Auf Pilzsuche in Tekes

17. Februar 2008

Nachrichten aus dem Heimatort

Als ich mit meiner Familie vor Jahrzehnten von Tekes Abschied nahm, ließen wir dort Eltern, Geschwister und Freunde zurück, mit denen wir ständig die Verbindung aufrecht erhielten und sie besuchten.
Aber zu Beginn der 90¬er Jahre, als fast alle Tekeser unser Heimatdorf verließen, riss auch unser Kontakt zu Tekes ab. Mit zunehmendem Alter erwachte aber auch bei uns die Sehnsucht nach dem Ort, wo wir geboren wurden und Jahrzehnte gelebt hatten. So machten wir uns, mein Mann, ich und mein ältester Sohn, im Sommer 2005 auf den Weg nach Tekes. Regen empfing uns dort, und bald trat auch der Alt über seine Ufer. So war Tekes sowohl bei Galt, als auch bei Comana, von der Umwelt abgeschlossen. Zu der Zeit waren noch wenige Urlauber aus Deutschland in Tekes zu Besuch, und das Leben drohte langweilig zu werden. Unser Sohn war es, der den Vorschlag machte, in den Wald zu gehen um Pilze zu sammeln. Wir, die Alten, hatten so unsere Bedenken. Wir befürchteten, dass uns vielleicht die Puste ausgehen könnte, oder wir einem Bären begegnen, der aus der Ceausescuzeit übriggeblieben ist. Unser Sohn fand eine Lösung. Er lieh vom Zigeuner "Fritzi", der als Friedhofpfleger tätig ist, Pferd und Einspänner, und wir fuhren in den kleinen Wald. Durch den Oberwinkel, vorbei an der Stelle, wo einst der "Zajelschöp" stand, ging es einem gut geschotterten Weg bis zum Räubergraben und in die Bangert. Weil bei dem regnerischen und schwülen Wetter die Mücken dm Pferd sehr plagten, blieb mein Mann sicherheitshalber beim Wagen, und ich machte mich mit meinem Sohn auf di{ Suche nach Pilzen. Es waren nicht nur die Pilze, die wir gefunden hatten, über die wir uns freuten, sondern die Begegnung mit Stellen im Wald, wie den Räubergraben, und die einstige Räuberstube, über die uns unsere Eltern und Großeltern manche Sage erzählt hatten. Auch während unserer Schulzeit hatten wir mit unseren Lehrern dorthin Tagesausflüge gemacht, an die ich mich genau erinnern konnte. Obwohl sich auch im Wald vieles verändert hat, weil es doch eine vertraute Umgebung, die wir voll genießen konnten. Mit Körben voller Pilze kehrten wir ins Dor zurück, und einige Tage wurden Pilze in den verschiedensten Zubereitungsformen gegessen. Das Wetter besserte sich und mehr Gäste fanden sich in Tekes ein, darunter auch Dr. Johann Malath mit Familie Gemeinsam mit meinem Mann bewirkten sie, dass eine ungarische Pfarrerin aus dem Nachbardorf Kobor, die auch gut deutsch spricht, in Tekes einen schönen Gottesdienst hielt. Die jüngeren Männer hatten im Pfarrhof das Gras gemäht und Tische aufgestellt. Nach dem Gottesdienst fand dort ein gemütliches Beisammensein statt. Mit meine Cousine Sofia Müller, Nr. 40, und Katharina Filp hatten wir Krapfen gebacken. Andere Frauen hatten verschiedene Gebäck mitgebracht, und dazu gab es einen guten Kaffee. Mit ein wenig Wehmut trennten wir uns von Tekes, obwohl wir hier in Deutschland eine gute neue Heimat gefunden haben. Aber je älter man wird, um so mehr denkt man an die frühen Lebensjahre, wo der Spruch: "Erst wenn du in de Fremde bist, weißt du wie schön die Heimat ist", noch große Bedeutung hatte.
<p align="right"> Katharina Filippi, geb. Melchior (Beitrag im „Heimatblatt der HOG“, Ausgabe 11, Januar 2006)

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