitung vom 10. Mai 2016, Seite 8