Heimat und Glockenläuten

28. März 2007

Sonstiges

Glocken der Heimat
Gedichtzyklus von Johann Mathiä
Kindheit und Jugend Glocken der Heimat, wie klingt ihr so weit, linde vom Kirchenberg, vergangen die Zeit. Musik und Tanzplatz, Heimat warst schön. Kurz nur der Traum, sie mußten dann gehn.
Abschied und Krieg Sie standen am Wegrand in grausiger Zeit, ihr Abschied war Fortgang, zum Letzten bereit. Glocken der Heimat, traurig der Klang; es war für viele der letzte Gesang.
Heimkehr Buche am Waldweg, gewaltiger Baum, in die Rinde geschnitten der Jugendzeittraum Wer sie alle sind und wer sie gewesen, in Ziffern und Lettern steht's dort zu lesen. Schattige Waldhöh', von Stürmen umbraust, wo Fuchs und Wildschwein auch heute noch haust, Buchhorn, noch immer das alte du bist, urwüchsig schön du als Freund uns begrüßt. Glockenläuten unten im Ort, er war einmal alles, Heimat und Hort. Waldesrauschen und Glockengesang klingen tief in der Seele ein Leben lang. Glocken der Heimat, wie klingt ihr so weit, über Wälder, Fluren und Zeit, treue Begleiter in die Ewigkeit. Ihr schlaget die Stunden, Herr mach uns bereit.
Totengedenken Heimatglocken, ihr immer bereit, grüßet die Gräber an sonniger Seit', selbst dort über dem dunkeln Haus, würdevoll über das Ende hinaus. Ihnen war Freud und auch Leid beschieden, Herr, lasse sie ruhen, alle in Frieden. Wun de Glöken lodjen Autor unbekannt
Wun de Morjeglöken lodjen, folden biedend ech de Hondj. Läwer Harrgöt. läwer Hielünd. lüß mech mäden hotj de Sondj. Lort Glöken. loit. an det Harz mir droint, dot et Gott dem Harren uch en Dunklied soint.
Wun de Mattochglöken lodjen, lüssen ech de Orbet stün. Men; Gedunken. mal diem Klonjen, vun dem Turm zem Hemmel gün. Lort Glöken....
Wun de Üwendglöken lodjen, uch det Dochwärk äs füllbröcht, sün ech: läwer. güeder Hielünd, bleif bä mir uch an der Nöcht. Loit Glöken....
Wun de Soindichglöken lodjen, gün ech an det Gotteshuis, Kun gestärkt durch äsen Hielünd, frie uch glotjlich anj eruis. Loit Glöken....
Wun de Glök ech nemie hieren, höt der Harr mech hiem gehült. Seiich ban ech. wun of lerden, ech gedün, wot hie gewült. Loit Glöken.,..
Johann Mathiä musste als 18-jähriger 1942 auch zur deutschen Armee, überlebte den Krieg, und konnte erst viele Jahre später seine Heimat wiedersehen. Er fand aber nicht die Heimat wieder, die er einst verließ. All das, was ihn in dieser Zeit bewegte, eng verbunden mit den Glocken seiner Heimat, kommt in diesen Gedichten zum Ausdruck.
Zum Leben unserer Siebenbürger Bauern, so auch dem unserer Tekeser, gehört der Klang der Glocken, den sie täglich mindestens dreimal hören konnten. So finden wir in den meisten Gedichten, Liedern oder Erzählungen über die Heimat, die Glocken erwähnt. Kein Wunder, dass das sächsische Lied, Wun de Glöken lodjen, von dem Galter Pfarrer Wagner, der in den fünfziger Jahren vorübergehend Tekes betreute, erstmals mit dem Tekeser Kirchenchor einstudiert wurde, bis heute bei vielen Tekesern eines der beliebtesten Lieder geblieben ist.

Erwin Thot
(Beitrag im „Heimatblatt der HOG“, Ausgabe 5, Februar 2000)

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