Det Schinenfaolpes

Kennt ihr jemanden, der in Tekes eine Spülmaschine in der Küche stehen hatte? Ich jedenfalls nicht!
Da musste doch tatsächlich alles von Hand abgewaschen werden: vom Kaffeelöffel bis zum 50-Liter-Topf.
Damit das auch flott ging, hatte ich zwei Wannen –eine zum Spülen und die zweite zum Nachspülen. Gleich daneben stand ein Korb, in den ich das Geschirr zum Abtropfen stellte. Der Korb war so ein handgeflochtener aus geschälten Weidenruten eben ein Schinenfaolpes.
Diese Körbe wurden von Zigeunern hergestellt, leider aber nicht von den Tekeser Zigeunern, die meistens nur die Körbe aus ungeschälten Weiden flochten.
Mein „Geschirrkorb“ ging leider nach einer gewissen Zeit kaputt, weil er ständig feucht war. So musste ich immer rechtzeitig für Nachschub sorgen; entweder irgendwo auf dem Markt einen kaufen oder direkt beim „Hersteller“ einen bestellen.
In Bodendorf war eine alte Zigeunerin, die solche Körbe anfertigte und ich hatte mir dort einen bestellt. Aber es verging sehr viel Zeit und der Korb ließ noch immer auf sich warten. Mein alter hatte schon ein paar Löcher, die immer größer wurden, denn bei jeder Benutzung brach ein kleines Teilchen weg.
Eines Tages waren wir im Kindergarten, um dort ein neues Toilettenhäuschen zu bauen (steht heute noch!). Das alte Holzheisel hatte ausgedient und drohte umzukippen. Das neue wurde aus Mauerziegeln errichtet. Johann Stefani 194 und mein Mann waren die Maurermeister, Katharina Krempels, Katharina Depner und ich waren die Handreicher. Am Nachmittag sah ich vor unserem Haus einen Mann stehen, der hatte auf der Schulter genauso einen Korb hängen, wie ich ihn mittler-weile ganz dringend brauchte. Der Mann sprach mit meiner Schwiegermutter, die im Türchen stand. Ich rief ganz laut über die Straße: „Mutter! Fragt den Zigeuner, wie viel er für den Korb haben will!“ Darauf antwortete sie: „Der will den Korb nicht verkaufen.“ Da sagte mein Mann: „Du, Anni, schau nur genau hin, das ist doch dein Vater!“
Das gab ein großes Gelächter und die Geschichte hat bis zum heutigen Tag noch oft für Heiterkeit gesorgt.

Anna Müller

Tekeser Heimatblatt, 19. Ausgabe 2014

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