Der „dumme" Tekeser

In Tekes lebte ein Mann, der einen trocknen Humor besaß. Klug war er auch und manchen dummen Schwätzer hat er durch eine ironische Bemerkung zum Schweigen gebracht. Wenn in Tekes zur Winterszeit ein Lustspiel aufgeführt wurde, spielte er meist eine Hauptrolle dabei. Wie zahlreiche Tekeser, war auch er auf vielen Viehmärkten anzutreffen, wo durch Kauf und Verkauf etwas Geld zu verdienen war.
Es war in den dreißiger Jahren, als er auf einem Viehmarkt im Burzenland eine Büffelkuh verkaufen wollte, die zu wenig Milch gab und Schwierigkeiten beim Melken machte. Am Viehmarkt suchte ein Heldsdörfer eine gute Büffelkuh und geriet an unseren Tekeser. Der stellte sich etwas dumm, als der Heldsdörfer ihn mit unzähligen Fragen über die Eigenschaften der Büffelkuh überschüttete, lobte aber diese so, dass der Mann sie kaufte. Die Überraschung kam, als er sie in Heldsdorf im Stall hatte.
In Tekes war zu der Zeit ein junger Lehrer aus Heldsdorf tätig. Der erzählte den Tekesern folgendes: Bei einem Besuch zu Hause in Heldsdorf hätte ihn ein Bauer angesprochen und ihn gefragt, wie er es wohl in Tekes aushalten könne bei den dummen Leuten. Er habe ihm über den Kauf der Büffelkuh von diesem dummen Tekeser berichtet. Der hätte ihm gar nicht sagen können wie viel Liter Milch das Tier am Tage gebe, weil sie in Tekes nicht mit Litern rechnen könnten. Er habe behauptet die Büffelkuh gebe sowohl am Morgen als auch am Abend fast einen Eimer voll Milch, was sich als ganz falsch erwiesen habe. Als der Heldsdörfer ihm den Namen des Tekeser genannt hatte, musste Lehrer Müller ihm lächelnd sagen: „Lieber Freund, der Tekeser ist viel klüger als du, kennt sich mit Litern ganz gut aus und kann herrlich den Dummen abgeben, wenn es nötig ist. Solche gibt es noch viele in Tekes. Der Dumme warst leider du."
Nicht immer haben Tekeser auf Viehmärkten einen guten Ruf gehabt, und manche erfahrene Käufer haben einen Bogen um sie gemacht. Weil sie aber viele Kinder hatten und nicht reich waren, mussten sie durch das „Schachern" auf den Viehmärkten noch etwas Geld verdienen. Aber dümmer als andere waren sie nicht und sind es auch bis heute nicht geworden.

Erwin Thot

(Beitrag im „Heimatblatt der HOG“, Ausgabe 9, Februar 2004)

Weitere Anekdoten, Geschichten, Erzählungen »