Wer war Johann Schuller?

28. März 2007

Allgemeiner Bericht

1912-1999
Johann Schüller hat unserer Gemeinde Deutsch Tekes, als Lehrer mehrere Jahre treu gedient.
Er wurde am 5.11.1912 im Hamlesch, bei Hermannstadt geboren, besuchte dort die Volksschule und absolvierte in Hermannstadt das Lehrerseminar. Seine erste Lehrerstelle trat er 1934 in Tekes an. Wie es dazu kam, hat er im Heimatblatt 1999 selbst berichtet.
In Tekes hat er sich wohlgefühlt, aber familiäre Gründe bewegten ihn, schon nach einem Jahr nach Talmesch zu gehen, wo er bis 1941 tätig war. Dort heiratete er die Talmesche-rin Anna, geb. Stein, und 1938 wurde ihre Tochter Gerda geboren.
1941 kam er wieder nach Tekes, seine Frau und Tochter erst 1943, weil er zwischendurch immer wieder zum Wehrdienst einberufen wurde. So kam es auch, dass er 1945 vom rumänischen Militär den Verschleppungsbehörden ausgeliefert wurde, nach Russland, jenseits des Ural in ein Arbeitslager kam, von wo er 1947 nach Deutschland zurückkehrte. Schwarz überquerte er mehrere Grenzen, um zu seiner Familie nach Tekes zu gelangen.
Hier muss erwähnt werden, dass während seiner Abwesenheit, seine tüchtige und hilfsbereite Frau Anna, den Rektor Martin Thot, der nach der Verschleppung allein mit über 200 Schülern geblieben war, hilfreich zur Seite gestanden ist. Leider waren es nur 6 Jahre, in denen Johann Schüller in Tekes eine fruchtbare und vielseitige Arbeit geleistet hat. Als Lehrer war er äußerst gewissenhaft, aber auch streng. In den Fächern, die er unterrichtete, wie zum Beispiel Mathematik, waren die Tekeser Schüler gründlich vorbereitet.
Vielseitig war auch seine Kulturtätigkeit. Er wirkte in der Blasmusik mit, die von Johann Kliesch geleitet wurde, übernahm die Leitung des Chores, und nahm die Theatertätigkeit wieder auf, die während der Kriegsjahre zum Erliegen gekommen war. Bei der Chortätigkeit hat er sich in 2 Richtungen orientiert. Einerseits hat er im Gottesdienst gewirkt, andererseits im Rahmen der Kulturgruppen, die damals von staatlicher Seite gegründet und gefördert wurden. Dabei hat er Wert auf Qualität gelegt und musikalisch begabte Kinder und Jugendliche besonders gefördert. Er war ein sehr dynamischer Mensch, mit großem Tatendrang, der manchmal als Polterer wirkte. Wer ihn aber näher kannte, wusste dass hinter dieser harten Schale ein guter und hilfsbereiter Mensch steckte. Für viele Kinder und Jugendliche, die durch Krieg und Verschleppung in schwierigen Familienverhältnissen lebten, war er ein gesuchter Ansprechpartner und auch Helfer.
Leider verließ er 1953 Tekes, um 5 Jahre in Burgberg und anschließend, bis zu seiner Pensionierung in Großscheuern tätig zu sein. Sein weiteres Leben ist von vielen Schicksalsschlägen gekennzeichnet, die er aber mit einer bewundernswerten Willenskraft ertragen und überwunden hat. 1960 erlitt er einen Schlaganfall, von dem er sich aber erholte. 1974 starb seine Frau. Nach einem Besuch, bei seinem Bruder in England, 1977, entschloss er sich, nicht mehr nach Rumänien zurückzukehren, sondern kam nach Deutschland. Ein Zeichen für seine Verbundenheit mit Tekes, war seine Teilnahme am 1. Tekeser Treffen in Bielefeld 1984.
1980 begann bereits sein Krebsleiden gegen das er, bis zu seinem Tod am 18. September 1999, einen erbitterten und bewundernswerten Kampf geführt hat. Er hat nie aufgegeben. Selbst an den Rollstuhl gefesselt hat er im Altersheim, wo er in den letzten Jahren gelebt hat, Vorträge über unsere Siebenbürgische Heimat gehalten. Aus den Briefen, die er einigen von uns geschrieben hat, erklingt immer ein Ton der Liebe zu seiner wahren Heimat Siebenbürgen und seinem zeitlichen Zuhause Tekes. Er war einer der Lehrer, der in relativ wenigen Dienstjahren Tekes dennoch sehr viel gegeben hat. Deshalb verdient er es, sein Andenken in Ehren zu halten.

Erwin Thot (Beitrag im „Heimatblatt der HOG“, Ausgabe 5, Februar 2000)

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