Nösnerland mein Heimatland

8. Juni 2006

Mitteilungen der HOG

Die HOG Bistritz-Nösen e.V. auf Reisen
Die Frage ob die Heimatortsgemeinschaft Bistritz-Nösen e.V. für die Menschen oder für Steine da ist, wurde pragmatisch beantwortet. Sowohl als auch. Daher wurde für dieses Jahr eine Reise nach Bistritz im Frühjahr und ein Bistritzer Treffen im September geplant. Zusätzlich sollen die Restaurierungsarbeiten an der Kirche fortgesetzt werden. Als Erstes sollte die Reise nach Bistritz und in die umliegenden Dörfer umgesetzt werden. Annemarie Wagner, die emsige Schriftführerin der HOG, mit der Organisation von Busreisen erfahren, regelte das Erforderliche mit einer Busgesellschaft, reservierte Hotels und erledigte alle Formalitäten. Dr. Hans Georg Franchy, der seinen Urlaub immer in der alten Heimat verbringt, stellte den Reiseplan zusammen. Er nahm Kontakt zu dem Bistritzer Stadtpfarrer Hans Dieter Krauss, zu dem Bürgermeisteramt und zu dem Deutschen Forum in Bistritz auf Die Zweifel des Vorstands, ob die Reise auch angenommen werden wird, erwiesen sich als unbegründet. Sehr schnell musste sogar eine Warteliste eingerichtet werden, da die Nachfrage größer war als Plätze im Bus. Endlich war es so weit. Am Donnerstag dem 18 Mai 2006 um 7 Uhr war die Abfahrt ab Nürnberg geplant. Viele kamen schon am Vorabend mit den Autos aus allen Himmelsrichtungen an. Schon an diesem ersten Abend wurde es gemütlich. Man lernte sich kennen, man plauderte über so manches aus der Jugendzeit, die man gemeinsam in Bistritz verbracht hatte. Dann der große Aufbruch. Der Bus beeindruckte durch seine Größe. Kurt Penteker ein Jaader Junge, der in Bistritz zur Schule gegangen war, erwies sich als ein ausgezeichneter Busfahrer, der stets freundlich und gut gelaunt war. Er war mit ein Garant für das gute Gelingen, den die gesamte Reise war ein Volltreffer, dies sei schon vorweg gesagt. Der Bus setzte sich langsam in Bewegung und zurück blieben, traurig die Begleiter, die am liebsten alle mitgefahren wären. Die anfängliche kühle Zurückhaltung der Reisenden machte schon nach kurzer Zeit einer allgemeinen Fröhlichkeit Platz. Hans Wagner hatte vor einigen Tagen sein 50.Lebensjahr vollendet und kam aus dem Feiern gar nicht raus. Die Sektflaschen die er bei der ersten Rast gut gekühlt öffnete, lies das Stimmungsbarometer steigen. Unser erstes Tagesziel war Budapest. Das Hotel mitten in der Altstadt erreichten wir problemlos. Ein Riesenbau mit internationalem Publikum beeindruckte uns. Nach dem Abendessen konnten wir den warmen Abend auf der Terrasse des Hotels genießen. Am nächsten Morgen wachten wir bei heftigem Regen auf. Die Fahrt durch Budapest war anfangs etwas abenteuerlich, da wir aus Versehen in enge Einbahnstraßen, in denen auch noch Kanalarbeiten durchgeführt wurden, geraten waren. Kurt Penteker bewies hier schon sein ganzes Können. Es ging jedoch alles gut und nach kurzer Zeit hatten wir auch die Regenfront zurückgelassen. Langsam näherten wir uns der Grenze. Unangenehme Erfahrungen zu Ceausescus Zeiten wurden wach. Wir hatten uns für den Grenzübergang Urziceni bei Carei entschieden. Wir wussten nicht ob hier überhaupt Reisebusse durchfahren dürfen. Dann die Überraschung. Eine modern ausgebaute schmucke ungarische Grenzstation. Kein Auto, keine Grenzer, wir halten trotzdem an und warten und warten. Es tat sich nichts. Dann kam eine Dame ging durch den Bus, sah sich Personalausweise und Pässe an und sagte jetzt kommt noch die Zollkontrolle. Wir mussten wieder warten, der Zöllner kannte sich nicht so richtig aus kontrollierte nur die Buspapiere. An der rumänischen Grenze war die Verständigung schon etwas leichter, wir wurden darüber informiert, dass auf der Rückreise wegen der in Rumänien aufgetretenen Geflügelpest keine Lebensmittel tierischer Herkunft mitgeführt werden dürfen. Es wurde auch hier keinerlei Kontrolle des Reisegepäcks vorgenommen. In Carei wurde in einer modernen, von Banater Landsleuten betriebenen Pizzeria/Cofetaria ausgiebig gespeist und getrunken. So gestärkt fuhren wir weiter über Satu Mare, Baia Mare nach Dej. Ab Dej wurde uns die Landschaft sehr vertraut. Auch das Ruckeln des Busses auf der schlechten Betonstraße, die man ja von früher kannte, weckten Erinnerungen in uns. Um 22 Uhr waren wir dann endlich vor unserem Hotel „Coroana de Aur“ die „Goldene Krone“, in dem wir die nächsten acht Tage verbringen sollten. Müde aber guter Stimmung gingen wir zu Bett. Am nächsten Morgen erwartete uns strahlend blauer Himmel. Während in Deutschland Dauerregen, ja sogar Schnee und Kälte den Daheimgebliebenen beschert war, konnten wir die hochsommerlichen Temperaturen und das schöne Wetter genießen. Um 10 Uhr sollten wir begleitet von Stadtpfarrer Krauss unsere erste Tour über Mönchsdorf, Dürrbach, Großeidau nach Tekendorf starten. Pfarrer Krauss stellte uns die wunderbar restaurierte Kirche in Mönchsdorf vor und hielt für uns eine Andacht. Beim Singen der vertrauten Lieder „Großer Gott wir loben dich“ und „Nun danket alle Gott“ wurde so manches Auge feucht. In Großeidau wurden wir Zeugen des Abbruchs der letzten Reste des verkauften Pfarrhauses. Demnächst soll auch die einsturzgefährdete Kirche abgetragen werden. In Tekendorf besichtigten wir die Kirche. Herr Eckhardt Zaig, Vorsitzender des Forums der Deutschen in Bistritz, wohnhaft in Tekendorf, erläuterte den Zustand der Kirche. Das Kirchendach ist erneuert, aber nach dem Versterben eines großzügigen Sponsors sind die Arbeiten eingestellt worden. Im Inneren ist alles leer geräumt. Die Decken sind abgestützt, der Fußboden abgetragen. Ein trostloser Anblick. Niemand weiß wann und wie es weitergehen kann. Man wartet auf öffentliche Mittel, die irgendwann zugesagt worden sind. Nach dem geistlichen und kulturellen Teil des Tages sollte nun ein geselliger Höhepunkt folgen. Das Bistritzer Forum unter Eckhard Zaig und seinem emsigen Stellvertreter und Geschäftsführer, Thomas Hartig, hatten sich für uns etwas einfallen lassen. Wir fuhren aus Tekendorf weiter Richtung Sächsisch Reen bis zu der Gaststätte am Waldesrand. Als wir aus dem Bus stiegen erwartete uns die erste Überraschung. Die vor einem halben Jahr neu gegründete Blaskapelle des Bistritzer Forums empfing uns mit alt bekannten Liedern. Es wurde uns ganz warm ums Herz, als die Klänge des Siebenbürgischen Heimatliedes erklangen, wir fühlten uns geehrt und gleichzeitig wie zu Hause. Kurze Begrüßungsansprachen und Dankesreden folgten. Obwohl die Mitglieder der Kapelle zum größten Teil Ungarn und Rumänen sind, fühlen sie sich dem sächsischen Kulturgut verbunden. Einmal in der Woche üben sie mit Begeisterung in den Räumen des Forums in Bistritz. Sehr erfreut waren wir auch über den Besuch und das Grußwort des stellvertretenden Bürgermeisters der Stadt Bistritz, Herrn Ioan Turc, der zu unserer Begrüßung angereist war. Ein lokaler Fernsehsender war auch anwesend, so dass ein Teil des Festes am nächsten Tag im Fernsehen zu sehen war. Ein weiterer Höhepunkt war der Auftritt der sächsischen Tanzgruppe „Regenbogen“. Diese gehört der Jugendabteilung des Deutschen Forums an und tritt unter der Leitung des Herrn Bobby Arcalean schon seit Jahren erfolgreich auf. Ganz zu schweigen von den kulinarischen Genüssen die uns geboten wurden. Siebenbürgischer Speck, gut gereift, mit jungen Zwiebeln und Radieschen garniert mit Schafskäse und „ Urda“ zu der obligatorisch der Zwetschgenpali getrunken wird, bildeten den Auftakt. Es folgte Lamm- und Ziegenlammbraten sowie Schweinebraten mit Bratkartoffeln und dazu Tekendorfer Wein aus dem Keller des Herrn Zaig. Von den großen Weingärten, die es einst um Tekendorf gab, sind nur noch ganz kleine Parzellen übrig geblieben, die jedoch einen hervorragenden Tropfen liefern. Bei so einem Fest darf natürlich eine kleine Zigeunerkapelle nicht fehlen. Mit Geige, Bassgeige und Akkordeon spielten sie zum Tanz auf. So verging die Zeit im Nu. Fazit: eine hervorragend organisierte Feier für die unser Dank dem Bistritzer Demokratischen Forum der Deutschen gilt. Der Sonntag sollte der Ruhe und Besinnung dienen. Der Besuch des Gottesdienstes in der evangelischen Stadtpfarrkirche war vorgesehen. Annemarie Wagner, Hans Wagner, Kurt Penteker und Dr. Hans Georg Franchy schritten in der schönen siebenbürgischen Tracht vom Hotel zur Kirche und ernteten bewundernde Blicke von den staunenden Bürgern, die so etwas schon lange nicht mehr gesehen hatten. An der Kirche wurden wir von einigen Jugendlichen der Tanzgruppe ebenfalls in Tracht, erwartet, so dass letztendlich eine kleine stattliche Trachtengruppe zustande kam. Pfarrer Krauss hielt eine eindrucksvolle Predigt die alle Anwesenden berührte. Er ist zuversichtlich, dass die zurzeit kleine, nur 290 Seelen zählende Gemeinde, eine gute Zukunft hat. In einem kurzen Grußwort zeigte sich der Vorsitzende der HOG Bistritz-Nösen e.V. Dr. Hans Georg Franchy, glücklich mit einer so großen Gruppe in Bistritz sein zu können. Er versprach den Kontakt nicht abbrechen zu lassen und jede Gelegenheit wahrzunehmen um die Verbundenheit der im Ausland lebenden Landsleute zu den Heimatorten zum Ausdruck zu bringen. Annemarie Wagner las ein stimmungsvolles Gedicht zur Geschichte der Nösner vor. Nach dem Gottesdienst wurde unter der Führung des Stadtpfarrers Krauss eine Besichtigung der Kirche vorgenommen. Dank der Finanzierung durch die HOG Bistritz-Nösen e.V. ist das Kirchendach nun dicht und es sind keine weiteren Schäden an den Mauern entstanden. Der Gesamtzustand der Kirche ist jedoch marode. Insbesondere der Bereich der Westfassade hinter der Orgel und der gesamte Bereich um und über der Orgel, bedürfen dringender Renovierung. Dies soll noch in diesem Jahr geschehen. Die Firma Creativ wurde mit den Arbeiten beauftragt. Im Laufe dieses Sommers sollen die Arbeiten begonnen und abgeschlossen werden. Der Sonntagnachmittag stand zur freien Verfügung und wurde zu Rundgängen in der Stadt, über die Promenade, zum Schieferberg und zum Friedhof genutzt. Am Abend traf man sich im wunderschönen Gartenrestaurant, hinter dem Gewerbeverein um Kraft zu tanken für die nächsten Tage, die genau so schön und voller angenehmen Überraschungen werden sollten. (Fortsetzung folgt. Empfang beim Bürgermeister, Überraschung in Kleinbistritz und mehr)
Presse: HOG Bistritz-Nösen e.V. (Dr. Hans Georg Franchy,

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