Sachsesch Wält
Waram net sachsesch?
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1. Et sätzt der oold Sachs äm liëzte Sanneschenj.
He hoot näst ze dean, dinkt u vergongen Zedden.
Vuer ajchthandjert Gohr äs menj Vuulk äosgewuundert
keen Osten än e Luund; sei hu sich Sachse genunt.
2. Mät vill uch schwer’ Arbet hu sei äos Sumpf uch Bäsch
Gemaucht fruchtber Aker uch en blähan Hiemet;
monch Fejer uch Tataren hun de Burjen iwwerstuunden;
uch der oold Sachs äs hett noch stuulz deraf.
Refrain:
Waram seel ech net sachsesch riëden,
de Sproch, dei ech zerierscht hu gehiert?
Waram seel ech net sachsesch soinen
de Sproch, dei ech zerierscht hu geliert?
Wer weiß, wat aas de Zett wid broinen,
de Meinsche liëwen af dem Moon,
wer weiß, än e puer handjert Gohr,
ow emmest wid mein Leid verstohn!
3. Siweberjen huet gebläht, bäs de Kommuniste se’ kunn,
aas aulles geniun: de Froahietj uch det Luund.
Dro wor et esi far: Der Sachs keen Detschluund zuģ,
wo hie fiur sech e beßer Liëwe säckt.
4. Ja, ja, dinkt der Sachs, ech hun et gemaucht:
De Hiemet verlossen, äm net der Liëzt ze sein.
Hei äs alles fremd uch ech begreifen et net,
waram mosst dett kunn, waram sein alle dervun?
Refrain: Waram seel ech …
5. No jaa, dinkt der Sachs, et geiht mer jo net licht,
ech hun en klee Stuww, geseaongd bän ech uch.
Und wonn et asi bleiwt, kun ech mät meinen Ankeln spillen,
versäcke, se e wennij sachsesch ze lieren.
Refrain: Waram seel ech …
Warum nicht sächsisch? - Hochdeutsche Übertragung
1. Es sitzt der alte Sachse im letzten Sonnenschein.
Er hat nichts zu tun, denkt an vergangene Zeiten.
Vor 800 Jahren ist mein Volk ausgewandert
nach Osten in ein Land, sie haben sich Sachsen genannt.
2. Mit viel und schwerer Arbeit haben sie aus Sumpf und Wald
gemacht fruchtbaren Acker und eine blühende Heimat.
Manch Feuer und Tataren haben die Burgen überstanden,
und der alte Sachse ist heut noch stolz darauf.
Refrain:
Warum soll ich nicht sächsisch reden,
die Sprache, die ich zuerst hab gehört.
Warum soll ich nicht sächsisch singen,
die Sprache, die ich zuerst hab gelernt.
Wer weiß, was uns die Zeit wird bringen,
die Menschen leben auf dem Mond,
wer weiß, in ein paar 100 Jahren,
ob jemand wird mein Lied verstehen!
3. Siebenbürgen hat geblüht
bis die Kommunisten sind gekommen,
uns alles genommen: die Freiheit und das Land.
Dann war es so weit: der Sachse zurück nach Deutschland zieht,
wo er für sich ein besseres Leben sucht.
4. Ja, ja, denkt der Sachse, ich hab es auch gemacht:
die Heimat verlassen, um nicht der Letzte zu sein.
Hier ist alles fremd und ich begreife es nicht,
warum musste das kommen, warum sind alle davon?
Refrain: Warum soll ich ...
5. Na ja, denkt der Sachse, es geht mir ja nicht schlecht,
ich hab eine kleine Stube, gesund bin ich auch.
Und wenn es so bleibt, kann ich mit meinen Enkeln spielen,
versuchen, sie ein wenig sächsisch zu lernen.
Refrain: Warum soll ich ...
Übersetzt von Fritz Bretz und Ingmar Eiwen
Anmerkungen zum Text, Worterklärungen
Im Text ist Burzenländisches (Rosenau) mit Mundartmerkmalen aus der Mediascher Gegend (Durles) gemischt. Statt: Waram net sachsesch? könnte es auch: Am wat net sachsesch? heißen. Die Wörter soinen, broinen bedeuten: singen, bringen.Zusätzliche Informationen
Aus dem Album „Waram net sachsesch!?“ von der Band „MEMORIES²“. Die CD ist inzwischen leider ausverkauft, die Lieder sind jedoch auf Spotify zu finden – einfach nach „Memories²“ (hoch 2!) oder „Waram net saksesch“ suchen. Die Liedtexte sind unter www.siebenbuerger.de/medien/audio-video/musik/memories2 auffindbar.Vor 13 Jahren veröffentlichten die Musiker Ingmar Eiwen (Rosenau) und Fritz Bretz (Meschen), bekannt als „Duo MEMORIES²“, eine Musik-CD in siebenbürgisch-sächsischer Mundart mit dem Titel: „Waram net saksesch?“. Vorgestellt wurde sie in der Siebenbürgischen Zeitung vom 30. November 2008. Dabei sagte Ingmar Eiwen im Interview: „Es gibt überhaupt keinen Grund, nicht stolz auf seine Herkunft zu sein. Wir blicken auf eine Geschichte von über 850 Jahren zurück! Unser Volk hat Persönlichkeiten hervorgebracht wie Johannes Honterus, Samuel von Brukenthal, Stephan Ludwig Roth, ohne Hermann Oberth wären die Amerikaner nie zum Mond geflogen. Faszinierend finde ich, dass es Siebenbürger Sachsen auch in der Gegenwart schaffen, als Persönlichkeiten anerkannt zu werden.“ Und Fritz Bretz ergänzte: „Die Tatsache, dass in den Siebenbürger Portalen im Internet sächsisch gechattet wird, es in der Siebenbürgischen Zeitung eine ,Sachsesch Wält‘, es sogar ,Soxesch Radio‘ gibt, beweist das wieder erwachte Interesse an unserer Sprache.“ – Die Frage: „Waram net sachsesch?“ hat ihre Aktualität bis heute nicht verloren.
Quelle: Siebenbürgische Zeitung vom 15. Februar 2021, Seite 10