Das verhängnisvolle Jahr 1945

15. Februar 2008

Allgemeiner Bericht

Obwohl sich 1941 Rumänien den Deutschen im Krieg gegen die Sowjetunion angeschlossen hatte, waren wir, die Siebenbürger Sachsen, von diesem Kriegsgeschehen noch wenig betroffen.
Das Unheil begann eigentlich 1943, als alle wehrpflichtigen Männer und Burschen in die deutsche Armee eingegliedert wurden. Über ihr Schicksal und die Folgen dieser Tatsache habe ich im Heimatblatt 2003 berichtet. Im Heimatblatt 1999 habe ich versucht unter dem Titel „Tekes vor 50 Jahren" einen Gesamtüberblick über die Ereignisse am Ende dieses schrecklichen zweiten Weltkrieges zu geben, die entscheidend für den Verlauf der Geschichte unseres Sachsenvolkes waren. Hier möchte ich bloß auf einige Ereignisse und Tatsachen eingehen, die erst in den letzten Jahren näher geklärt und bewertet werden konnten, nachdem Historiker Einblick in gewisse Dokumente bekamen, die ihnen bis dahin nicht zugänglich waren. Der 23. August 1944, wo Rumänien das Bündnis mit Deutschland löste und an der Seite der Sowjetunion gegen Deutschland bis zum endgültigen Kriegsende kämpfte, war ein entscheidendes Ereignis, wenn man an die Folgen für uns Sachsen denkt. Überlegt man aber welches das Schicksal der ganzen Bevölkerung Siebenbürgens und das unsere gewesen wäre, wenn die Front, mit allem Kriegsgeschehen, sich langsam auch über Siebenbürgen westwärts bewegt hätte? Wir kennen aus dem Fernsehen die Bilder der sogenannten „verbrannten Erde" aus den Gebieten, wo gekämpft wurde. Durch diese Wende konnte erst in Ungarn eine halbwegs richtige Front gebildet werden, wo sie dann auch glücklicherweise zusammenbrach, denn der Krieg war für Deutschland schon viel früher verloren. Was dann aber für uns Sachsen folgte, Russlandverschleppung und Enteignung waren Schicksalsschläge, die das Ende unserer sächsischen Geschichte endgültig eingeleitet haben. Eine Frage möchte ich hier noch aufwerfen. Im Vergleich zu fast allen Nachbarstaaten Rumäniens, wo alle Deutschen nach Kriegsende ausgewiesen wurden, ist das in Rumänien nicht geschehen. Oft wurde bisher von den Sachsen der Grund dafür darin gesehen, dass der rumänische Staat wirtschaftlich auf die Sachsen angewiesen gewesen wäre. Heute ist bekannt, dass rumänische Politiker, die den Friedensvertrag mit der Sowjetunion unterzeichneten, für die Ausweisung der Sachsen waren. Maßgebend in dieser Angelegenheit, war eigentlich die Sowjetunion, Stalin selbst, der es verhindert hat, dass die Sachsen ausgewiesen wurden, um sie noch vor dem endgültigen Kriegsende zur Wiederaufbauarbeit in die Sowjetunion verschleppen zu lassen. Es gibt Dokumente die dieses belegen. Vertreter der Siebenbürger Sachsen haben, durch Vorsprache bei rumänischen Politikern versucht die Verschleppung zu verhindern. Aber die rumänischen Politiker haben offen ihre Machtlosigkeit diesbezüglich der Sowjetunion gegenüber eingestanden. Im Jahr 1945, also vor 60 Jahren, hat es zwei Ereignisse gegeben, die ausschlaggebend waren für das Ende der Geschichte der Siebenbürger Sachsen. Es war die Verschleppung der Männer im Alter zwischen 16-45, und der Frauen zwischen 17-30 Jahren, und die Enteignung aller Sachsen, mit Ausnahme derer, die an die Front gegen Deutschland kämpften. Als Hohn muss man es betrachten, dass im Februar 1945, nach der Verschleppung, von der rumänischen Regierung ein Nationalitätenstatut herausgegeben wurde, das nationalen Minderheiten eine Reihe von Schutzrechten einräumte, mit Ausnahme der Deutschen Rumäniens. So konnte am 23.März 1945 auch das Agrarreformgesetz erscheinen, nach dem der gesamte deutsche Agrarbesitz, zum Teil auch die Häuser enteignet wurden. Auch die Tekeser Bauern wurden von der Durchführung dieses Gesetzes nicht verschont. Darüber hier ausführlich zu berichten würde den Rahmen unseres Heimatblattes sprengen. Weil aber bisher nie konkret über das Leid von Tekeser Verschleppten berichtet wurde, will ich anschließend über das Leben und die Ereignisse in einem Lager berichten, in dem mehrere Tekeser Frauen und Männer leiden mussten. Dabei gehe ich von Gesprächen aus, die ich mit mehreren Betroffenen führte.

Erwin Thot (Beitrag im „Heimatblatt der HOG“, Ausgabe 10, Januar 2005)

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