Nachruf auf Hans Hermannstädter

25. Januar 2007

Allgemeiner Bericht

Am 30. Dezember letzten Jahres starb in Augsburg Hans Hermannstädter, ein Lehrer und Erzieher aus Leidenschaft, der geschätzte Schulrat und Landeskirchenkurator der Evangelischen Kirche A.B. Siebenbürgen (siehe auch einen Nachruf in der Siebenbürgischen Zeitung).
1918 im burzenländischen Neustadt geboren, setzte er die Tradition seiner Familie fort, die schon seit Generationen Lehrer hervorgebracht hatte, indem er das Evangelische Landeskirchliche Lehrerseminar in Hermannstadt besuchte und sich dem Lehrerberuf widmete. In dieser Fach- und Gesinnungsanstalt wurden dem angehenden Lehrer – so der verstorbene Sachsenbischof Albert Klein – „jene Maßstäbe christlicher Lebensführung und beruflicher Pflichterfüllung eingepflanzt, die auf den Dienst am Menschen und der Gemeinschaft ausgerichtet waren“.

Seine berufliche Laufbahn begann Hans Hermannstädter als junger Lehrer in der Großgemeinde Brenndorf, wo er bald auch die Funktion des Schulrektors innehatte. In diese Zeit fällt auch seine Eheschließung. Seine in Brenndorf gegründete Familie war sein Leben lang „Heimat und Kraftquell“ für seine außergewöhnliche Lebensleistung. Eine Zeit lang wirkte er auch in seiner Heimatgemeinde Neustadt als Lehrer, aber seine außergewöhnliche Leistung erbrachte er später in führenden Positionen.

Hans Hermannstädter (1918-2006) ...
Hans Hermannstädter (1918-2006)
Das Schulamt des Kreises Kronstadt (anschließend „Rayon Zeiden“) fand in ihm den richtigen, beruflich fähigen und einsatzbereiten Mann für die Neu- und Umorganisierung des deutschen Schulbetriebs in den Burzenländer, Repser und Fogarascher Gemeinden, und das in den schwierigen Nachkriegsjahren.

Gelegentlich der neuen administrativ-territorialen Aufteilung des Landes (1958/ 59) wurde der Rayon Zeiden aufgelöst, und für Hans Hermannstädter folgte ein neuer, wichtiger Lebensabschnitt. Er wurde als Lektor zum Interregionalen Fortbildungsinstitut für die Lehrer der Regionen Kronstadt, Hermannstadt und Neumarkt (IPCD, später IIPCD) berufen. Nach der Verrentung in diesem Institut folgte er dem Ruf unserer Kirche und erfüllte seine letzte große Aufgabe als Landeskirchenkurator der Evangelischen Kirche A.B. mit Sitz in Hermannstadt mit Hingabe.

Als er 1952 nach Kriegsteilnahme und Deportation die verantwortungsvolle und schwierige Aufgabe des Schulrates übernahm, wurde er besonders für unsere jungen deutschen Lehrer zum väterlichen, erfahrenen Berater, dem es stets um die berufliche Weiterbildung ging. Er war bemüht, in unseren Schulen neue Klassenzüge aufzubauen und operativ, ohne lang dauernde Formalitäten junge Lehrer einzustellen. Diesen konnte er ein achahmenswertes Beispiel sein. Seine Haltung vermittelte Nähe und Interesse am Menschen; mit Humor und Gelassenheit bewältigte er auch schwierigste Situationen. Und diese seine Lebensführung vermittelte auch seinen Lehrern Lebensmut und eine positive, kämpferische Lebenshaltung.

Trotz aller sozial-politischen Widrigkeiten und Hindernisse hat er sich weder von den hehren Zielen eines aufrechten Schulmannes abbringen, noch von Versuchungen verbiegen lassen. Auf diese Weise gestaltete sich sein Leben beispielhaft in der Pflichterfüllung im „Dienst am Menschen und an der Gemeinschaft“.

Tief beeindruckt nehmen wir die Worte aus seiner Selbsteinschätzung in einem Gebet an seinen Herrgott wahr, das er in den letzten Lebensjahren aufgeschrieben hat: „Du hast mir Pflichten auferlegt, die Bessere als ich hätten auf sich nehmen sollen, und hast mich reichlich erfahren lassen, wie arm an Frucht oft menschliches Arbeiten sein kann und wie bescheiden der Ertrag eines ganzen Lebens. Und dennoch danke ich Dir dafür, dass durch alle Wandlungen und Umbrüche der Zeit hindurch mein Leben einen geraden Gang hat gehen dürfen. Erkenntnisse und Urteile haben sich gewandelt, aber die Linie des Lebens ist dieselbe geblieben von der Jugend bis ins Alter.“

Wir wollen sein Andenken in Ehren bewahren.

Johann Unberath

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