Erinnerung und Trauer

2. Mai 2007

Sonstiges

Wohin entschwanden alle meine Jahre? Manchmal ist mir, als habe ich mein Leben nur geträumt. Das Land in dem ich aufgewachsen bin, scheint mir fremd zu werden. Meine einstigen Gespielen, mit denen ich manchen Wonnetag erlebte, sind alt geworden und viele leben nicht mehr. In meinem Heimatdorfe liegen große Teile des Feldes, wo einst fleißige Bauern arbeiteten, verödet da. In den schönen Wäldern hört man nicht mehr den Ruf der Kinderscharen, die einst Pilze und Erdbeeren suchten. Keine Frauen gehen mehr mit einem Sträußchen Reseda oder Löwenmäulchen in der Hand zum Gottesdienst, und leer stehen auch die vorderen Bänke, in denen die Mägde einst saßen. Längst gibt es den Tanzgarten auf der „lerdschloch" nicht mehr, wo die Jugend sich traf und beim Tanz vergnügte. Die Stuben, wo oft der Spruch „Siebenbürgen süße Heimat" an der Wand hing, stehen leer da und Spinnweben ersetzen die bestickten Wandbehänge. Der „Trobünt" geht nicht mehr mit seiner Trommel von einem Dorfende zum anderen, um anzukündigen, wann die Ernte eingefahren werden darf. Der Abendwind weht auch jetzt noch vom Buchhorn, wenn das Vieh von der Weide ins Dorf zurückkehrt. Aber in den Höfen hört man nicht mehr vertraute Geräusche, wie das „Dremmern" der Melkeimer, das Quitschen der Ketten mit denen das kühle Wasser aus den Brunnen geholt wurde, das Schnauben der heimgekehrten Büffel oder Kühe am hölzernen Wassertrog neben dem Brunnen, oder ihren Zungenschlag beim lecken an dem Salzstein. Bedrückende Stille liegt jetzt über dem Dorf und in Gottes Händen steht das Schicksal dieses einst so stolzen Dorfes.

Katharina Folberth, geb. Geisler (Aldersbach) (Beitrag im „Heimatblatt der HOG“, Ausgabe 9, Februar 2004)

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