Rodelnde Kinder

18. Februar 2007

Sonstiges

Irmgard Rummel
Nun rodeln sie wieder den Kirchberg hinab, die Mädchen und johlenden Buben. Erst geht es gemächlich in mäßigem Trab, dann holpert's durch Mulden und Gruben, am Pfarrhaus Kommt's erst richtig in Schwung und wird ein Schießen und Rasen, es setzt über Gräben und Buckel im Sprung, vergleitet dann sacht in den Straßen, und unten endlich am Bauernhaus, da schwingt sich das wilde Getriebe aus.
Schon kommen sie wieder talnieder gefegt, zu vieren, zu dritt und zu zweien. Der Gez hat sich bäuchlings auf's Sitzbrett ge¬legt, die Ankettler toben und schreien! Das wirbelt und saust, und der Schneestaub blitzt, dass sie vor Wonne erschauern, und dort wo die Kufe Funken verspritzt, stehn wieder die ersten und lauern und werfen, mit lockeren Bällen bewehrt, auf jeden, der eben vorüberfährt.
So geht es bergauf und bergab ohne Rast, bis die Mütter rufen und winken, allmählich der Schimmer des Tages verblasst, im Dorfe die Lichter schon blinken.- Nachts, wenn der Wind an das Fenster weht, da hängen sie voller Vertrauen als letzten Wunsch an ihr Abendgebet: Ach, lieber Gott, lass es nicht tauen! Dann schlafen sie froh und ermüdet ein,- und draußen fängt's wieder an, leise zu schnein.

Irmgard Rummel, geborene Thot, wurde am 3. März 1923 in Tekes geboren. Nach dem Besuch der Leh-rerinnenbildunsanstalt in Schäßburg war sie knap¬pe zwei Jahre als Lehrerin in Tekes tätig. Zusam¬men mit vielen Tekesern wurde sie 1945 nach Russland verschleppt und kam von dort krank zurück, aber nach Deutschland, wo sie heiratete und bis zu ihrer Pensionierungen Berlin als Lehrerin tä¬tig war. Die enge Verbundenheit mit ihrer ersten Heimat und die Erinnerungen an ihre schöne Kind¬heit in Tekes, bewegten sie, nach ihrer Rückkehr aus Rußland, diese Verse über die Tekeser Kinder zu schreiben.

(„Heimatblatt der HOG“, Ausgabe 2, Januar 1997)

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