Ein Tekeser Orgelbauer

2. Mai 2007

Allgemeiner Bericht

Manch Tekeser wird sich fragen, welcher Tekeser es denn zu einem Orgelbauer gebracht hat, und für welche Kirchen er wohl Orgeln gebaut hat.
Es handelt sich hier nicht um einen Menschen, der bei einem Orgelbauer das Handwerk erlernt hat und irgendwelche großen Orgeln gebaut hat, sondern um einen Tekeser Bauernsohn, der als Autodidakt eine Heimorgel für den eigenen Gebrauch gebaut hat, und das mit einer bewundernswerten Geschicklichkeit.
Es handelt sich um Georg Figuli, geboren in Tekes am 3 Dezember 1929, als Sohn des Landwirten Georg Figuli und der Anna, geb. Thomae, Hausnummer 66 /103/1. Zwischen 1936 - 1943 besuchte er die Volksschule in Tekes. Er gehörte zu einer Klasse mit 52 Schülern, vielleicht die zahlreichste Klasse, die es in Tekes gegeben hat. Er war mein Klassenkollege und ich habe in noch ganz klar in Erinnerung. Er gehörte zu den Schülern mit guten Lernergebnissen, war musikalisch und deshalb gefragt, wenn in der Klasse die Wahlen für die 4 Weihnachtsbäume stattfanden. Er gehörte nicht zu den lebhaften Jungen, mied wilde Spiele und Streitigkeiten. Dafür hatte er offene Augen für die Natur, die ihn umgab und stellte sich und anderen oft Fragen, deren Tiefe kaum jemand wahrnahm. Im Konfirmationsunterricht und nach seiner Konfirmation 1944, in der schweren Zeit des Kriegs- und Nachkriegsjahre haben ihn Glaubensfragen ernst beschäftigt.
Als Johann Kliesch nach Beendigung des 2. Weltkrieges begann junge Bläser auszubilden, gehörte Georg Figuli zu den ersten vier, die mit viel Eifer sich die nötigen Kenntnisse und Fertigkeiten aneigneten, um ein zuverlässiger Adjuvant zu werden. Georg erlernte das Bassflügelhorn zu spielen, und brachte es zu einer Perfektion, dass ein Lehrer, der die Tekeser Blasmusik zwei Jahre leitete, sich wie folgt über Georg äußerte: „So wie Georg Figuli habe ich noch nie jemanden auf dem Bassflügelhorn singen gehört". Allein lernte er das Spielen auf der Ziehharmonika und war sehr gefragt, wenn die Jugend sich am Samstagnachmittag im Tanzgarten traf und die Adjuvanten nicht zum Tanz spielen konnten, oder zu teuer waren. Er gehörte auch zum Tekeser Chor und zu der kleinen Bläserformationen, welche die Tekeser Kulturformation bei verschiedenen Wettbewerben begleitete. 1954 heiratete er die Tekeserin Katharina Müller, Hausnummer 34/130. Beruflich war er als Wagnermeister bei der Staatsfarm in Tekes tätig.
Als fleißiger Kirchgänger beeindruckte ihn immer wieder der Klang der Orgel. So kam ihm auch der Gedanke und der Entschluss, eine kleine Heimorgel zu bauen. Dabei fand er Ermutigung und Unterstützung bei Pfarrer Martin, der ihm auch ein Buch mit Anleitungen für den Orgelbau beschaffte. In den Jahren 1959 / 1960 entstand dann, nach vielen Experimenten die Heimorgel, 160 cm breit, 250 cm hoch, umfassend 4 Oktaven, 4 Register und insgesamt 120 Pfeifen. Die äußere, kunstvolle Verkleidung der Orgel wurde von Johann Holdreich Hausnummer 156/41 angefertigt. Er hat die Orgel oft gespielt und seine Familienmitglieder am Morgen meist mit. Orgelspiel sanft aus dem Schlaf geweckt.
1972 ging er mit seiner Familie nach Fogarasch, wo seine Frau als Küsterin an der evangelischen Kirche tätig war und er als Modelltischler in einer Möbelfabrik arbeitete. Die Orgel nahmen sie mit nach Fogarasch. Georg spielte weiterhin noch auf seinem Flügelhorn und der Ziehharmonika bis er bei einem Betriebsunfall an der rechten Hand 3 Finger verlor. Vielleicht war auch dieser Unfall ein Beweggrund, dass Georg mit seiner Familie 1977 der Glaubensgemeinschaft „Brüdergemeinde" beitraten. In der neuen Wohnung hatte die Orgel keinen Platz und wurde zurück nach Tekes geschafft, wo sie sich auch heute noch befindet und dem Verfall preisgegeben ist. Seine musikalische Tätigkeit konzentrierte sich nun mehr auf den Gesang in der Brüdergemeinde. Wegen der Behinderung arbeitete er bis 1990 noch als Schleifer in der Möbelfabrik, ging in Rente und 1992 siedelten sie nach Deutschland aus. Anfangs wohnten sie in Augsburg und später in Asbach-Bäumenheim. 1994 machten sich bei ihm die ersten Anzeichen der Parkinson-Krankheit bemerkbar und 1999 war er bereits an den Rollstuhl gebunden. Infolge einer Lähmung 2001, war er unfähig sich noch zu bewegen und zu sprechen, ein Leidensweg den er demütig hingenommen hat, bewusst versteht was ihm gesagt wird, was er hört und sieht, aber nicht sagen kann was er denkt und fühlt. Aufopferungsvoll wird er zurzeit von seiner Frau und Tochter Katharina (geboren 1954) gepflegt. Eine Genugtuung kann es für Georg Figuli sein, dass sowohl seine Tochter und sein Sohn Georg (geboren 1957) im Rahmen ihrer kinderreichen Familie vielseitig die Musik pflegen. Hoffentlich finden sie auch eine Möglichkeit das kleine Kunstwerk, die Orgel, die ihr Vater baute, noch zu retten. Nicht nur ihr Vater, sondern auch ich würde mich darüber freuen. Und viele Tekeser werden in Achtung und mit Dank an den bescheidenen Orgelbauer aus Tekes denken, der ihnen durch seine Musik so oft Freude bereitet hat.

Erwin Thot (Beitrag im „Heimatblatt der HOG“, Ausgabe 9, Februar 2004)

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