Das kirchliche Leben Brenndorfs in den siebziger und achtziger Jahren

1. Dezember 2005

Allgemeiner Bericht

Pfarrer i. R. Helmut von Hochmeister hielt in den „Briefen aus Brenndorf, Folge 59 von Pfingsten 2005, einen allgemeinen Rückblick auf das Leben der evangelischen Kirchengemeinde A. B. in Brenndorf während seiner Amtszeit vom 6. September 1970 bis 18. März 1987 (Lesen Sie den Artikel hier). In dem folgenden Beitrag geht Pfarrer von Hochmeister auf das kirchliche Leben Brenndorfs von der Taufe bis zur Beerdigung ein.
A. Die Taufe

Sie fand im Hauptgottesdienst – im Anschluss an die Predigt – statt. Eltern und Paten (in der Regel vier) erschienen in der altehrwürdigen Kirchentracht. Das Kind wurde zur Taufe in den ersten Lebenswochen (Monaten) getragen. Daheim fand dann ein Familienfest statt. Am darauf folgenden Sonntag wurde – in Anwesenheit der Familie – für das getaufte Kind und seine Familie gebetet.

B. Die Konfirmation

Sie fand am Palmsonntag statt. Am vorangehenden Sonntag (Judica) stand die so genannte Konfirmandenprüfung im Mittelpunkt des Gottesdienstes (einzeln und gemeinsam vorgetragene Texte sowie spontan gestellte Fragen des Pfarrers und Antworten der Konfirmanden auf freiwilliger Basis). Eltern, Konfirmanden und Paten verliehen dem Fest durch das Tragen der schönen Kirchentracht einen besonderen Glanz und Würde. Die Konfirmanden versammelten sich auf dem Pfarrhof und wurden vom Presbyterium „im Festzug“ in die Kirche begleitet. Im Anschluss an die Konfirmationseinsegnung empfingen zuerst die Konfirmanden mit Eltern, Geschwistern und Paten und dann der übrige Teil der Gemeinde das Heilige Abendmahl. Es wurde nur durch den Pfarrer gereicht (ausgeteilt). Dem Konfirmationsgottesdienst schloss sich ein Familienfest an. Zu Ostern wurde – in Anwesenheit der Familien – für die neu Konfirmierten gebetet.

C. Trauung

Die kirchliche Trauung fand an einem Samstag statt. Das Brautpaar, seine engsten Begleiter (Kranzel und Trauzeugen) und die Eltern kamen zum Traugottesdienst in der Kirchentracht. In die Kirche ging man „still“, d.h. ohne Musik, dem Glockenläuten folgend. Aus dem Traugottesdienst wurden die Jungvermählten von der Blasmusik abgeholt. Im Festzug marschierte man ins Hochzeitshaus zum Gaben und von hier – in gleicher Weise – in den Gemeindesaal. Nach dem Tischgebet des Pfarrers folgte das Festmahl, zu dessen feierlicher Umrahmung die Blasmusik gekonnt klassische Musik darbot. Der feierliche Teil des Festes wurde mit der Tischrede des Pfarrers abgeschlossen. Es folgte die Tanzunterhaltung. Die Gäste wurden mit Gebäck, Wein und einer Reihe von kulinarischen Köstlichkeiten bewirtet.

Nach einiger Zeit wurde die Braut – die nun in der Tracht der „Frauen“ erschien – im Festzug abgeholt. Nach der großen Abendpause legte man die Trachten ab, um sie zu schonen. Man kam im normalen Festgewand zur weiteren Folge des Hochzeitsfestes. Die Braut erschien im weißen Kleid mit Schleier. Anstelle der großen Blasmusik spielte das Tanzorchester (eine kleine Gruppe, mit anderen Instrumenten, aus dem gleichen Verein). Das Fest dauerte bis in die Morgenstunden hinein. Erst nach der kirchlichen Trauung bezog das junge Paar eine gemeinsame Wohnung. Eine Woche später wurde – in Anwesenheit der Familie – im Gottesdienst für die Jungvermählten gebetet.

D. Beerdigung

Ein Großteil der Gemeindeglieder ging – meist am Vortag der Beerdigung – in das Trauerhaus, um Abschied von dem (der) Toten zu nehmen. Unmittelbar vor dem offiziellen Beginn des Trauergottesdienstes (der Trauerfeier) im Hof des Trauerhauses fand ebendort die Verabschiedung und Übernahme des (der) Verstorbenen durch die Nachbarväter statt (Verkündigung, Trost, Lebenslauf, Gedicht und Gebet). Nach dem Segen, der die Trauerfeier im Hof abschloss, spielte die Blasmusik den Trauerchoral. Die Trauergemeinde setzte sich in Bewegung, voran die Blasmusik, die Trauermärsche spielte. Es folgten der Gemeindekurator, der Pfarrer und die Nachbarväter vor dem Sarg, dann der sich auf einem Trauerhandwagen befindende Sarg, begleitet bzw. fortbewegt durch acht Nachbarn, anschließend die Familie, die Nachbarschaft und die übrigen Trauergäste. Nach der Aussegnung auf dem Friedhof spielte die Blasmusik als Abschluss eine Motette (auf Wunsch auch: „Ich hatt’ einen Kameraden“ bzw. „Wenn du noch eine Mutter hast“). Mit einem Dankeswort seitens der Trauerfamilie endete die Trauerfeier auf dem Friedhof. Am darauf folgenden Sonntag wurde für den (die) Verstorbene(n) im Gottesdienst – in Anwesenheit der Familie – gebetet.

II. Besondere Festtage in Brenndorf

Außer den drei kirchlichen Hochfesten: Weihnachten, Ostern und Pfingsten sowie Erntedank, Reformationsfest u.a., die überall in der Evangelischen Kirche gefeiert werden, sind zwei für Brenndorf wichtige, durch einen sehr guten Gottesdienstbesuch gekennzeichnete Feste zu erwähnen:

A. Der Muttertag (am zweiten Sonntag im Mai)

Zum Muttertagsgottesdienst wurden alle Frauen, die im letzten Jahr ein Kind bekommen hatten, schriftlich eingeladen. Vom Pfarrhof aus wurden sie im „Festzug“ vom Presbyterium in die Kirche begleitet. Die jungen Mütter – alle in Kirchentracht – bekamen im Chorraum des Kirchengebäudes jeweils einen Ehrenplatz. Nach der Predigt erhielten sie je einen Blumenstrauß und ein vom Pfarrer gesprochenes Segenswort. Die Kinder der Gemeinde trugen durch Gesang- und Gedichtvorträge zur feierlichen Gestaltung des Festtages bei.

B. Der Totensonntag

Schon Tage im Voraus schmückten die Familienmitglieder ihre Gräber auf dem Friedhof. Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst am Totensonntag durch eine Darbietung des Kirchenchores (auch andere Festgottesdienste wurden durch seinen Gesang bereichert) und durch einen Trauermarsch der Blasmusik. Es wurden die Namen der seit dem letzten Totensonntag verstorbenen Gemeindeglieder verlesen. Dem Hauptgottesdienst schloss sich die Feier des Heiligen Abendmahls an. Nachmittags fand auf dem Friedhof eine Trauerandacht mit würdiger, feierlicher Blasmusikumrahmung statt.

III. Abschluss

Gott segne uns alle – die wir uns in Dankbarkeit an unsere Heimatgemeinde Brenndorf erinnern. Wir bleiben miteinander verbunden, auch wenn wir heute räumlich getrennt voneinander leben. In Stille und Ehrerbietung wollen wir unserer lieben Schwester und Brüder gedenken, mit denen wir in guten und in schlechten Zeiten unterwegs waren, die inzwischen in die Ewigkeit berufen worden sind.

Pfarrer i.R. Helmut von Hochmeister

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