Hochzeit in Deutsch-Weißkirch

Am Samstag gingen die Brautleute mit dem Kirchenvater zum Pfarrer, die Braut mit dem „Kneapdich“( Knüpftuch), und anschließend zum Freundschaftsessen zum Bräutigam - die Braut zu den zukünftigen Schwiegereltern!
Drei Sonntage vorher ging das Brautpaar, als solches- die Braut mit dem „Buárten“ gekennzeichnet, in die Kirche. Am Sonntag ging der Bräutigam, der Brautknecht, die Brautfrau, die Brautmagd und etliche Mägde aus dem Bräutigam-Haus nach dem Singen des Liedes „Unsern Ausgang segne Gott“ mit der Blasmusik zur Braut, um sie zu verlangen. Ansprechpartner der Wortführerin - der Brautfrau seitens des Bräutigams- war der Hochzeitsvater,- wohl gemerkt, nicht der Brautvater, sondern dessen Bruder oder Vater. Hochzeitsvater und Hochzeitsmutter gab es von Braut und Bräutigam Seite je eine/ einen, verantwortlich für den reibungslosen Ablauf des ganzen Festes: die Hochzeits-Väter unter anderem für Wein und Schnaps, Kalb und Schwein Schlachtung und die ganze Organisation; die Hochzeitsmütter für Essen und allem drum rum.
Die Musikanten blieben zum Frühstück im Braut-Haus und die Brautgesellschaft ging zur Kirche, wo der Gottesdienst schon zu Gange war. Nach der Predigt wurde die Hochzeitsgesellschaft in die Kirche gebeten, dann begann die Trauungszeremonie.
Vor der „Puártz“ (Pforte) stellte sich die Brautgesellschaft auf, und während die Blasmusik drei Stücke spielte, wurde der Braut der Buárten mit Kranz mit einem schwarzen Band festgebunden zur Stabilisierung und zur Vorsorge, da die Braut grundsätzlich auf dem Weg in das Bräutigam-Haus, ihr neues Heim, drei mal versuchte nach Hause zu laufen. Wenn die Musik einen Marsch aufspielte, setzte sich die Hochzeitsgesellschaft in Bewegung: nach den Musikanten gingen die Braut mit den beiden Brautfrauen, danach die beiden Brautmägde, dann der Bräutigam mit dem Braut-Knecht, danach Kinder, Mägde, Frauen, Knechte, Männer und zum Schluss die restlichen Kirchgänger.
Der Braut-Knecht trug den Mantel mit aufgeschlagenen Rockzipfeln, um flink genug der Braut hinterher zu laufen und sie immer wieder auf den rechten Weg zu bringen. Erstes Ziel war der Gabentisch im Bräutigam-Haus, wo das junge Paar Geld, Geschirr und sonstige Gaben mit dem Spruch erhielt: „Kleine Gabe, große Freundschaft, lasset Euch’s gefällig sein!“
Anschließend ging es zum Mittagstisch, wo die Schnapsflaschen mit rosarotem Innhalt, als Appetit-Anreger kreisten, gefolgt von Hühner-Nudel-Suppe - die auf einen Marsch von vielen Frauen, mit weißer Schürze gekleidet, aufgetragen wurde-, Brot, Kalb- und Schweinebraten, Kartoffelpure, Krautsalat und reichlich Wein. Nachspeise gab es Hanklich (Rahm/ Pielsen) und Nuss/ Rahat/weißer Kuchelappel (Striezel). Anschliessend wurden die Tafeln aufgehoben und der Tanzplatz für Jung und Alt eröffnet. Abendessen und Mitternachtsmahl sorgten für entsprechende Unterlage, dass dem Wein und Schnaps weiter zugesprochen werden konnte.
Mitternacht wurde der Jung-Frauen-Tanz getanzt. Der Hochzeitsvater stand in unmittelbarer Nähe mit Topf -für das Geld- und Holzlöffel in der Hand, um von jedem Spender und Tanzanwärter der jungen Frau das Geld zu kassieren und durch den Löffelschlag am Topf den Tänzer-Wechsel zu signalisieren und so das Ganze zu organisieren/ zu ordnen. Dieses Geld teilte sich das junge Paar mit den Musikanten. Für ihren Teil kaufte sich die junge Frau eine Glucke.

Monika Preidt

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