Wer war Dr. Helmut Georg Roth?

17. Februar 2008

Allgemeiner Bericht

Am 26. September 2006 starb er in der Drabenderhöhe, nach einem kurzen und schweren Leiden. Geboren wurde er am 4. Juni 1920 in Deutsch Tekes, als dritter Sohn des Schulrektors Heinrich Roth, der von 1907 bis 1931 dort tätig war, dann aber nach Kronstadt zog.
So hat Helmut Roth einen Teil seiner Kindheit in Tekes erlebt, die für ihn gewissermaßen eine große Bedeutung hatte. Denn bis in sein hohes Alter ist er Tekes eng verbunden geblieben. Während seiner Jugendzeit erschien er zweimal, per Fahrrad, unangemeldet in Tekes. Er war ein lustiger, unternehmungslustiger Mensch. An einen Besuch erinnere ich mich gut. Ich war etwa 6 Jahre alt. Wir lagen im Heu und mit meinem "Gewehr", mit dem ich mit kleinen Steinchen schießen konnte, schoss er mir Bonbons in den geöffneten Mund. In größeren zeitlichen Abständen habe ich mit ihm ein freundschaftliches Verhältnis gepflegt. Unsere Väter waren gute Freunde und haben als Jäger gemeinsam oft die Tekeser Wälder durchstreift. Helmut Roth gehörte auch zu denen, die während des 2. Weltkrieges mit gewissen Hoffnungen "freiwillig" nach Deutschland gingen, dann aber als "Kanonenfutter" in einem aussichtslosen Krieg dienen mussten. Eine schwere Verwundung machte ihn kriegsuntauglich. Er kam nach Rumänien und studierte in Hermanstadt Zahnmedizin. 1944 heiratete er die Mediascherin Anna Irmgard Konnerth. 1945 wurde ihr Sohn Helmut geboren. Bis 1947 lebte er mit seiner Familie in Mediasch. Dort war er unter anderem auch in der Leitung der Mediascher Handballmannschaft "Karres" tätig (zu der Zeit vielleicht die beste Handballmannschaft Rumäniens). Karres, der Sponsor der Handballmannschaft war ein Schuhfabrikant, und es ist ja bekannt, dass 1947 auch alle Fabriken enteignet, und deren Besitzer und führende Personen unter irgendeinem Vorwand verhaftet wurden. Hart traf es auch Helmut Roth, der sogar den Russen ausgeliefert wurde und, als Kriegsteilnehmer gegen die Sowjetunion, 8 Jahre in einem der schrecklichsten Gefangenenlager in Sibirien verbringen musste. Erst 1955 kehrte er von dort zurück. Glücklicherweise konnte er in Mediasch und Kopisch als Fabrikzahnarzt arbeiten. 1957 wurde ihre Tochter Sibylle geboren. 1970 gelang der Familie endlich die Ausreise nach Deutschland. Nach zweijährigem Aufenthalt in Hersbruck bei Nürnberg ging die Familie nach Drabenderhöhe, wo Helmut Roth bis 1992 als Zahnarzt tätig war. Was hat mich bewegt im Tekeser Heimatblatt über das Leben von Dr. Helmut Roth zu berichten? Hier in Deutschland hat er sich vielseitig um die Belange der Siebenbürger Sachsen eingesetzt. Er war nicht nur der Mitherausgeber des Buches "Der Siebenbürgische Karpatenverein", eine Würdigung der bedeutenden Tätigkeit dieses Vereins, von 1880 bis 1945. Er war auch Mitbegründer der "Sektion Karpaten im Deutschen Alpenverein", in der zahlreiche Siebenbürger tätig sind. Bedeutend aber für uns Tekeser sind seine Verdienste für unsere HOG und unser Heimatdorf Deutsch Tekes. Noch vor der Gründung unserer Tekeser HOG im Jahr 1987, hatte er versucht, der Tekeser Kirchengemeinde Spendengelder im Werte von 2000 DM zukommen zu lassen. Es gelang leider nicht, weil es für die Leitung der Tekeser Kirchengemeinde zu gefährlich war, Geld aus einem "kapitalistischen Land" inoffiziell anzunehmen. Als ich beim I. Tekeser Treffen, 1984 in Bielefeld zum Verantwortlichen für die Organisation des zweiten Treffen gewählt wurde, haben wir gemeinsam mit Dr. Helmut Roth, Michael Schuster und den verstorbenen Johann Fi1p (115/69) und Michael Wagnert (4251204) nach einer Besprechung eine Spendenaktion gestartet, um das nötige Kupferblech zu beschaffen, mit dem 1988 der Tekeser Turm neu gedeckt, und so vor dem Verfall gerettet wurde. Die Spendenaktion unter den Tekesern aus Deutschland habe ich mit Georg GeisIel' und Georg Schuster bis zum 2. Tekeser Treffen beendet. Zu unseren 8000 DM hat Dr. Helmut Roth noch etwa die gleiche Summe vom Diakonischen Werk und anderen Spendern beschafft und alles in die Wege geleitet, so dass das nötige Material beschafft, und auf offiziellem Weg nach Tekes geschafft wurde. Er selber und sein Sohn waren Mitglieder unserer Heimatortsgemeinschaft und haben diese durch hohe Mitgliedsbeiträge und Spenden auch finanziell wesentlich unterstützt. Beide haben gemeinsam mit ihren Familien Tekes besucht, als Zeichen einer Bindung zu seinem Geburtsort Tekes. Er verdient unseren Dank und ein ehrenvolles Andenken.

Erwin Thot (Beitrag im „Heimatblatt der HOG“, Ausgabe 12, Januar 2007

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