Sachsesch Wält
Flejjen
Info Ella Marina Boltres • 0:54 Minuten • Herunterladen
Wae ech näoch klibbes wäos,
dië woul ech ende flejjen.
Ech hu mer vourgestoellt,
wae hoesch et waör,
dujch de Laft ze sejeln,
of Woelken ze lounden
och of de Worelt uewen ze sähn:
Of äose klibbese Guerten, de Kanderguerten, den Hïefen.
E kitzi spaeter hun ech men Laeft zem Spamme faonden.
Ech ban detoischt vum Roend gesprangen.
Spaeter vum Droer.
End nau an de Ferien vum Föwer.
Däot as for mech wae flejjen.
Wunn ech sproanen, nië ban ich an der Laft,
et git nechen Hoandernes for mech.
Wunn ich vum Sproanturm sproanen,
as oefach nur Laft,
nast, eïßer em Vuģel holdoest.
Loeder as et enden vill ze schnaell vorbaoe.
Nië moaß ech ende wedder sproanen!
Anmerkungen zum Text, Worterklärungen
Hiëfen – HafenZusätzliche Informationen
Ella Marina Boltres war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung neun Jahre alt. Sie spricht zu Hause siebenbürgisch-sächsisch und schreibt gerne und viel, auch in ihrer Muttersprache, der Zeidner Ortsmundart. Wir haben versucht, mit unserer Schreibweise den Eigenheiten des Zeidnerischen einigermaßen gerecht zu werden.Das Gedicht „Flejjen“ hat Ella im Rahmen der „Kulturnacht“ in ihrer Heimatstadt Osnabrück vorgetragen. Erschienen ist es in der Hermannstädter Zeitung Nr. 2544 vom 1. September 2017. Sie freut sich, dass es auch in unserer Kolumne Sachsesch Wält abgedruckt wird. Ella Marina Boltres berichtet aus ihrer kindlichen Erlebniswelt. Da sie viele Jahre am Meer zugebracht hat, gehört dazu auch der Hafen. Nun ist Siebenbürgen aber ein Binnenland. Das Siebenbürgisch-Sächsische Wörterbuch enthält das Stichwort „Hafen“ lediglich als Bezeichnung eines Gefäßes. Da hat Ella aus dem Fremdwort einfach ein Lehnwort gemacht. Mit gutem Sprachgefühl hat sie den Vokal der heimischen Lautung angeglichen: Hiëfen (vgl. Spriëch – Sprache). Andererseits kann man in solchen Fällen das fehlende oder poetisch notwendige Wort unverändert „zitieren“.
Quelle: Siebenbürgische Zeitung vom 25. September 2017, Seite 6
Ortsmundart: Zeiden