Was sind wir Siebenbürger Sachsen:

17. Februar 2008

Allgemeiner Bericht

Rumänen, deutschstämmige Rumänen, Rumäniendeutsche oder Deutsche?
Am 4.0ktober 2006 starb in Frankfurt am Main der siebenbürgische Lyriker Oskar Pastior im Alter von' Jahren, und konnte es, bedauerlicherweise, nicht mehr erleben, als ihm, postum, am 21 Oktober 2006 der Geor Büchner Preis verliehen wurde, die bedeutendste Literaturauszeichnung Deutschlands. Kurz nach seinem Tod wurde dieses Ereignis im Deutschen Fernsehen gemeldet, mit der Bemerkung: "D "rumänische" Schriftsteller Oscar Pastior starb am 4. Oktober in Frankfurt am Main ..... " Einerseits ist es erfreulich, dass im deutschen Fernsehen gelegentlich Sendungen stattfinden, wo über Siebenbürgen oder Siebenbürger berichtet wird. Andererseits ist es bedauerlich, wenn von den Sprechern oder Berichterstattern für die Siebenbürger Sachsen oft Ausdrücke verwendet werden, wie ich sie in der Überschrift erwähnt habe, die für uns Siebenbürger Sachsen nicht zutreffen. Wenn ein einheimischer Deutscher, der von e Existenz von Deutschen und deren Schicksal außerhalb der Grenzen Deutschlands leider keine Ahnung hat, u uns als Rumänen betrachtet, müssen wir es hinnehmen und ihm verzeihen. Wenn aber Personen, die Fernsehen tätig sind, nicht entsprechend informiert sind, ist es eine traurige Angelegenheit. Mich persönlich stören diese falschen Bezeichnungen im Fernsehen oder in der Presse. Aber auch im Umgang mit einheimisch Deutschen hat es sich öfter ergeben, dass mir das Recht ein Deutscher zu sein, abgesprochen wurde. Ich lebe seit 24 Jahren in Deutschland und beherrsche die deutsche Sprache so, dass ich mich problemlos mit einheimisch Deutschen jeden Bildungsgrades unterhalten kann. Aber etwas verrät mich immer wieder, dass ich nicht (Einheimischer bin: mein "rollendes R" und das etwas "breite L", typisch für uns Siebenbürger Sachsen. Prompt wird mir eine der folgenden Fragen gestellt: "Woher kommen Sie?", oder "was sind Sie für ein Landsmann Anfangs gab ich als Antwort: "Aus Siebenbürgen in Rumänien". Kaum einer meiner Gesprächspartner nahm Stellung zu dem Wort "Siebenbürgen", sondern nur zu "Rumänien", und prompt kam meist die anerkennende Bemerkung: "Da haben Sie aber die deutsche Sprache schnell erlernt" oder ähnliche Äußerungen. Einzelheil aus meinen Gesprächen, obwohl sie sehr aufschlussreich waren, erwähne ich hier nicht. Ich habe aber Erfahrung gesammelt und gelernt, wie ich mit Unwissenden und Besserwissenden umgehen soll. Das Wort Sachse erwähne ich nicht mehr, weil da falsche Verbindungen zu den "Sachsen" Deutschlands gemacht werden. Weil den meisten Deutschen der Begriff Siebenbürgen fremd ist, habe ich zu Siebenbürgen noch den Begriff "Transsilvanien" hinzugefügt. Da wurden die meisten hellhörig, denn über den Blutsauger. "Dracula" wussten sie Bescheid, sonst aber nichts über Siebenbürgen. Wenn Leute Interesse zeigten, habe ihnen kurz etwas über die Ansiedlung der Siebenbürger Sachsen vor fast 900 Jahren in Siebenbürgen, ihre Sprache (sächsischer Dialekt und hochdeutsche Sprache) und auch ihr Schicksal als Deutsche nach d 2.Weltkrieg (Enteignung, Russlandverschleppung u.a.) berichtet oder erzählt. Natürlich habe ich al Gesprächspartner getroffen, die behaupteten: "Wenn jemand in Rumänien geboren wurde, ist er Rumäne", 0 "Wenn es meinen Vorfahren in Deutschland nicht mehr gefallen hat und sie ausgewandert sind, habe ich als Nachfahre nicht das Recht, mich hier in Deutschland als Deutscher niederzulassen". Hier sei nur erwähnt, \ ich zur ersten Behauptung Stellung genommen habe. Ich war nahe daran dem Herren, mit dem ich m unterhielt, die etwas krasse Frage zu stellen, die ein Siebenbürger in ähnlicher Situation, einem einheimischen Deutschen gestellt hat: "Wenn ein Fohlen in einem Kuhstall zur Welt kommt ist es dann noch ein Fohlen, oder ein Kalb?". Ich wählte eine andere Fragestellung: "Die Kinder meiner ältesten Vorfahren, die aus Mosel-Franken, v ungarischen Kaiser nach Siebenbürgen gerufen wurden, waren ihrer Meinung nach Ungarn? Als aber Österreich-Ungarn gegründet wurde, das bis 1918 existierte, wurden meine Großeltern und Eltern geboren. Was waren dann, Österreicher oder Ungarn? Nach 1918 gehörte Siebenbürgen zu Rumänien, wo ich geboren wurde. A müsste ich Rumäne sein. Aber alle meine Vorfahren und ich haben deutsche Sprache und Kultur gepflegt I könnte nicht nach staatlicher Zugehörigkeit einem bestimmten Volk zugeordnet werden. Manchen Einheimischen ist es fremd, dass wir Siebenbürger auch in Erklärungen und Akten, oder Volkszählungen uns zu rumänischer Staatsangehörigkeit (cetatenia) und deutscher Volkszugehörigkeit (nationaliate germana) bekannten. Im Unterschied zu Aussiedlern aus Russland oder anderen Ostblockstaaten, wo Deutsche nach dem 2, Weltkrieg ausgewiesen oder verschleppt wurden, die Verschleppten oder die wenigen Zurückgebliebenen keine deutschen Schulen besuchen konnten und sich auch oft nicht getraut haben, in der Familie deutsch zu sprechen, ist Situation bei uns Siebenbürgern anders. Wir haben wegen unserem Bekenntnis zum Deutschtum leiden müssen aber größtenteils Sprache, Kultur und wertvolle Tradition gepflegt. Natürlich haben auch bei der deutschen Bevölkerung durch die Flucht vom Lande in die Städte, die Mischehen stark zugenommen. Da ist viel Sprache, Kultur und Tradition verloren gegangen. Das ist aber kein Grund, die Siebenbürger Sachsen paus( als Rumänen und auch nicht als deutschstämmige Rumänen zu bezeichnen. Als Deutschstämmige können Personen bezeichnet werden, deren Vorfahren Deutsche waren, sie aber seit Generationen weder deut~ Sprache noch Kultur gepflegt haben. Der Begriff Rumäniendeutscher trifft wohl für alle Siebenbürger Sachsen zu, die noch in Rumänien geboren wurden, das aber umgangssprachlich. Siebenbürger Sachsen die eine Einbürgerungsurkunde besitzen werden hier auch in Akten als Deutsche betrachtet. Dass wir uns aber auch "Siebenbürger Sachsen" nennen dürfen, ist keine Schande, und niemand sollte sich dessen schämen oder versuchen, das irgendwie zu verheimlichen, was bedauerlicherweise einige unserer Landsleute vergeblich versuchen, indem sie gar nicht mehr unseren sächsischen Dialekt (unser "Platt", wie man hier zu sagen pflegt) sprechen und auch krampfhaft versuchen, sich einen der hiesigen Dialekte anzueignen. Das gelingt nur Kindern, die als Kleinkinder her nach Deutschland gekommen sind. Einem Erwachsenen hört man es immer an, wenn er nicht von Kind an hier gelebt hat. Wenn man sich aber die Mühe macht, den Leuten hier zu erklären, dass unser sächsischer Dialekt nichts anderes ist als ein Dialekt der deutschen Sprache und fast alle Siebenbürger das Hochdeutsch in unseren deutschen Schulen gelernt haben, werden uns immer wenigere als Rumänen sondern als Deutsche betrachten. Hoffentlich auch die Herren und Damen vom deutschen Fernsehen und der Presse. Es ist aber wichtig, dass jeder vernünftige Siebenbürger in der Lage ist, einem Einheimischen in einfacher Form zu erklären, weshalb wir uns mit Recht als Deutsche betrachten. Also nicht versuchen, unsere Herkunft zu verheimlichen, sondern beweisen, dass die Siebenbürger Sachsen durch Jahrhunderte für ihr Deutschtum gekämpft und es bewahrt haben. Von vielen jüngeren Menschen, Anhänger der sogenannten "Multikultigesellschaft", wird das Wort "Deutschtum" nicht gerne gehört. Wenn wir uns aber als Deutsche bekennen, dürfen wir uns von Menschen, die unsere Geschichte nicht kennen, nicht in die "rechte Ecke" stellen lassen, oder als "Neonazis" betrachtet werden. Mit sturen, unwissenden Menschen, die alle Aussiedler pauschal ablehnen und mit zweifelhaften Asylanten in einen Topf werfen, sollten wir Diskussionen über unser Deutschtum lieber vermeiden.

Erwin Thot (Beitrag im „Heimatblatt der HOG“, Ausgabe 12, Januar 2007)

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